Das Abenteuer Peru geht in eine weitere Runde und zwar zu fünft. Wir radeln weiter zusammen mit den Österreichern Niki und Philip und wie gehabt mit dem Kanadier Brek. Niki und Philip folgen einem GPS-Track eines anderen österreichischen Paares (Wolfgang und Sabine) mit denen sie immer wieder online in Kontakt stehen aber sich lustiger Weise noch nie persönlich getroffen haben. Auf "Wosa on tour" kann man die Route mit wunderschönen Bildern ansehen und verfolgen und da die Strecke hauptsächlich abseits der großen Landstraßen verläuft sind wir alle sofort Feuer und Flamme. Also auf geht's...zu den Schotterpisten Perus. Auf dem Weg in den Ort Cajamarca schlafen wir über 3000 Meter auf einem Schulhof. Am nächsten Morgen sind wir noch beim Zusammenpacken als die Kinder nach und nach ankommen und wir werden wie üblich neugierig beäugt.
Richtung Cajamarca passieren wir noch eine kleine aber wirklich besondere Attraktion. Eine katholische Kirche die zugleich eine Schule beherbergt bildet die jungen Schüler 5 Jahre lang in der Kunst des Mosaiks aus. Das beeindruckende Ergebnis dürfen wir uns in der Kapelle und im umliegenden Hof ansehen.
Auf dem Weg in die Stadt Cajamarca passieren wir noch den Ort "Banos del Inca". Hier haben angeblich schon die Inca in Thermalquellen gebadet. Den riesigen touristischen Badekomplex ersparen wir uns aber wir genießen ein deftiges Mittagessen auf dem Rasen des zentralen Platzes uns brutzeln uns reichlich Spiegeleier mit Käse beladen. Bis Cajamarca sind es nur noch wenige Kilometer und die Region ist bekannt für ihren schmackhaften Käse. Entspannt und mit vollen Wampen radeln wir die letzten 5 Kilometer in die hübsche Stadt. In den engen Gassen und um die "Plaza de Armas", den Hauptplatz, wimmelt es vor Motortaxis und Fußgängern. Auf den Bürgersteigen bieten Marktfrauen ihre Waren an. Manchmal ist es gar nicht so leicht sich mit unseren bepackten Rädern einen Weg zu bahnen und auch die Hotelsuche ist zu fünft auch anspruchsvoller. Letztlich teilen wir uns auf. Niki und Philip finden ein schönes Zimmer in einer Jugendherberge am Rande des Zentrums und Brek und wir ein Hotel in der Nähe des Hauptplatzes.
In Cajamarca nutzen wir vor allem das vielfältige Nahrungsangebot und schlagen uns die Bäuche mit Pizza und "Lomo Saltado" (eine Art Geschnetzeltes) voll.
Nach einem Ruhetag beschließen wir noch einen weiteren Ruhetag einzulegen. Als wir Abends in unser Hotel zurückkommen erkundige ich mich ob die Zimmer noch für eine weitere Nacht zu haben seinen und das ist kein Problem. Ich freue mich auf ein zweites Mal Ausschlafen aber gegen 4:00 morgens ist plötzlich die Nacht vorbei. Eine geschlagene Stunde rennen Leute die Hoteltreppe hoch und runter. Erwachsene diskutieren und schreien über die Zimmerverteilung und immer wieder fällt das Wort "Gringo" also "Ausländer". Mir schwant bereits schreckliches. Um halb sechs gehe ich zur Rezeption. An schlafen ist bei dem Lärm eh nicht zu denken. Ich will unser Zimmer für die vereinbarte weitere Nacht bezahlen aber die Antwort lautet das unser Zimmer bereits vermietet wurde...Ich glaube mich verhört zu haben und schaue die beiden Damen ungläubig an. Aber wir hätten doch schon eine weitere Nacht reserviert erwidere ich. Ja, es täte ihnen auch leid aber die Chefin hätte alle Zimmer einfach in der Nacht als "Promotion" (Angebot) an eine riesige Jugendgruppe mit 60 Personen vergeben und ihre Angestellten erst kurz vor deren Ankunft informiert. Na Wahnsinn denke ich und sehe uns schon das gesamte Gepäck wieder runter und in ein anderes Hotel hoch tragen. Ich bin ein wenig angesäuert und bitte die beiden mit der Chefin zu telefonieren. Man erwidert das würde nichts bringen aber ich könne es ja selber später versuchen. Wie bitte, warum später, ich möchte das gleich klären. Das ginge nicht, es sei doch erst kurz nach sechs da würde sich die Chefin noch AUSRUHEN. Ich glaube mich zu verhören denn wenn jemand ein Anrecht aufs "Ausruhen" hat dann sollten es doch wohl die Hotelgäste sein aber unsere Nacht war um vier zu Ende! Es hilft nichts die beiden stellen sich stur. Es würden eh schon 3 Leute darauf warten das wir das Zimmer räumen wir hätten eh keine Chance... Ich bin jetzt innerlich relativ angefressen und denke mir da können die aber bis eine Minute vor 13:00 warten sage aber erstmal nichts...
Als Niki und Philip von dem ganzen Schlamassel hören schicken sie uns eine Nachricht das bei ihnen in der Herberge ein Zimmer frei wird. Ich atme auf. Ich muss nur noch den Besitzer anrufen...Da wir keine peruanische SIM-Karte haben gehe ich erneut zur Rezeption und erkläre die Lage. Ob ich kurz ein Ortsgespräch über das Festnetz führen könne aber die Antwort lautet "Nein", denn das Telefon sei nur dazu da um die Chefin persönlich anzurufen. Jetzt wird es mir langsam echt zu bunt. Ich frage was denn ein lokales Gespräch koste, ich würde es ja auch bezahlen, aber die beiden Frauen zucken mit den Schultern, sie wissen es offenbar wirklich nicht. Ich schäume innerlich und drehe mich wortlos um. Ich gebe die Nummer in mein deutsches Handy ein und erkenne erleichtert das aber auch wirklich jeder in Lateinamerika Whats app zu haben schein und kann so den Anruf tätigen. Das Zimmer geht klar, für Brek gäbe es auch noch ein Bett, puh...super! Ich lege auf, es klopft an der Tür, die beiden Hoteldamen stehen vor mir. Man hätte nun doch noch eine Lösung gefunden. Wir müssten nur die Zimmer tauschen und könnten alle bleiben...was für ein Durcheinander....was für ein Morgen...Willkommen in Peru!
Nach einer sanften 20 Kilometer Abfahrt erreichen wir das Dorf Jesus. Hier zweigt die Schotterpiste ab die uns über mehrere Pässe und winzige Ansiedlungen in das Dorf Cachachi bringen soll. Von "Wosa on tour" wissen wir bereits das die Menschen in einigen Dörfern dieser Region Ausländern gegenüber extrem scheu sein sollen. Sabine und Wolfgang berichten von Kindern die bei ihrem Anblick panisch das Weite suchten. Wir sind gespannt was uns erwartet.
Zunächst erwartet uns einmal ein satter Anstieg in Serpentinen und der hat es bei dem am Nachmittag aufkommenden Wind ordentlich in sich. Immer wieder können wir bei der teilweise wirklich schlechten Piste nur noch schieben. Die Männer erweisen sich als wahre Gentlemen und kommen immer wieder zurückgelaufen um Niki und mir beim Hochschieben zu helfen...DANKE Jungs!!!
Nach elf Kilometern Schotterpiste und schon reichlich tief stehende Sonne erreichen wir ein einsames Haus. Es scheint noch im Bau zu sein und lädt uns gerade zu hier eine windgeschützte Nacht zu verbringen. Philip entdeckt auf der gegenüberliegenden Straßenseite in der Ferne ein weiteres Haus. Es sind die Besitzer und wir dürfen hier unser Lager gerne aufschlagen. Perfekt. Die Aussicht von der Terrasse auf die umliegende Bergwelt ist unglaublich. Wir könnten uns keinen besseren Ort zum Kochen und übernachten wünschen. Das Haus ist aus Lehm gebaut. Fenster und Türen stehen offen aber in dem großen Raum ist es wunderbar windgeschützt und so breiten wir unser Nachtlager ohne Zelt auf dem gelben Lehmfußboden aus.
An einer winzigen Häuseransammlung sehen wir zwei Frauen dabei zu wie sie auf typische Art und Weise eine Konstruktion zum Weben vorbereiten. Die alte Dame sieht ihrer Tochter dabei zu während sie fleißig Wolle auf eine Spindel zieht damit sich diese nicht verheddert. Sie laden uns ein zu ihnen herunter zu kommen und wir können die beeindruckende Arbeit von Nahem ansehen. Die Wolle stamme von ihren eigenen Schafen. Nach dem Scheren wurde diese gewaschen, gesponnen, gefärbt und nun zu einer Decke gewebt. Wir sind beeindruckt! Das ist echte Handarbeit!
Gegen Nachmittag fragen wir an einem Haus nach Wasser. Wir dürfen unsere Beutel und Flaschen mit Wasser auffüllen welches wir dann vor dem Trinken noch filtern werden. Die Kinder der umliegenden Lehm-Häuser starren uns schüchtern an und ich bin mehr als verblüfft als eines der Mädchen plötzlich ein Handy aus der Tasche zieht und beginnt uns minutenlang zu filmen...
Nach nur 13 Kilometern Schotterpiste ist es bereits Nachmittag. Wir treffen auf eine ältere Dame die anhält um sich mit uns zu unterhalten. Wir sind überrascht als sie uns erzählt das schon viele Radfahrer bei ihrem Haus gezeltet hätten denn sie wohne im letzten Haus vor dem Gipfel. Da es noch nicht all zu spät ist bedanken wir uns und radeln noch ein wenig weiter. Kurz vor dem ersten Gipfel schlagen wir unsere Zelte im Nachmittagslicht am Straßenrand auf. Hier treffen wir auf eine Mutter mit ihren zwei Kindern die gerade vom Holzsammeln gekommen sind. Wir hätten nichts zu befürchten. Hier sei alles sehr sicher und nachts würde ihr Cousin seine Runden drehen um auf das Vieh acht zu geben...und auch auf uns. Perfekt!
Die letzten 200 Höhenmeter sind schnell geschafft. Wir sind gespannt auf die "andere Seite" des Passes und freuen uns auf die Abfahrt. Die Abfahrt ist dann doch eher ein stetiges Auf und Ab aber wir sind tief beeindruckt von der Landschaft und dem einfachen und ursprünglichen Landleben in dieser Region. Das Verhalten der Menschen hat sich mit der Überquerung des Passes auf merkwürdige Weise geändert. Hier hören wir kaum noch "Gringo Rufe". Die Kinder verstecken sich schüchtern hinter ihren Eltern oder den Häusern und winken auch nicht zurück. Mh, was ist hier los fragen wir uns. Am späten Nachmittag beginnen wir mit der Suche nach einer Bleibe. Ein lehrstehendes Haus finden wir aber dafür nicht den Besitzer. Auf der gegenüberliegenden Seite einer langen Kurve sehen wir ein Dorf mit einem Fußballplatz. Normaler Weise immer ein gutes Zeichen. Brek und Radko kommen als erste an und berichten uns ein wenig verwirrt das man sie nach ihren "Papieren" und Ausweisen gefragt habe. Schon irgendwie komisch...auch hier finden wir keine Übernachtungsgelegenheit und insgesamt erscheinen uns die Menschen und gegenüber nicht sehr wohlgesonnen. Es dämmert bereits und es wird kalt. Wir radeln weiter und erspähen eine ebene Wiese. Der Besitzer will uns erst nach längerer Diskussion erlauben zu zelten aber alle haben ein ungutes Gefühl...also weiter. Es ist jetzt fast dunkel. Es sind noch ein paar Kilometer bis in den Ort Cachachi aber zum Glück nur noch bergab und so fahren wir weiter. Wir passieren ein weiteres Dorf. Hier wartet bereits ein Mann auf einem Pferd auf uns und will uns den Weg versperren. Unsere Papiere wolle er haben. Wir radeln nach kurzem Anhalten einfach weiter und werden für eine ganze Weile von dem Reiter verfolgt. Ich bin erleichtert als wir bei der Polizeistation in Cachachi ankommen wo man uns begeistert Unterschlupf bietet. Wir bekommen ein Zimmer, eine Dusche, ein warmes Abendessen auf dem Markt und...die Aufklärung über die ganze Geschichte: In einigen Dörfern geistere der Mythos das die "Gringos" kämen um Kinder und Organe zu stehlen...wir sind sprachlos. Die beiden jungen Polizisten kommen aus Großstädten sind aber seit mehreren Jahren in Cachachi stationiert. Immer wieder gäbe es Fälle in denen man vor allem einzelne Tourenradfahrer in den Dörfern festhielte und dann (zum Glück) an der Polizeistation abliefere. Alle Erklärungsmühe der Polizei sei bislang auf unfruchtbaren Boden gefallen. Man könne nicht einfach Ausländer "gefangen" nehmen aber die Dörfler wollen das bislang nicht begreifen. Wir erfahren das es in fast allen ländlichen Regionen Perus selbst organisierte nächtliche Patrouillen gibt. Hauptzielgruppe dieser Überwachung sind Viehdiebe aber eben auch "Fremde". Die Aufpasser kommunizieren per Handy miteinander...jetzt wird uns auch klar warum man im Dorf schon auf uns "gewartet" hatte. Zu unserem Glück ist es wahrscheinlich einfach zu schwierig gewesen fünf Gringos aufzuhalten aber bei der Polizei sind wir dann trotzdem gelandet :-)
Der letzte Anstieg ist geschafft und es erwartet uns eine rauschende Abfahrt und...Asphalt! Der ist bitter nötig denn um nach Cajabamba zu gelangen müssen wir uns wieder 500 Höhenmeter in Serpentinen hochquälen. Wir erreichen das Ortseingangsschild mit der großen Jungfrau im Sonnenuntergang. In Cajabamba werden wir liebevoll von Santo`s Schwester Manuela, ihrem Sohn Jose Maria und der Oma aufgenommen und versorgt. Wir bleiben zwei Nächte. Nach einem grandiosen Abendessen bestehend aus frischen Brötchen, Mortadella, Oliven und Kakao und einem ebenso leckerem nachfolgenden Frühstück ist es an der Zeit uns zu revanchieren. Wir schreiben eine lange Einkaufsliste und gehen zum Markt. 2 Kilo Rindergehacktes, 3 Zwiebeln, 3 Kilo Kartoffeln, Eier, Lorbeerblätter, Mehl, Butter und mehr wandern in den Einkaufswagen. Für wen die Zutaten noch nicht eindeutig sind...das ganze ergibt eine riesige Portion Königsberger Klöpse und die kommen auch bei unseren peruanischen Gastgebern super an. Also, guten Appetit!
Nach Cajabamba geht es ländlich weiter Richtung Huamachuco. Wir übernachten in einer leer stehenden Kirche. Wir erhalten die Erlaubnis vom Dorfältesten aber trotzdem weckt man uns gegen 20:00 mit Taschenlampen die wild über die Zelte geschwenkt werden auf. Es sind die "Wachen". Man will unsere Namen. Philip schafft es die Männer auf den nächsten Morgen zu vertrösten und zum Glück sind diese einverstanden als sie offensichtlich merken das keiner von uns fünf einen Fuß vor das Zelt setzten wird. Nochmal werden die Lampen wild in der Kirche herumgefuchtelt aber dann lässt man uns in Ruhe und die restliche Naht verläuft ungestört.
Auf dem Weg nach Huamachuco trifft der Alptraum eines jeden Tourenradlers für Brek ein. Zumindest wenn man vom gestohlenen Rad absieht. Breks Hinterradfelge bricht, zusammen mit dem Nabenflansch der Hinterradnabe und drei Speichen. Wir verteilen Breks hinteres Gepäck auf die anderen Räder und fahren die letzten Kilometer in die Stadt. Für ein normales Tourenrad wäre das Problem vielleicht gar nicht so riesig aber Brek`s Fat Tire benötigen eine speziell breite Felge und die gibt es in Peru nicht zu kaufen. Die Nabe kann ersetzt werden aber die Felge muss mit einem Aluminium Schweißgerät repariert werden und das wird schwierig. Wir suchen den örtlichen "Radladen" auf. Dieser besteht aus einer Ansammlung von Bretterbuden am Rande der Stadt. Jede Menge Radzubehör türmt sich neben der Schuppen und auf deren Böden nur nicht das was Brek benötigt. Es hilft nichts, er muss in die 170 Km entfernte Großstadt Trujillo fahren. Nach 2 Monaten gemeinsamer Radabenteuer heißt es für uns Abschied nehmen von dem lustigen Kanadier. Wir fahren zu viert weiter aber wer weiß wann wir uns wieder über den Weg radeln werden...
Nach Huamachuco biegen wir auf eine Schotterpiste Richtung Cachicadan ab. Es ist fast kaum möglich aus der Erinnerung heraus den Verlauf der Straße zu beschreiben denn die Anden in Peru sind ein sich wiederholendes Hoch- und Runter. Einzig die Landschaft und die tolle Bergwelt entschädigt immer wieder für die Anstrengungen, Motivationstiefs und schmerzenden Hinterteile. Wir haben noch nicht einmal 1/3 von Peru bereist und dennoch empfinden wir schon eine wirkliche Begeisterung für das Land und die Menschen. Zudem merke ich schnell das geteiltes Leid nur halbes Leid ist und so vergeht der eine oder andere Anstieg dann doch wie im Flug wenn Niki und ich im Schritttempo nebeneinander her fahren und der Sauerstoff noch für das ein Gesprächsthema ausreicht.
Wir übernachten wieder in einem leer stehenden Haus. Ich kann mich nicht erinnern in einem anderen Land so viele leere Häuser gesehen zu haben aber in Peru baut man offensichtlich einfach auf seinem Besitz wenn das Geld vorhanden ist ein größeres Haus uns das leerstehende Haus wird nicht abgerissen. Gut für uns!
Auf dieser Route gibt es keine großen Städte. Einzig dann und wann passieren wir kleine Dörfer wo wir an den "Tiendas" (Lädchen) halten und unsere Vorräte auffrischen. In Villacruz dürfen wir im Gemeindeclub "las Americas" übernachten. Der Raum ist eine große Lagerhalle mit Rolltor und elektrischem Licht. Die Dorfkinder stellen uns viele Fragen und auch die Herren des Clubs statten uns einen Besuch ab. Wir haben inzwischen gelernt das man in solchen Situationen einfach beim Beantworten der Fragen seinen gewohnten Ablauf weiter machen muss und das wurde bislang eher mit Interesse beobachtet und nicht als unhöflich gewertet. Wir bauen also die Zelte auf, zünden die Kocher und schnipseln Gemüse. Nach einer Stunde und jeder Menge Fragen die Philip mit schier unendlicher Geduld beantwortet lässt man uns höflich alleine und wünscht uns eine gute Nacht.
Das nächste größere Dorf heißt Mollebata und hat immerhin einen Kirchplatz, eine Schule, ein Gesundheitszentrum und zwei Herbergen.
Nach mehreren Tagen Camping sehnen wir uns nach einer warmen Dusche und einem weichem Bett. Wir parken die Räder am Kirchplatz und Niki und ich machen uns auf die Suche nach den Herbergen während die Männer sich erstmal mit einem "Bierchen" belohnen. An der ersten Herberge ist niemand. Wir laufen zurück und treffen am Platz auf einen der Lehrer der Schule. Die Besitzer der Unterkünfte sind allesamt nicht vor Ort aber er wisse wer die Schlüssel habe. Leider kommen wir zu dem enttäuschenden Entschluss das beide Unterkünfte wirklich gar nicht gehen...selbst im eigenen Schlafsack nicht....Etwas unschlüssig sitzen wir auf dem Marktplatz. Der Lehrer ist wieder da und will wissen ob wir ein Zimmer gefunden hätten. Wir wollen nicht unhöflich sein und schieben als Grund den Preis vor. Es sei leider ein wenig zu teuer. Er weis Abhilfe. Auf der Bank vor einem der Läden sitzen mehrere Frauen. Er ruft der einen zu ob sie uns ein Zimmer für die Hälfte des Hotelpreises vermieten würde und sie sagt zu. 10 Sol pro Zimmer inklusive einer warmen Dusche. Die Dusche klingt wie Musik in meinen Ohren. Wir schauen uns die Zimmer an. Die überzeugen uns zwar ebenso wenig aber die Dusche um so mehr. Das Wasser kommt kochend heiß aus dem elektrischen Duschkopf und ist ein wahrer Genuss. Niki und Philip bauen ihr Zelt im Innenhof auf und Radko und ich finden dann noch das einzige Zimmer mit einem halbwegs ordentlichen Bett auf welches wir aber vorsichtshalber noch unsere eigenen Matratzen und Schlafsäcke legen.
In Mollebata erwischt es mich mal wieder.... kein Land hat uns auf dieser Reise mit soviel Durchfall geplagt wie Peru. Nachdem mal wieder alles draußen ist beginnen wir mit der spektakulären Achterbahnabfahrt ins Tal. Beim Herunterfahren können wir bereits das sehen was uns als Gegenstück auf der anderen Seite erwartet und das sieht aus al wäre einem Kleinkind der Bleistift ausgerutscht.
Ich bin relativ energielos und der Anstieg wäre nicht machbar. Wir haben genug Vorräte dabei und entschließen uns am Fluss im Tal zu zelten. Im Mollebata hatte uns man von Thermalquellen und einem Hotel in Flussnähe erzählt. Zunächst sehen wir nichts davon. Enttäuscht radeln wir eine Schotterpiste entlang des Flusses auf der Suche nach einem schattigen Plätzen als hinter der Kurve ein Gebäude erscheint. Das Hotel! Dieses ist zwar momentan eine Baustelle aber man lässt uns bereitwillig auf der Terrasse im ersten Stock zelten. Die Thermalbäder im Anbau sind überraschender Weise schon fertig und nach Sonnenuntergang gönnen wir uns eine Portion heißes Schwefelbad bei Taschenlampenlicht.