dream on two wheels

Mit der „Wildcard“ im Segelboot von Panama nach Kolumbien (23.7.- 28.7.16)

Die „Auszeit von der Auszeit“ ist wie im Flug vergangen. Die wenigen aber intensiven Tage haben wir bewusst fast ausschließlich im Kreis der Familie verbracht. Es hat gut getan, wir haben viel umarmt, erzählt und neue Energie aufgetankt für unsere kommende Etappe. Wir sitzen wieder im Flieger nach Panama City. Fast auf den Tag genau ein Jahr ist es her seid wir nach Alaska geflogen sind um unser Radabenteuer zu starten. Ein Jahr das scheinbar wie im Flug vergangen ist uns aber mit schier unendlichen Erlebnissen, Erfahrungen und persönlichen Begegnungen bereichert hat. Es wäre unmöglich all die Menschen aufzuzählen die uns in der verfangenden Zeit geholfen, motiviert oder einfach nur mit uns gelacht haben. Allen sind wir unendlich dankbar für jede scheinbar noch so kleine Geste. Wir sind dankbar für unsere Familien und deren ebenso unendliche mentale Unterstützung unserer „verrückten Reisepläne“ aber ganz im Besonderen sind wir Dankbar für unsere gemeinsame Zeit. Denn spätestens seit dieser Reise ist uns intensiv bewusst geworden was „Zeit zu haben“ bedeutet und wie glücklich wir uns schätzen können diese Zeit zu zweit erleben zu dürfen.

Ich sage ein wenig nachdenklich zu Radko: „ Mensch Raddi, es gibt bestimmt Leute die jetzt sagen: „ Jetzt könnten die ja auch mal wieder was anderes machen (sprich arbeiten gehen). Radko guckt mich an und sagt grinsend: „Machen wir ja auch. Jetzt radeln wir durch SÜDamerika“. Ich muss lachen und so ist es....das Abenteuer Südamerika wartet auf uns und wir können es kaum erwarten unseren 2. Kontinent auf dieser Reise zu entdecken.

Mit dem Verlassen des Flughafengebäudes ist es als hätte jemand mit der Hand geschnipst. Wir sind zurück im Chaos und der Hitze Zentralamerikas. Wir hieven unsere Taschen die Hauptsächlich mit Ersatzteilen für uns sowie Laura, Sam und Adam beladen sind in den alten Schulbus und kommen gegen 23.00 in der Jugendherberge wo unsere Räder stehen an. Am nächsten Tag lassen wir Radkos Felge aus Belize gegen eine neue Felge austauschen und dann radeln wir zusammen mit Adam, Laura und Sam nach Portobelo wo wir alle auf dem Segelschiff namens „Wildcard“ nach Cartagena in Kolumbien segeln werden. Die Wildcard ist aus Stahl gebaut und ist 18m lang. Die Besatzung besteht aus dem südafrikanischen Kapitän Charlie, seiner Frau Natalie aus Venezuela, dem 10. Jährigen Sohn Keenan, der australischen Köchin Sopie und dem ersten Maat Ory aus Kolumbien. Weitere Mitreisende sind 5 Radfahrer, 5 Räder, ein englisches biker Pärchen, ein Motorrad sowie 7 weitere Backpacker aus der Schweiz, Deutschland und den USA.

On the way to Portobelo with the "Bomberos"

Laura, Sam, Adam and Radko

Portobelo

Wildcard ahoy!

Fort in Portobelo

Ready to sail

On the way to the Wildcard

Gegen 17:00 werden unsere Räder und das Gepäck auf die türkisgrünstrahlende Wildcard gebracht und dann natürlich wir. Nachdem wir alle unsere Betten zugewiesen bekommen haben lassen wir uns eine leckere Pasta im Sonnenuntergang im Hafen von Portobelo schmecken und dann geht es los. Ziel sind die traumhaften San Blas Inseln Panamas. Die Fahrt dauert die ganze Nacht und es dauert nicht lange da beginnt es ordentlich ungemütlich zu werden. Die meisten von uns haben schon am Nachmittag Tabletten gegen Seekrankheit eingekommen und sobald wir auf dem offenen Meer sind verziehe ich mich vom Vorderdeck auf unser Bett. Wir haben ein Bett im „Salon“ bekommen. Wie sich später zeigen soll ein absoluter Glücksgriff denn hier ist es deutlich weniger heiß als in den Betten unterhalb des Salons. Ich verbringe die Nacht liegend im Bett. Der Seegang ist gewaltig. Zum Glück fahren wir hauptsächlich auf die Wellen zu. Das ist wesentlich angenehmer als zur Seite geschaukelt zu werden und ich merke wie sich mein Magen zusammenkrampft mir aber wegen der Tabletten nicht übel ist. Irgendwie merkwürdig. Wir überstehen die Nacht alle „irgendwie“. Bei Sonnenaufgang sitze ich mit mehreren Mitreisenden bei Charly auf der Couch hinter dem Steuer. Ich frage ob das schlimm gewesen sei letzte Nacht. Er grinst und sagt, wir hätten Glück und eine ausgesprochene ruhige See gehabt....Ich muss schlucken wohlweislich das wir in drei Tagen nochmal 48 h übers offene Meer fahren werden aber verdränge den Gedanken daran sofort. Jetzt heißt es erstmal das Paradies zu genießen und die San Blas Inseln sind traumhaft schön. Viele der Inseln sind unbewohnt. Auf einigen Inseln leben Familien des „Kuna- Stammes“. Wir verbringen drei Tage mit Schwimmen, schnorcheln und Segeln. Einmal schwimmen wir vom Boot aus zu einer winzigen weißen Sandbank und fühlen uns wie Robinson Crusoe, ein anderes Mal trinken wir im Sonnenuntergang „Coco Locos“, das sind frisch geöffnete Kokosnüsse mit einem Schuss Rum. Die Zeit vergeht wie im Flug und an unserem letzten Abend ankern wir völlig einsam im Schutz des Korallenriffes vor einer der Inseln und tanzen unter den Sternen auf dem Deck und dem Dach des Schiffes. Die Stimmung ist ausgelassen, alle inklusive der Crew lassen sich von der herrlichen Atmosphäre mitreisen und viel zu schnell ist plötzlich das Morgengrauen am Horizont zu sehen. Nach einem deftigen Frühstück segeln wir noch zu einem besonders schönen Ort zum Schwimmen. Wir ankern vor der Isla verde und planschen mit den Schwimmnudeln um die Wildcard herum aber um 16:00 heißt es Abschied nehmen vom Paradies...die Fahrt über das offene Meer nach Kolumbien geht los und wir sind alle etwas abgespannt weil wir nicht einschätzen können was uns erwartet. Charly sagt „gutes Wetter und ruhige See“ voraus. Was das bedeutet haben wir ja schon gelernt. Diesmal zieht es alle früh ins Bett. Spätestens mit Einbruch der Dunkelheit liegt jeder in seiner Koje. Diesmal haben ausnahmslos alle außer der Crew Tabletten gegen Seekrankheit eingenommen. Ich merke schnell das dieser Seegang noch mal eine Nummer interessanter ist denn solange ich flach auf dem Rücken liege geht es mir gut. Sobald ich meinen Kopf auch nur wenige Grad hochhebe wird mir übel und schwindlig. Es ist drückend heiß im Boot. Die Ventilatoren laufen auf Hochtouren. Die Klimaanlage funktioniert nicht und die Kajüten Fenster zum Deck wurden geschlossen weil die „kleinen Wellen“ des „leichten Seegangs“ über das Deck schwappen. Ich verliere vollkommen die Orientierung für die Zeit. Es ist vielleicht Mitternacht, vielleicht aber auch erst 20:00. Ich drehe mein Gesicht zu Radko der genau so wie ich schweißüberströmt und völlig blass neben mir liegt. Wir haben es irgendwie geschafft uns bislang nicht erbrechen zu müssen und das bleibt zum Glück auch so. Ich sage Radko wir müssen wenigstens trinken und wir trinken beide mühsam jeder drei Winzige Schluck Wasser. Irgendwann muss ich auf die Toilette und begreife das es nicht geht weil mir unendlich übel beim aufsetzen wird. Ich besinne mich auf unserer „Geheimwaffe“...das Scopolaminfplaster. Wir haben es bislang nicht benutzt weil uns die Nebenwirkungen ein wenig abgeschreckt haben. Verschwommenes Nahsehen...na dann können wir ja gar nicht mehr lesen wenn uns langweilig wird. Das letzte woran wir beide gerade denken ist lesen und so schaffe ich es irgendwie im Dunkeln mir die Medikamenten- Tasche mit den Pflastern zu ergattern. Ich reise das Pflaster auf, patsche es mir hinters Ohr und lege mich wieder auf den Rücken. Radko wartet noch ein wenig macht dann aber das gleiche. Ich falle in einen unruhigen Schlaf in dem ich ausnahmslos von Schiffen und Wellen träume. Manchmal weiß ich nicht ob ich wach bin oder Schlafe aber als am nächsten Morgen die Sonne aufgeht ist alles wie ausgewechselt. Ich kann plötzlich problemlos aufstehen, zur Toilette gehen und zumindest eine kleine Schüssel Cornflakes essen. Die meisten von uns verbringen die 48 h im Bett oder sitzen ab und an beim Kapitän auf der Brücke um ein wenig Luft zu schnappen aber dann erreichen wir im Morgengrauen Cartagena und das Grauen hat ein Ende. Wir ankern im Hafen vor den majestätischen Hochhäusern der Neustadt. Alle sind ein wenig blass um die Nase aber wohlbehalten und gemeinsam sitzen wir zusammen an Deck und Löffeln unsere Schüssel mit Haferbrei. Hier beginnt nun eine neue Etappe unseres Abenteuers. Wieder einmal ein neues Land aber eben auch ein neuer Kontinent. Südamerika wartet darauf entdeckt zu werden und wir sind bereit!

It`s a hard life :-)

Our home for the next 5 days

even the Bikes are happy!

drinking coco locos (Coconut with rum)

San Blas Islands

local Kuna tribe

it`s lobster for dinner

with Laura and Sam

Isla Verde

early morning in Cartagena, Colombia

We sailed to a new  continent!