dream on two wheels

Von Huancavelica über Cusco zur bolivianischen Grenze (9.1.-28.1.17)

Zu Besuch bei den Inca

Unsere letzten Wochen in Peru brechen an aber so schnell wollen wir dem geliebten Peru nicht auf Wiedersehen sagen, denn es wartet noch eine weitere Etappe bis zur Bolivianischen Grenze auf uns. Über die inzwischen zum größten Teil asphaltierte Straße wollen wir von Huancavelica nach Aycucho radeln, der Inca-Hauptstadt Cusco einen Besuch abstatten uns dann über das Altiplano und den Titicaca See nach Bolivien rollen.

Die Straße aus Huancavelica führt uns erneut in die beeindruckende Landschaft der peruanischen Anden. Noch einmal genießen wir die Einsamkeit und Stille der Berge. Hinter Hunacavelica übernachten wir in dem Areal einer kleinen Dorfschule. Es sind Ferien und daher stören wir ohnehin niemand. Die Kinder des Dorfes bekommen ziemlich schnell Wind von unserer Anwesenheit und belagern uns regelrecht für mehrere Stunden. Es ist kalt und es regnet ununterbrochen und wir freuen uns ein Dach über dem Kopf zu haben. Den Kindern, zumeist nur in Jogginhosen und Pullovern bekleidet scheint das Wetter kaum etwas aus zu machen. Als wir fertig gekocht haben verkündigen wir das es für uns nun Zeit zum Schlafen sei. Die Kinder gucken uns irritiert an (es ist 18:00). Erst als wir ins Zelt gekrochen sind und wirklich nichts mehr "passiert" trollt sich die Kinderschar davon und wir können schlafen.

Radfahren in der Regenzeit, Cycling during the rainy season...

zwischen/between Huancavelica und/and Lircay

küss mich, kiss me :-)

Unser nächster Stop ist Lircay. Wir arbeiten uns tagsüber mehrfach mühsam durch Baustellen und sind ziemlich groggy. Wir können die Stadt im Tal auf unserer Abfahr schon sehen. Juhu es wartet hoffentlich ein warmes Abendessen und Bett auf uns...aber die Rechnung geht nicht auf, zumindest nicht so schnell wie wir es gerne hätten. Drei Kilometer vor dem Dorf ist die Straße vollgesperrt denn es wird gerade eine neue Straße in den Felsabhang gebaut. Wir müssen auf eine Umleitung ausweichen die uns satte 300 Höhenmeter über holprige Pisten und über zwei weitere Dörfer letztlich 10 Km später nach Lircay führt. Wir freuen uns nach der nassen und kalten letzten Nacht über das riesige preiswerte Zimmer in welches wir problemlos die Räder reinrollen können und eine Portion Hühnchen mit Pommes.

Am nächsten Morgen geht es zeitig für uns raus denn in der letzten Zeit regnet es so gut wie immer ab Mittags. Wir müssen um nach Ayacucho zu kommen noch einen Pass bewältigen, allerdings wie sich herausstellt auf feinstem Asphalt!

Wir radeln entlang eines kleinen Flusses in moderaten Prozenten bergauf und anschließend in Serpentinen in die karge Berglandschaft.

die Straße die aus Lircay herausführt, road leaving Lircay

Die Straße verläuft durch einsame Regionen. Nur ab und an treffen wir auf kleinen Gruppen Straßenbauarbeiter die uns immer freundlich zuwinken und "Hallo" rufen aber ansonsten sind wir alleine. Einen Kilometer vor dem Gipfel (des Passes dessen Namen wir gar nicht kennen) schlagen wir oberhalb der Straße unser Zelt auf.

manchmal können wir behilflich sein, die Schubkarre braucht Luft, sometimes we can help...

Die Straße wird auch von Schäfern benutz, the road is also used by sheperds

wir sehen diesen schönen kleinen Friedhof direkt neben der Straße, we pass this Little beautiful cementery just next to the road

between Lircay and Ayacucho

Camping on 4700m between/zwischen Lircay and/und Ayacucho

Die Abfahrt Richtung Ayacucho ist wunderschön. Die Berge plötzlich bunter, die Temperatur steigt und in den Dörfern sind die Dächer mit farbenfrohen Tonfiguren geschmückt. In einem kleinen Dorf machen wir Mittagspause. Wir treffen auf eine  Kinderschar die ein Lamm bei sich hat. Das Lamm hat ein Kreuz um den Hals und wird mit der Flasche aufgezogen. Es heißt "Blanca", sprich "die Weiße". Eigentlich sagt man uns würden die meisten Leute in Peru kein Lamm mit der Flasche aufziehen denn die Milch koste mehr als das Lamm wert sei, aber Blanca hat wohl Glück gehabt :-)

Das Schäfchen "Blanca", the Little sheep named "Blanca"

die Dächer der Häuser in den Dörfern vor Ayacucho sind wunderschön verziert, the roofs of the houses near Ayacucho are beautiful

Vor Ayacucho geht es nochmal ordentlich zur Sache. Wir mühen uns auf der ziemlich stark befahrenen Straße in Kurven einen Anstieg hinauf. Am Straßenrand liegt überall stinkender Müll und leider auch etliche tote Hunde die keinen schönen Anblick bieten und unsere Geruchsnerven strapazieren. Wir fühlen uns beide ziemlich gestresst und wollen nur noch ankommen. In einer Kurve bleibt Radko plötzlich stehen und steigt vom Rad. Dazu muss man wissen das Radko der Meister im "Sachen finden" ist. Armbanduren, Handys, Kleidung, Taschenlampen, Adapter... nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Fundus entlang der Panamericana. Ich frage mich was es diesmal ist und Radko wedelt mit einem 100 Sol Schein vor meiner Nase. Boah Wahnsinn, Geld am Straßenrand ist eine neue Liga! Verwundert gucke ich in den matschigen Straßengraben und denke ich habe mich getäuscht. Wortlos zeige ich einen Meter weiter nach links denn...dort liegen noch mehr Scheine. Fassungslos sammeln wir insgesamt 6 Scheine a 100 Sol aus dem Graben. Wir denken beide "die sind bestimmt gefälscht" aber stecken das Bündel erstmal in die Tasche. In Ayacucho angekommen suchen wir uns eine  Unterkunft. Ich bezahle lieber erstmal mit einem unser eignen 100 Sol Scheine aus dem Bankautomaten. Der nette Hotelbesitzer legt diesen zu meiner Überraschung auf eine kleine Leuchtmaschiene um dessen Echtheit zu überprüfen denn in Peru, erklärt er mir, gäbe es viele Probleme mit Falschgeld. Ich habe eine Idee. ich frage ihn ob er unser Geld welches wir auf der Straße gewechselt hätten (sorry, kleine Notlüge) überprüfen könnte. Kein Problem...und wow, alle Scheine sind echt. Das hatten wir nicht erwartet und ich habe nun doch ziemlich Mitleid mit demjenigen der die 600 Sol (ca 200 Euro) verloren hat. Wir entschließen uns das Geld in Geschenke für unsere Freunde und Familien und ein Paket in die Heimat zu investieren.

Ayacucho

In Ayacucho, der Stadt der Kirchen, verbringen wir 3 erholsame Ruhetage. Morgens trinken wir unseren eigenen Kaffee im Bett, dann gehen wir auf dem direkten Weg in die Fußgängerzone denn hier haben wir direkt bei unserer Ankunft ein mega Tortengeschäft entdeckt. Jeder 1-2 Stück Sahnetorte zum Frühstück und zum "herunterspülen" gibt es ein Mango-Sahneeis-Milchshake.......göttlich. Die Anden haben merklich an uns gezehrt. Insgesamt haben wir zu zweit 24 Kilo Gewicht gelassen. Das muss vielleicht nicht alles wieder rauf aber ein paar Reserven benötigen wir dann doch für kommende einsame Pisten :-). Gegen Mittag verlassen wir das Tortenfachgeschäft und schlendern über die hübschen Märkte wo wir zum ersten mal auf der Reise Souvenirs kaufen denn die handgefertigten bunten Tücher und Decken die man in Peru überall sieht sind wunderschöne Andenken. In Peru tragen die meisten Frauen ihr Hab und Gut in diesen bunten Decken auf dem Rücken und auch die Kinder werden von Geburt an in einer bestimmten Art eingewickelt  auf dem Rücken getragen. Einen Kinderwagen haben wir wirklich bis lang nur in großen Städten gesichtet.

das Obst wird auf Schubkarren verkauft, Lady selling fruit

Fußgänger Zone in Ayacucho

Von Ayacucho gönnen wir uns eine Busfahrt nach Cusco. Wir sind beide ziemlich ausgelaugt und benötigen ein paar weitere Tage Pause. Die Zeit wollen wir nutzen die alte Incahauptstadt Cusco unter die Lupe zu nehmen. Busfahren mit Rädern macht irgendwie keinen Spaß und die Route hat es in sich. Es geht im Dauertakt Serpentinen hoch und runter. Der Fahrer nimmt die Kurven so scharf und mit solcher Geschwindigkeit das sein Oberkörper sich wie auf einem Motorrad in die Kurve legt. Ich neige eigentlich gar nicht zur Reisekrankheit im Auto aber irgendwann ist mir nur noch schlecht. Ich versuche standhaft in die Ferne zu gucken aber alle Bemühungen sind erfolglos....das noch weitere 12 h...das halte ich nicht aus. Für knappe 500 Km benötigt der Bus satte 15 Stunden! In der einzigen Pause renne ich zum Gepäckraum uns leere die Taschen. Bingo, wir haben noch ein paar Tabletten gegen Reisekrankheit von der Bootsfahrt von Panama nach Kolumbien. Ich spüle schnell eine davon mit Wasser runter und versuche mich bei der Weiterfahrt zu entspannen. Zum Glück wird es bald dunkel und irgendwann übermannt mich die Tablette und die Müdigkeit und ich kann die meiste Zeit bis Cusco schlafen.

Wir kommen gegen 5:00 Morgens in Cusco an. Es ist noch duster und die Stadt wie verlassen. Wir trinken einen Kaffee am Bahnhof und machen unsere Räder startklar um zum Hostal Estrellita zu radeln. Hier wartet ein Packet mit einer neuen Thermarest Matratze auf mich und die Sachen die wir vor dem Great Devide vorgeschickt hatten. Nachdem in meiner Matte leider die Luftkammern aufgegangen waren hatte ich die letzten Monate wie auf einem riesen Ball im Rücken geschlafen. Das war so unbequem das ich zuletzt einfach darauf verzichtet hatte die Matratze mit Luft zu füllen. Dank des Herstellers habe ich zum Glück völlig unproblematisch und kostenlos Ersatz bekommen. Nun warten wieder weiche Nächte auf mich....Danke!

Willkommen in Cusco, welcome to Cusco

Cusco ist DIE Touristenhochburg Peru`s schlechthin. Es gibt wohl neben Machu Pichu kaum einen Ort in Peru der solche Touristenmassen anlockt wie diese Stadt. Dennoch genießen wir es  durch die hübschen mit Kopfsteinpflaster gebauten Straßen zu schlendern. Wir besuchen die bunten Märkte, die Kathedrale und bestaunen die hübsche Altstadt nach Sonnenuntergang mit den wunderschön angeleuchteten Fassaden. Wir hatten eigentlich geplant uns einige Attraktionen im "Heiligen Tal" anzusehen aber kommen davon wieder ab denn alleine um eine einzige Sehenswürdigkeit zu besichtigen muss jeder Ausländer ein sogenanntes Touristenticket kaufen und das kostet umgerechnet 30 Euro. Jetzt denkt Ihr vielleicht, "man, die sind aber geizig", aber  Leider hat man auf einer langen Reise eben ein gewisses Budget und das ist (leider) viel kleiner als auf einem kürzeren Urlaub. Wie an vielen anderen touristischen Orten der Welt versucht man hier den Touristen ordentlich Geld aus den Taschen zu locken. Während man auf nicht touristischen Routen in Peru ein ganzes Menü (Suppe, Hauptgericht und Getränk) für umgerechnet 2 Euro bekommt kann man in Cusco dafür durchaus europäische Preise bezahlen.

Macht nichts, wir finden Cusco trotzdem toll aber nach weiteren drei Tagen Pause bekommen wir Hummeln im Hintern und wollen wieder auf unsere Räder. Es geht hoch ins Altiplano zum Titicaca See

Die Ausfahrt aus Cusco gestaltet sich als das anstrengendste was wir seit langem an Straßen erlebt haben. Im 10 Sekunden Takt rasen die LKWs an uns vorbei und hüllen uns in eine einzige Dieselwolke. Die ersten 30 Kilometer sind eigentlich eine lange Abfahrt, zehren aber dennoch an unseren Nerven und Lungen. Wir radeln 87 Km bis Cusipata und die Feinstaub- und Abgasbelastung ist warscheinlich mehr als der Arbeitsschutz in Deutschland für ein ganzes Jahr durchgehen lassen würde :-). Am nächsten Morgen fange ich trotz der ein wöchigen Pause an zu schwächeln. Fieber und Grippe bahnen sich an und ein nerv tötender Reizhusten. Drei Tage lang schaffe ich nur 30 Kilometer pro Tag zu fahren. Wir sind beide frustriert denn genau auf dieser Route wollten wir doch "Strecke machen".

Am dritten Tag erreichen wir die Thermalbäder in Aquas Calientes. Ich freue mich auf einen erholsamen Nachmittag aber als wir an den Bädern ankommen trifft uns der Schlag...vor dem Eingang stehen unzählige Minnibusse, Himmel und Menschen tummeln sich in und um das Bad und von Ruhe kann keine Rede sein. Wir wissen bereits das man Radfahrer hier zelten lässt, also was solls, rein ins Vergnügen. Wir sind die einzigen Ausländer im Bad und werden ungeniert aus allen Becken angestarrt. Ich laufe durch die Anlage um ein paar Fotos zu knipsen aber überlege es mir schnell anders. "Gringa, ven aqui" (Ausländerin, komm her) rufen mir die Männer aus verschiedenen Becken grinsend zu...ähm, nein Danke! (Machos!!) Ich verkrümle mich schnell wieder in die wind-  und blickgeschützte Ecke neben Radko und warte dann doch lieber noch ein bisschen bis sich die Menschenmenge lichtet.  Ich will so auf keinen Fall im Bikini ins Wasser.... Gegen 16:00 wird das Bad  merklich leerer und um 17:00 sind nur noch wenige Personen mit uns dort. Jetzt kann ich es nicht mehr abwarten. Ich will mich auch endlich im dampfenden Wasser aalen. Vorsichtshalber ziehe ich mir ein Shirt und eine kurze Hose über den Bikini und hüpfe in das Becken aus welchem mir ein paar nette Peruanerinnen einladend zuwinken. Hier habe ich meine Ruhe und keiner starrt mich an. So langsam fällt alles von mir ab und ich schwebe im ziemlich heißen Wasser vor mich hin. Auch Radko kommt dazu und wir hängen am Beckenrand und nun starren wir...auf das gigantische Bergpanorama welches sich vor uns ausbreitet!

zwischen Cusco und Cusipata

Markttag in Sicuani, Market day in Sicuani

die Müllabfuhr in Sicuani kommt per Rad, the waste collection in Sicuani comes by bicycle

We reach the thermal baths in the village "Aquas calientes", wir kommen bei den Thermalbädern in "Aquas calientes" an

Blick aus einem der Becken in den Thermalbädern, view from one of the pools at the thermal baths

Vor dem Bad wird alles notwendige verkauft. In front of the bath you can by everything you Need..

am nächsten Morgen sind wir fast alleine im Bad, next morning we are almost allone in the pools

In der Nacht und am nächsten Morgen haben wir die Anlage für uns alleine. Bei Sonnenaufgang stehen wir auf und wappnen uns für die kommende Etappe. Es fehlen nur noch 12 Kilometer bergauf bis zum Pass und ab dort rollen wir über das Altiplano auf 4000 Meter bis zum Titicaca See.

Die Route verläuft parallel zur Eisenbahnstrecke Cusco-Puno und die Steigungen sind daher recht moderat.

auf dem Weg zum Pass "Abra Raya", on the way to the summit of the "Abra Raya". Wir folgen der Bahnlinie zwischen Cusco und Puno, we follow the railway track between Cusco and Puno

Der Pass ist schnell besiegt und auf dem Gipfel gibt es sogar einen großen Souvenierstand. Wir wechseln vom Bundestaat Cusco nach Puno über und ab hier fahren wir nun ganz offiziell auf dem Altiplano. Die Straße geht für Kilometer schnurgerade, dann eine kleine Kurve und...wieder gerade. Die Kurven haben den Vorteil das egal von welcher Richtung der Wind kommt wir wissen das es nur für eine begrenzte Zeit ist...denn der Wind pustet hier ziemlich kräftig. Die Landschaft ist karg aber überhaupt nicht eintönig. Es hat auch etwas schönes nach Wochen von Serpentinen und Schotterpisten auf einer geraden Strecke über Asphalt zu rollen!

Nach 83 Kilometern erreichen wir Agaviri und rollen am nächsten Tag weitere 100 Kilometer nach Juliaca.

auf dem Gipfel ist sogar ein Souvenierladen! At the summit there is a Souvenir shop!

Llamas

Von den Hirten erfahren wir das die Lamas hier ausschließlich für die Fleischindustrie gezüchtet werden. Mh, und wir dachten immer für Wolle aber Lamawolle sei auf dem Markt nicht lukrativ klärt man uns auf.

willkommen auf dem Altiplano, welcome to the Altiplano

it`s strait für hours, es geht für stunden geradeaus!

Dorf auf dem Altiplano, Village on the Altiplano

Das peruanische Städte oft aussehen wie halbfertige Großbaustellen, daran haben wir uns schon gewöhnt, aber eine Großbaustelle auf einer sandigen Müllkippe das übertrifft das Ganze noch einmal! Willkommen in Juliaca, die für uns hässlichste Stadt Peru`s :-)

Die Innenstadt ist übersäht mit Hotels und Zahnärzten...ob wohl ganz Peru nach Juliaca kommt um sich die Zähne machen zu lassen? In mehreren Herbergen weißt man uns wegen der Räder ab. Im ersten Hotel gab es zumindest einen Abstellraum für die Räder, wir gehen also dorthin zurück. Oh, sorry, alle Zimmer wurden inzwischen (10 Minuten) vermietet. Na klar, glauben wir auch glatt...da war wohl jemand beleidigt weil wir gesagt haben wir wollen nochmal drüber nachdenken und eventuell zurück kommen.

Wir radeln also weiter entlang der staubigen Hauptstraße Richtung Stadtausgang und werden erst im letzten Hostal der Stadt fündig. Hier hätten schon öfters Radfahrer übernachtet. Man hilft uns sogar die Räder in den zweiten Stock zu tragen und obwohl die sanitären Anlagen nicht gerade eine Augenweide sind ist es überraschender Weise die Dusche die uns verzückt...so heißes Wasser gibt es selten in Peru. Meistens frieren wir unter lauwarmen Duschen. Hier gibt es ultra heißes Wasser so viel wir wollen und...duschen kann man ja schließlich auch mit geschlossen Augen :-)

Juliaca, die vielleicht hässlichste Stadt in Peru...Juliaca, maybe the most ugly town in Peru!

Von Juliaca trennen uns nur noch 44 Kilometer von der Stadt Puno und....dem berühmten Titicaca See. Der See liegt auf 3812 m über dem Meeresspiegel und ist ca. 15,5 mal so groß wie der Bodensee. Es ist der höchste beschiffbare See der Welt. Eine der Hauptattraktionen des Sees sind die schwimmenden Schilfinseln, die sogenannten "Uros". Denen wollen wir von Puno aus einen Besuch abstatten, wohl wissend das es sich um einen absoluten Touristenmagneten handelt. Also stellen wir uns drauf ein für einen Tag  "Volltouri" zu sein :-). Es gibt massenhaft Touren und Anbieter aber wir entscheiden uns für die einfache 3 Stunden Tour ohne weitere Inselbesuche auf dem See denn das Wetter ist unbeständig und Morgens meist am besten. Gegen 9:00 werden wir am Hostal abgeholt und mit 15 weiteren Touristen aus Japan, USA, Mexiko und Chile zum Hafen gebracht. Dort steigen wir auf eines von hunderten überdachten Booten und tuckern 20 Minuten durch eine Schilfschneise zum Eingang der Inseln.

Jeder Tourgruppe fährt zu einer "eigenen" kleinen Insel gefolgt vom Besuch eine großen Insel. Wir passieren per Boot bereits mehrere Inseln. Menschen in bunten traditionellen Kleidern winken uns zu, auf dem Wasser schaukeln neben uns mehrere mit Touristen besetzte Schilfboote und das ganze hat irgendwie etwas wie die peruanische Variante von Venedig. Als wir bei unserer Insel ankommen werden wir herzlich von den 4 Familien die dort leben mit Gesang empfangen. Es folgt eine Demonstration über die Bauweise der Inseln:

Zuerst wird der schwimmende Boden in großen Blöcken aus dem seichten Schilf geschnitten. Dann werden die Blöcke mit Hilfe von Seilen miteinander vertäut und zuletzt  eine Schicht Schilf als Abdeckung draufgelegt. Es folgen Hütten, Bote...und Touristen!

we reach the Lake Titicaca near Puno, wir kommen am Titicacasee in Puno an

we visit the Floating Islands of the Uros, wir besuchen die schwimmenden Inseln der Uros

Nach der anschaulichen Demonstration zeigt man uns das Kunsthandwerk das die  Frauen auf den Inseln herstellen, alles ist natürlich auch käuflich zu erwerben :-) In kleinen Grüppchen führen uns die Frauen stolz durch ihre einfachen Schilf- Häuser und beantworten unsere Fragen. Anschließend rudert man uns im traditionellen Boot zur großen Insel. Nicht ohne vorherige Preisverhandlungen. Nicht durch uns sondern die gewitzten Mexikanerinnen. 10 Sol pro Person soll das ganze kosten. Die Mädels gucken erstaunt und sagen: "Nö, wir haben gehört es koste 4 Sol pro Person". Die Inselbewohner grinsen und eine Sekunde später hat man sich auf 5 Sol pro Person geeinigt. Klar, dann wir fahren wir alle mit. Es nieselt leicht und es wird kalt. Die Menschen auf den Inseln laufen trotzdem Barfuß über das Schilf...brrrrr.

typische handgefertigte Decken, typical handmade blankets

vier Personen wohnen in dieser kleinen Hütte, 4 Persons live in this Little hut

Zum Abschied auf "unserer" Insel werden wir noch einmal mit Gesang erfreut und zwar für jeden in seiner Landessprache! Die 4 Japanerinnen singen glückselig zwischen den Fotos die sie im Sekundentakt knipsen bei ihrem kleinen Liedchen mit. Es folgt etwas auf spanisch und das "deutsche Lied"...nur....wir verstehen es gar nicht denn das vermeintliche deutsche Lied ist auf holländisch :-)

Die ersten paar Minuten werden wir fleißig von einem der Ehepaare unserer Insel Richtung Hauptinsel gerudert. Radko und ich sitzen mit den Mexikanerinnen auf der obersten Plattform und genießen den tollen Blick auf die Umgebung. Wir müssen schmunzeln als plötzlich ein Motorboot neben uns andockt und wir dann doch zur nächsten Insel "abgeschleppt" werden.

Auf der Hauptinsel treffen die meisten Tour Gruppen aufeinander. Hier sind Himmel und Menschen. Fast alle Nationen weltweit scheinen hier rumzulaufen. Es gibt natürlich weitere Souvenirstände, ein Restaurant, Toiletten und die traditionellen Schilfboote als Fotomotive.

Nach 15 Minuten klettern wir wieder auf das Motorboot und tuckern zurück zum Hafen in Puno. Wir sind hin und her gerissen von den ganzen Eindrücken die wir auf den Uros gesammelt haben. Ein toller Einblick in die ursprüngliche Kultur dieser Menschen allerdings gepaart mit einer ordentlichen (sympathischen) Portion Schauspielerei für die Touristen die man für sich selbst versuchen muss auszublenden um das Ursprüngliche Leben auf den Inseln zu erkennen. 

 

Wir verlassen Puno aber nicht den Titicacasee, den die Route zur Grenze nach Bolivien verläuft die meiste Zeit mit Seeblick. Es dauert nicht lange und wir radeln wieder durchs ländliche Peru. In den kleinen Dörfern wird vielerorts "geprobt". Jedes Dorf in Peru hat eine eigene heilige Jungfrau als Schutzpatronin und zu ehren der Jungfrau bahnt sich wie man uns sagt ein Fest an. Auf den Sportplätzen wird fleißig geprobt. Ausschließlich die Männer versammeln sich im Kreis mit Flöten und Trommeln und spielen immer wieder die gleiche Melodie während sich die Frauen in wunderschönen bunten Trachten in einer Formation aufstellen und zur Musik tanzen.

Titicacasee, Lake Titicaca

traditioneller Tanz in einem kleinen Dorf in der Nähe des Titicaca Sees, traditionell dancers near Titicaca Lake

Titicaca See kurz vor der bolivianischen Grenze, Lake Titicaca near the bolivian Border

Nach exakt auf den Tag 3 Monate in Peru erreichen wir die Grenze nach Bolivien. In Peru haben wir uns "Zeit gelassen". Es ist das Land wo wir Schotterpisten und einsame Routen lieben gelernt haben. Ein Land wo die Gegensätze zwischen Traditionen und Moderne kaum größer sein könnten. Nirgendwo haben wir so viel ursprüngliche Kultur kennen gelernt wie in Peru. Wir haben Freundschaften geknüpft, wurden mehrfach von fremden Menschen eingeladen und umsorgt und haben wunderschöne gemeinsame Zeiten mit Niki, Philip und Brek beim radeln verbracht. Von uns gibt es "Alle Daumen hoch für Peru". Wir sagen mal wieder "Adios, Good Bye und auf Wiedersehen" zu einem sympathischen, bunten und wunderschönen Land das uns ausschließlich positiv beeindruckt hat!!! Hasta muy pronto Peru! Wir werden Dich vermissen :-)

Good bye Peru!