dream on two wheels

Thailand: Land des Lächelns

Von Bangkok nach Mae Sariang ( 6.12.-23.12.17)

Nachdem wir Teresa und Anna schweren Herzens verabschiedet haben verbringen wir nochmal zwei Nächte bei unseren fantastischen warm Shower Gastgebern Kumi und Nori in Bangkok. Am letzten Abend werden wir mit einem leckeren japanischen Gericht überrascht und anschließend gehen wir gemeinsam in den nahegelegenen Park der zum anstehenden Jahreswechsel in ein Lichtermeer verwandelt wurde. Weihnachten ist in Thailand kein Thema. Etwa 94% der Thailänder sind Buddhisten und im Buddhismus spielt das christliche Weihnachten keine wesentliche Rolle.

 

Unser nächstes Ziel lautet Ayutthaya, die alte Hauptstadt des Königreichs Siam die etwa 80 Km nördlich von Bangkok liegt. Wie erwartet zieht sich die Rausfahrt aus der Mega-Metropole über 30 Kilometer. Am Rand von Bangkok gibt es den wahrscheinlich einzigen Rad Laden in Thailand der Schwalbe Reifen im Sortiment hat und da der Laden auf dem Weg liegt bekommt mein Hinterrad noch schnell einen neuen Reifen.  

In Ayutthaya übernachten wir zwei Nächte in einem kleinen Hostel. In Thailand bekommt man bereits für 3-5 Euro pro Person ein Übernachtungsbett. Ein Doppelzimmer in weniger touristischen Gegenden gibt es sogar schon ab 5 Euro. Bei der Hitze sind wir außerdem dankbar wenn wir nicht im Zelt schlafen müssen denn unser Zelt ist zwar stabil und sturmsicher aber in der Hitze nicht die beste Wahl.

Wer nach Ayutthaya reist kommt um sich die beeindruckenden Tempelanlagen der ehemaligen Königsstadt anzuschauen. Seit dem Jahr 1351 herrschten und residierten hier 35 Könige über das Reich Siams und erweiterten die Stadt stetig. Im 16. Jahrhundert florierte Ayutthaya als internationale Handelsstadt ehe sie am 7. April 1767 durch die Birmanen erobert und fast vollständig zerstört wurde.

Nur 15 Jahre nach dem Fall Ayutthayas wurde 80 Km weiter südlich die neue Hauptstadt Bangkok gegründet.

Von den einst mehr als 350 Tempelanlagen sind nur noch wenige, aber dafür sehr imposante übrig geblieben. Wir verbringen einen ganzen Tag im recht weitläufigen Geschichtspark. Zwischen den Tempelanlagen radeln wir mit unseren Rädern durch die unbarmherzige Sonne und schwitzen was das Zeug hält...

Beliebtes Fotomotiv im Wat Mahathat: "Buddha Kopf im Baum"

Wir sind früh unterwegs. Nicht nur wegen der Hitze sonder weil wir uns auf riesige Touristenmassen in Bussen aus Bangkok gefasst machen aber am Ende sind in den Anlagen gar nicht so viele Menschen unterwegs. Vielleicht hatten wir Glück, vielleicht verteilt es sich auch einfach ganz gut. Ein anderer Punkt mag die "neue Reiseart" vieler Backpacker sein. Überraschende Weise hören wir von den Rucksackreisenden oft das sie inzwischen eher Fliegen statt Bus oder Bahn innerhalb eines Landes zu nehmen. Vielleicht kommen daher an manche Orte die Früher als "Zwischenstopp" galten jetzt weniger Individualreisende...

In Ayutthaya sehen wir zum ersten Mal Elefanten. Elefanten haben in Thailand eine verwurzelte Tradition. Vor den Tempeln stehen riesige Elefantenskulpturen, die typischen Schlabberhosen sind mit Elefantenmustern geziert und jede Menge weitere Souvenirs werden von entsprechenden Mustern geziert. Elefantentrekking gehörte (und gehört) seit vielen Jahren zu einer der Hauptattraktionen Thailands. In den letzten Jahren ist es wohl allerdings Dank Berichten verschiedener Tierrechtsorganisatoren zu einem Umdenken bei einem Teil der Touristen und Thailändern  gekommen. Inzwischen boomt das Geschäft mit Elefanten Parks wo man als Tourist gegen Eintritt Elefanten in ihrer natürlichen Umgebung frei von Ketten und Dressurzwang beobachten können soll. Zu solch einem Park können wir nichts sagen da wir noch keinen besucht haben. Hier in Ayutthaya stehen die armen Dickhäuter leider angekettet in der Prallen Mittagssonne und tragen  Touristen über die Hauptverkehrsstraße...

Wir schlendern über die Ruinenanlage des Wat Phra Si Samphet, eins der königliche Tempel auf dem Gelände des alten Königspalastes in Ayutthaya. Im Zentrum der Anlage befinden sich auf einer erhöhten Plattform die 3 sogenannten Chedis in ceylonesischer Bauart, deren Form an eine Glocke erinnert. In jeder Himmelsrichtung sind kleine Kapellen angesetzt, zu denen sehr steile Treppen führen.

Chedis im Wat Phra Si Sanphet

In der Anlage Wat Lokayasutharam ist ein riesiger liegender Buddha die Hauptattraktion. Der aus Ziegel und Mörtel bestehende Buddha ist ca. 40 Meter lang und 8 Meter hoch.

Kommen wir zu der Frage: "Wer ist eigentlich Buddha". Etwas beschämt müssen wir zugeben das wir auch nach 3 Monaten Japan nicht wirklich viel über den Buddhismus wissen. Als wir beginnen nachzulesen rauchen uns bald die Köpfe. Man kann diese Religion nicht in wenigen Worten zusammenfassen oder erklären.

Kommen wir also auf die Ursprungsfrage Zurück..."Buddha" bedeutet wörtlich "der Erwachte" und ist derjenige der aus eigener Kraft Reinheit und Vollkommenheit seines Geistes erreicht hat. Vollkommene Weisheit sowie Mitgefühl mit allem Lebendigen. Außerdem ist Buddha der Ehrenname des indischen Religionsstifters Siddhartha Gautama dessen Lehre den Buddhismus begründet und der ca. 500 vor Christus in Nordindien lebte.

Nachdem der junge Siddhartha zunächst in einer Adelsfamilie abgeschirmt von allem weltlichen Leid aufgewachsen sein soll erkannt er eines Tages die Realität des Lebens und beschloss nach einem Weg aus dem allgemeinen Leiden zu suchen. Während einer 6 Jährigen Wanderung durch die Gangesebene traf er viele religiöse Lehrer die ihn aber seinem Ziel nicht näher brachten. Auf der Suche nach seinem eigenen Weg soll Siddhartha in seinem 35. Lebensjahr das vollkommene Erwachen erreicht haben.

Auf unserer Reise durch Thailand sind Buddha Statuen allgegenwärtig. Sie Statuen dienen nicht als dekoratives Kunstwerk  sondern vielmehr den Gläubigen zur Erinnerung.

Der Ruhende Buddha im Wat Lokayasutharam

Wat Mahathat

Wat Yai Chai Mongkon

Nach unserem "Tempeltag" in Ayutthaya schwingen wir uns wieder auf unsere Räder und fahren auf kleinen Nebenstraßen Richtung Nordwesten. Unser Ziel ist die Grenzstadt Mae Sot. Von hier aus wollen wir immer entlang der Grenze zwischen Thailand und Myanmar nach Norden und letzlich Chiang Mai radeln. Unseren ursprünglichen Plan über Myanmar und Indien nach Nepal zu radeln macht leider die Visapolitik Myanmars zu nicht. Ein 30 Tage Visum könnten wir zwar problemlos bekommen müssen aber das Land Myanmar über den gleichen Grenzübergang verlassen wo wir eingereist sind. Auf unserer Strecke treffen wir auf drei Französische Radler die das Problem umgehen in dem sie Myanmar per Flugzeug aus Mandalay verlassen und von Indien weiter radeln aber wir haben keine Lust die Räder schon wieder in ein Flugzeug zu verpacken. Bleibt also weiter durch andere Länder Südostasiens zu radeln und das gefällt uns eigentlich auch gut! Es geht also weiter immer Richtung Nord Thailand und der Grenze ins Nachbarland Laos.

Hauptverkehrsmittel in Thailand sind Motorräder, Roller, Mopeds oder ähnliches. Gerne auch mit selbstgebautem Anhänger, Beiwagen oder mobilem Verkaufsstand. Manchmal sitzen auch schon mal 2 Erwachsene und 3 Kinder auf einem Moped!

Wir genießen das "normale thailändische Leben" abseits der Touristenmagneten. Entlang von meist verkehrsarmen Nebenstraßen mit wirklich gutem Asphalt (!) rollt es sich ziemlich gut. Erst hier bemerken wir was die normalen Preise sind...Wie auf der ganzen Welt wird in den touristischen Regionen gerne mal ein Vielfaches des normalen Preises drauf getan. Anstelle von 80-200 Baht (2-5 Euro)zahlen wir für ein klassisches Gericht wie zum Beispiel Pat Thai  am Straßenrand nur noch 40 Baht ( 1 Euro). Eine Soda gibt es schon für 10 Baht (25 Cent) und noch viele weitere Curries und andere Leckereien deren Namen wir gar nicht kennen. Wir probieren einfach was gut ausschaut. Oft können wir eh nicht kommunizieren weil niemand englisch versteht. Zum Glück haben die meisten Restaurants Fotos von den Gerichten abgebildet und wir zeigen einfach auf eines in der Hoffnung nicht die Kategorie "Maximumscharf" erwischt zu haben. Thailändisches Essen ist was den Schärfegrad angeht tückisch. Man könnte es in folgende Kategorien einteilen:

"No spicy" = ein wenig  scharf (essen nur Touristen!)

" Little spicy" = für den Thailänder äquivalent mit Kategorie 1, für uns bereits ziemlich scharf!

"medium Spicy = der Thailänder gibt noch einen extra Esslöffel gemahlene Chilies als kleine Extrawürze zu, für uns nur mit jeder Menge Eiswasser "runterspülbar", der Schweiß tritt SOFORT aus den Poren, es brennt wie Sau und man schmeckt nur noch Chili...

"Very Spicy"= die Thais lieben es, ansonsten nur für den absolut Geübten zu empfehlen und nach kardiologischem Check up!

Unser Erfahrung nach sollte man als Ausländer getrost immer eine Kategorie weniger wählen als man denkt, dann kann man nichts verkehrt machen! Ich jedenfalls komme aus dem Staunen nicht heraus als wir an einem kleinen Straßenrestaurant gebratene Nudeln essen. Ich gebe vorsichtig eine Löffelspitze Chili Pulver in mein Essen und mir fangen nach dem zweiten Happen die Augen an zu tränen. Am Nebentisch sitz eine Junge Thailänderin die sich eine Nudelsuppe bestellt hat. Als die Suppe kommt gibt sie beherzt drei gehäufte Teelöffel gemahlener Chilischoten in die Suppe und mixt alles gut durch. Ich fange entgeistert an zu starren und die Frau lächelt mich schüchtern an. "Litte Spicy" sagt sie und isst ohne mit der Wimper zu zucken ihre Chilimischung. Respekt!

Am Straßenrand sehen wir sehr viele Schlangen. Oft sehen wir sie erst in letzter Sekunde und müssen höllisch aufpassen nicht drüber zu rollen

Thailand: Tempel, Tempel, Tempel!

Bis nach Mae Sot ist es flach und heiß. Wir sind jeden Abend Dankbar das es so preiswerte Unterkünfte in Thailand gibt und wir uns den Tagesschweiß unter einer kalten Dusche abwaschen können. Die Landschaft kommt und trotzdem nie langweilig vor. Nach dem sehr westlichen Japan fühlen wir uns hier wieder ein bisschen an das sympathische "Chaos" Lateinamerikas erinnert. Außerdem können wir uns kaum an der grünen und blühenden tropischen Landschaft sattsehen! Das ländliche Thailand unterscheidet sich sehr von den Städten. Hier leben Menschen durchaus noch in einfachen Bambushütten. Wir sehen Reisbauern beim Bestellen ihrer Felder zu. Kleine Restaurant, Obststände oder winzige Einkaufsläden finden wir alle paar Kilometer am Straßenrand. Unsere Hinterradtaschen sind ungewohnt leer. So schön kann Radfahren sein!

Mae Sot, Grenzstadt nach Myanmar

In Mae Sot sind wir über die Warm Shower Community mit Ton aus Holland verabredet. Er ist in den 90iger Jahren mit dem Fahrrad von Holland aus nach Thailand geradelt und in Mae Sot geblieben. Er engagiert sich für Flüchtlinge aus Myanmar, unterrichtet Englisch und hat uns eingeladen bei der "Border Collective" vorbeizukommen. Hier findet heute ein Fundraising für das nahegelegenen Krankenhaus statt in dem die Flüchtlinge umsonst behandelt werden können. Im Laden wird wunderschönes Kunsthandwerk der Flüchtlinge   verkauft, im angrenzenden Café Speisen und Getränke der Region. Achtzig Prozent gehe normaler Weise an die Flüchtlinge, heute jedoch alles verdiente ans Krankenhaus.

Ab Mae Sot befinden wir uns bald auf der immer einsamer werdenden Straße 105 die immer entlang der Grenze gen Norden zieht. Die anfänglich flache Straße verwandelt sich schnell in eine Achterbahn mit heftigen Prozenten (die steilste Stelle davon 20%) so das wir immer wieder nur schieben können. Wir kommen nie so weit wie geplant aber werden dafür 3 Nächste in Folge herzlich von der Grenzpolizei beherbergt. Wir können unser Zelt aufstellen, werden zum Abendessen und Frühstück eingeladen und eine Dusche ist auch immer dabei. Die Gastfreundschaft der Thais ist wirklich beispiellos! Wir werden vom Polizisten "Mit" zum Abendessen eingeladen. Er kann ein paar Worte englisch und wir werden von seiner Frau die 200 Meter zu seinem Haus im Pick up Truck gefahren. Auf der Terrasse sitzen wir auf lackierten Baumstümpfen. Das Essen besteht aus Reis, Omelett, Fisch, und ein paar Hähnchennuggets. Eine Dose "Leo Bier" gibt es natürlich auch. Die Stimmung ist entspannt. Die Nachbarn kommen aus ihren kleinen Häusern und setzen sich zu uns. Viel Abwechslung gibt es hier auf dem Polizeigelände scheinbar nicht.   "Mit" wohnt hier seit über 20 Jahren mit seiner Familie. Die Häuser erinnern ein wenig an eine Kasernensiedlung, eben einfach und praktisch. Die wenigsten können sich hier große Extravaganz leisten. Ich bin mir sicher das das Essen heute etwas besonderes gewesen ist. Oft gibt es nur Reis und gebratenes Gemüse.  Wir sind sehr dankbar!  Inzwischen ist es auch deutlich kälter geworden. Nachts müssen wir sogar unsere Schlafsäcke als Decke benutzen und Abends kommt nach langer Zeit mal wieder die Fließjacke und Mütze zum Einsatz.

Ungefähr 60 Kilometer nach Mea Sot führ die Straße an einem gigantischen Flüchtlingslager namens Mae La entlang. Die Lage ist landschaftlich eigentlich recht idyllisch aber der Anblick und der Gedanke dort leben zu müssen weit weg davon! Mindestens 40.000 Flüchtlinge, hauptsächlich zum Volk der Karen gehörend leben hier seit Jahrzehnten. Viele von ihnen wurden bereits in der Stadt aus wackeligen Bambushütten geboren und haben diese nie verlassen. Das ganze Areal ist von einem Zaun mit Polizeibewachung umgeben. Die Karen werden in Myanmar seit den 60 iger Jahren brutal verfolgt und grausam unterdrückt. Der Anblick der zusammengeschusterten Bambushütten ist erschreckend. Man kann sich kaum vorstellen wie ein Mensch in solch einer Unterkunft vernünftig vor Kälte, Regen und anderen Umwelteinflüssen Schutz finden kann und dennoch sind diese Häuser seit Jahren das einzige Zuhause was viele der Flüchtlinge kennen...Die Geschichte Myanmars ist vielfältig und traurig. Der Konflikt Jahrzehnte alt. Bereits in der vorkolonialen Zeit wurde das heutige Myanmar weder geographisch noch politisch als Einheit betrachtet. Zwischen den Birmanen und umliegenden Völkern kam es immer wider zu Konflikten. Unter der Kolonialherrschaft der Britten kam es zum Zerschlagen der birmanischen Königreiche während die nicht-birmanischen Minderheiten eine gewisse Autonomie genossen. Nach dem zweiten Weltkrieg und der Unabhängigkeit Myanmars eskalierte die Lage und es kam zu Aufständen in verschiedenen Landesteilen und die vorwiegend von christlich geführte Karen National Union begann ihren bewaffneten Kampf für einen unabhängigen Staat. Seither ist kein Frieden in Myanmar eingekehrt. Manche der Rebellionsorganisationen haben inzwischen Waffenstillstandsabkommen mit der Regierung geschlossen während andere Rebellengruppen wie die Karen National Liberation Army (KNLA) weiterhin aktiv sind. Die Traurige Geschichte geht weiter. Seitdem die Armee von Burma im August diesen Jahres begann gewaltsam gegen die Rohingya-Rebellen im Bundesstaat Rakhine vorzugehen flüchteten nach UNO-Angaben rund 640.000 Angehörige der muslimischen Minderheit ins Nachbarland Bangladesch. Tausende Menschen wurden gewaltsam getötet. Ein Ende des Konflikt scheint kaum in Sicht und das Flüchtlingslager Mae Lang ist nur eines von vielen Tragödien die dieser Bürgerkrieg mit sich bringt....

Flüchtlingslager Mae Lang

Einladung zum Abendessen beim Polizisten "Mit" und seiner Familie bei der Grenzpolizei

Morgendlicher Apell, wir sagen "Tschüss" und " Kopun kah"

Nach anfänglich doch recht starkem Verkehr waren wir schon dabei von der Route ein wenig enttäuscht zu sein aber  nach 100 Km auf der 105 wird es genau so wie wir es uns vorgestellt haben. Einsam, ruhig und wunderschöne tropische Berglandschaft. Auch die zweite Nacht können wir bei der Polizei übernachten zudem mit einem traumhaften Blick auf den Grenzfluss Moei und der eine oder andere schöne Blick nach Myanmar rüber ist auch dabei!

Die Straße wird bergig und einsam

Wir folgen dem Grenzfluss "Moei" und dürfen unser Zelt auch die zweite Nacht bei der Polizeistation im Örtchen Ban Tha Song Yang aufstellen

Blick von unserem Zeltplatz aus bei der Polizeistation kurz vor Sonnenuntergang auf den Grenzfluss Moei und Myanmar

schön scharf!!!

Ab jetzt gibt es kein Erbarmen mehr...es wird brutal hügelig. Okay, ja klar, wir haben die Anden gemeistert ABER es kommt eigentlich immer nur auf die Prozente an! In den Anden sind wir manchmal 30 Km Pässe völlig problemlos hochgefahren weil der Gradient maximal 6 Prozent betrug. Diese Strecke gleicht wirklich einer Achterbahnfahrt und treibt auch den noch so erfahrenen Tourenradler die Tränen in die Augen und lässt die Oberschenkel und Waden brenne... Wir schaffen nur ganze 37 Km und werden auch ein drittes Mal in Folge herzlich bei der Polizei aufgenommen. Heute dürfen wir in einer Holzhütte auf Stelzen übernachten. Perfekt. Gekocht wird gemeinsam. Wir basteln ein riesiges Omelett aus allem was wir noch haben zusammen, "O" (er lacht und sagt "mein Name ist der Kürzeste Name der Welt") kocht Reis und Fleisch in Knoblauch Sauce für uns und seine weiteren 2 Kollegen.

Unter dem Tisch liegt ein Hund mit hellbraunem Fell in einem erbärmlichen Zustand. Leider sind Thailands Hunde bis lang mit Abstand die Hunde im schlimmsten Zustand seit unserem Start in Alaska. Ich frage den jungen Polizisten was das Problem sei und er erklärt mit Händen und Füßen das der Hund seit einem Monat kaum noch fresse und seit einer Woche gar nichts mehr zu sich nehme. Innerlich bin ich zunächst empört und schockiert. Warum macht denn niemand etwas denke ich. Er signalisiert mir ausdruckslos das der Hund bald sterben werde und  kommt mir fast ein wenig gleichgültig dabei vor. O schneidet ein gutes Stück Fleisch vom angedachten Abendessen ab und hält es dem Hund vor die Schnauze   aber dieser dreht nur schwach und apathisch den Kopf zur Seite und atmet schwer weiter. Als O mir als nächstes hilflos eine leere Glasflasche in die Hand drückt schäme ich mich das ich ihn für gleichgültig gehalten habe. Auf der Glasflasche sind ein Hund und eine Katze abgebildet sowie die Namen eine Kombination zweier gängiger Breitspektrum Antibiotika. Die Flasche muss für thailändische Verhältnisse einiges gekostet haben. Er sagt er hätte es dem Hund gestern eingeflößt aber es habe nicht geholfen. Jetzt merke ich das seine vermeintliche Gleichgültigkeit dem Hund gegenüber Hilflosigkeit ist. Ich nicke anerkennend und strecke beide Daumen hoch wohl weislich das es diesen Hund nicht mehr retten wird. Wieder einmal müssen wir erkennen in welcher Luxusgesellschaft wir leben das selbst Hunde zum Arzt gebracht werden können und teure Behandlungen erhalten. Behandlungen die in Thailand  nicht einmal vielen der  Menschen zugänglich wären!

Frühstück mit O und seinen Kollegen in der Polizeistation im Dorf ban Mae Om Ki

Nach einer erneuten Einladung, diesmal zum Frühstück radeln wir die letzten 63 Kilometer nach Mae Sariang. Der kleine Ort ist die einzige größere Ansiedlung in dieser Region und von hier aus muss man sich entscheiden. Weiter entlang der 105 in die angeblich "brutalen Berge" nach Mae Hong Son oder "rechts abbiegen" durch die "normalen Berge" nach Chiang Mai.

Wir haben uns noch nicht entschieden. Die knapp 1000 Kilometer von Bangkok hierher sind wir in ungewohnter Hitze mit nur zwei Pausentagen geradelt. Wir brauchen ein paar Tage Auszeit. In einer sagen wir mal "heruntergekommenen Herberge mit Charme" direkt mit Flussblick verbringen wir die nächsten Tage. Weihnachten steht vor der Tür aber zum ersten Mal auf der Reise bekommen wir das fast gar nicht mit. Nichts, aber auch gar nichts deutet hier auf das anstehende Weihnachtsfest in der christlichen Welt hin. Vielleicht auch gut so. Immerhin ist es das dritte Weihnachtsfest in Folge weit weg von Familie und Freunden. Vielleicht fällt es uns aber auch leichter weil wir wissen nächstes Jahr wieder mit unseren Lieben  feiern zu werden. Aktuell genießen wir einfach nur den Blick auf den Fluss und die Herde Wasserbüffel die Täglich zwischen 10 und 11:00 Uhr morgens mit ihrem Hirten durch den Fluss zieht. Wir bewegen uns eigentlich nur wenn der Hunger zu groß wird und sammeln neue Kraft und Energie für die baldige Weiterfahrt. Wo wir Weihnachten und Sylvester sein werden...wer weis das schon, irgendwo in den Bergen zwischen hier und der Grenze zu Laos. Wir lassen uns selbst überraschen.

Daher wünschen wir allen schon einmal von hier aus ein ruhiges und gelassenes Weihnachtsfest sowie Gesundheit und Zufriedenheit fürs kommende Jahr. Wir sehen uns im neuen Jahr wieder! Hier aber   dann auch endlich irgendwann wieder in "natura".

Wir sagen also "Tschüss, Adios, Bye Bye"  bis im Jahr 2018!

Anja & Radko :-)))