dream on two wheels

Chichicastenango nach Panajachel am Lago Atitlàn (24.5.-26.6.16)

Wir verlassen das schöne Örtchen Chichicastenango nach einer herrlich ruhigen Nacht im Mehrzweckraum der Feuerwehr. Wir haben den gesamten Raum für uns, stellen aber zum Schutz gegen Moskitos oder anderes Ungeziefer doch vorsichtshalber unsere Zelte auf. Das Zimmer befindet sich im ersten Stock des Hauses und jedes mal muss ich auf dem Weg ins Badezimmer gewaltig aufpassen um nicht aus Versehen in das riesige Loch im Fußboden zu treten durch das die „Rutschstange“ zieht.

Camping at the fire Station in Chichicastenango

Am nächsten morgen werden dann „Männerträume“ oder ich sag mal lieber „Männner-Kindheitsträume“ wahr...einmal (ich verbessere, fünf Mal) wie ein echter Feuerwehrmann an der Stange herunterrutschen. Radko und Adam haben sichtlich ihren Spaß dabei und ich schieße bereitwillig die Erinnerungsfotos. Adam sagt, „Anja rutsch doch auch mal fürs Foto“. Kommt gar nicht in die Tüte sage ich, ich habe ja schon in der Grundschule wie ein nasser Sack an der Stange gehangen während die anderen Kinder elegand wie ein Äffchen an den Dingern hochgeklettert sind. An runter rutschen will ich da gar nicht erst denken und zum Glück bin ich ja nun alt genug mir diese Peinlichkeit ersparen zu können. Außerdem, ich habe ja schließlich nie davon geträumt Feuerwehrfrau zu werden...

A Dream...

...come...

...true

Die Räder können leider nicht die Stange runter rutschen und die buxieren wir im Anschluß die Treppe herunter. Aber dann sind wir start klar und sausen in einer herrlichen Abfahrt ins nahegelegene Tal hinab um im Anschluß in Serpentinen wieder hoch zu schnaufen. Die Strasse ist der „Chicken-Bus-Highway“ schlechthin. Ich bin mal wieder dankbar über unsere Rückspiegel denn die Busse fahren so schnell und unberechenbar das wir jedesmal lieber anhalten und den Bus vorbeisausen lassen. Oft sind da nur wenige Zentimeter zwischen Radtaschen und Bus so das uns das eine oder andere Mal ordentlich das Herz in die Hose rutscht. Am Gifpel angekommen machen wir eine Pause mit Blick auf die Bergwelt und radeln weiter zur nächsten Kreuzung. Hier kreutz sich unsere Landstrasse mit der Schnellstrasse die nach Guatemala Stadt führt. Los Encuentros ist eine Ansammlung von Häusern, Essbuden und offensichtlich ein Umschlagplatz für jegliche Waren. Busse und Taxis stehen bereit zum Umsteigen und wir fahren für wenige Km auf der Schnellstrasse bis wir auf die kleine Landstrasse Richtung des Lago Atitlàn abbiegen.

on the "Chickenbus Highway"

it only looks harmless from above...

break at the summit between Chichicastenango and Los Encuentros

Los Encuentros

Ab jetzt geht es nur noch bergab. Nach einigen Kilometern zieht plötzlich Nebel auf und wir fahren „in den Wolken“. Wir sind auf 2600 Höhenmetern und auf dem Weg in die Kleinstadt Solola. Bis dorthin werden wir noch 500 Höhenmeter verlieren bzw. bis zum Lago Atitlan insgesamt 1000 Höhenmeter. Die Strasse schlängelt sich kurvenreich durch kleine Dörfer. Kurz vor Solola staut sich plötzlich der gesamte Verkehr. Wir rollen am Rand an den Autos vorbei. Der Grund ist eine riesige Prozession im Rahmen einer Trauerfeier. Hunderte von Menschen ziehen in traditioneller Kleidung die Stasse hinab in Richtung der Kirche in Solola und es liegen noch mindestens 3 Km Fußmarsch vor ihnen. An der Spitze der Prozession fährt ein Pickup mit der Aufschrift eines Bestattungsunternehmens. Aus einem Lautsprecher auf der Ladefläche klingt traditionelle Musik, hinter dem Auto tragen acht Männer den Sarg auf ihren Schultern. Irgendwie ein unglaublich feierlicher Anblick. Das gesamte Dorf scheint sich der Prozession angeschlossen zu haben und die Stimmung wirkt durch die vorbeiziehenden Nebelwaden irgendwie mystisch. Mir läuft ein Schauer den Rücken herunter aber irgedwie bin ich auch gerührt von diesem festlichen Anblick und der Selbstverständlichkeit mit der die Autofahrer und Passanten das Warten in Kauf nehmen. Wir beschließen in Solola zu bleiben und erst am nächsten Tag die restlichen 6 Km zum See herunter zu fahren. Wir haben die Hoffnung das es sich morgens aufklart und wir bei der Abfahrt einen schönen Blick auf den See und die drei Vulkane haben werden. Wir fragen bei der Feuerwehr an aber hier hat man keinen Platz für 2 Zelte und so schieben wir unsere Räder durch die Stadt auf der Suche nach einem Hotel oder einer schönen Campinggelegenheit. Als wir so durch einer der Seitenstrassen trotten sehen wir plötzlich einen herrlichen terrassenartigen Hof mit einem tollen Ausblick auf die Umgebung. Wir denken alle das Gleiche...Perfekt zum Zelten! Auf dem Schild steht „Lee`s Car wash“ und dann kommt auch schon jemand auf uns zu gelaufen. Ich erkläre mit meinem inzwischen nahezu perfekt einstudierten Standartspruch unsere Situation. Es ist der Nachbar mit dem wir gerade sprechen aber er denkt es sei kein Problem. Kurze Zeit später kommt der Besitzer der Waschanlage an. Na klar, eine Nacht sei kein Problem, wir könnten gegen 18:00 wieder kommen und die Zelte aufstellen. Perfekt! Wir vertreiben und die Zeit in der Stadt im Park und einem Fastfood-Restaurant mit WLAN und Pizza und gegen 18:00 bauen wir unsere Zelte unter dem überdachten Autowaschareal auf. Dusche am Wasserhahn inclusive.

Road to Sololà

a great Camping spot

Der nächste Morgen bringt mehrere Überraschungen mit sich. Zunächst einmal hat es sich aufgeklart und wir frühstücken mit herrlichem Blick auf die Umgebung. Gegen acht machen wir uns auf den Weg zum See. Wir wollen uns noch die Kirche an der Plaza der Stadt ansehen und ggf. das Stadtmuseum. Das Museum ist leider noch geschlossen und wir stehen ein bisschen unschlüssig vor dem Gebäude als uns plötzlich ein Herr anspricht. Die zweite Überraschung des Tages...Jep, mal wieder die Presse. Ob wir kurz Zeit hätten dann würde er schnell seinen Fotografen und den Kameramann anrufen. Na klar, kein Problem wir haben es ja nicht eilig. Keine fünf Minuten später ist das gesamte Team da und wir geben vor laufender Kamera ein Interview. Anschließend müssen wir zu dritt nebeneinander einmal um die Plaza radeln und dann...ja man würde gerne unser Equipment sehen und erklärt bekommen. Puh, ich komme ein wenig ins Schwitzen denn ich muss ganz schön in mich gehen um mich an einige der speziellen Vokabeln auf Spanisch zu erinnern. Was war denn noch mal Schlafsack, Kocher und Isomatte...aber auch das fällt mir im richtigen Moment alles zum Glück wieder ein und wir packen also Tasche um Tasche aus. Auf Answeisung starten wir damit den Kocher zusammenbauen, einmal bitte die Bezinflasche erklären, bitte einmal Zünden. Inzwischen hat sich eine Menschentraube um ums gebildet die uns fasziniert betrachten und über uns und das Equipment „fachsimpelt“. Als nächstes bitte vor laufender Kamera das Zelt aufbauen. Kein Problem, darin haben wir ja Übung, aber trotzdem kommen wir ein bisschen ins Schwitzen denn es soll ja gut aussehen. Zelt bitte aufmachen, Kamera begutachtet den Innenraum, ohh,ahh sagt die Menge um uns herum. Es folgt die Demonstration der selbstaufblasbaren Isomatte nur das hier keine Zeit fürs „Selbstaufblasen“ ist und da bleibt mir nichts anderes übrig als die Matte komplett selbst aufzupusten...ohh, ahhh murmelt die Menge, so schlafen die „Gringos“ also. Ich bin froh das das ganze mit dem Zeltabbauen beendet wird denn ich sah schon unsere gesamten acht Radtaschen auf dem Bürgersteig ausgebreitet vor mir. Dann bitte aufstelle für die Pressefotos. Gruppenfoto, Dreierfoto mit Adam, Zweierfoto von Radko und mir, Einzelfotos in Nahaufnahme, puh denke ich, gut das ich mich gestern Abend doch noch überwinden konnte mir die Haare unter dem Waserhahn mit dem eiskalten Wasser zu waschen!

Demonstration of our stove for the local Press

...and of our tent

Group Picture with the local Press in Sololà. Description from the left to the right: Chef-Reporter, Anja Hunder (alias Anja Klünder), Rodko Brook (alias Radko Brock) Camera Man, Bridthie Masson (alias Adam Glover)

Nach einer halben Stunde ist das Team fertig mit uns und wir auch. Die ganze Aktion standen wir in der Prallen Sonne und mir läuft das Wasser unter meiner winddichten Weste den Rücken herab. Wir geben dem Team noch unsere Kärtchen mit unseren Namen, email und wo wir herkommen und nachdem wir alles verpackt haben und das Kamerateam sich von uns verabschiedet hat kommt auch schon die nächste „Sensation“ entlang des Weges die die volle Aufmerksamkeit des Teams fordert. Eine Schulklasse feiert eine Heilige Jungfrau und mit Schulband und getragener Heiligenstatue zieht die Klasse als Prozesion in Richtung der Kirche die nur wenige Meter von uns entfernt ist. Die Kamera läuft, die Nikon des Fotograpfen klickt ununterbrochen und damit sind wir nur noch die Nummer zwei des heutigen Tages. Aber wer weis was der Tag noch sensationelles in Solola bringt und ob wir es übrhaupt in die Nachrichten schaffen...

school honouring a local virgin

Nein, wiedererwartend bleiben wir die Nummer eins und schaffen es am nächsten Tag sogar auf die Seite Nummer 1 der Lokalausgabe.

OKAY.....stellt sich die Frage: wer bittschön sind denn Anja Hunder, Rodko Brook und Bridthie Masson??? Wie aus unseren Namen, also Anja Klünder und Radko Brock, die obigen wurden können wir ja noch nachvollziehen aber wie ist es möglich das aus Adam Glover aus Neuseeland Bridthie Masson aus Thailand wurde??? Na gut, zumindest die Personen auf dem Foto sind korrekt auch wenn außer Anja Hunder niemand in die Kamera guckt. Im Artikel steht das wir am 15 Februar in Alaska gestartet seien...wow, ich bin mal froh das das nicht stimmt...das wäre kalt geworden. Bis nächsten Juli schaffen wir es natürlich auch nicht nach Patagonien. Wir nehmen an ein „Jahreszeitendrehe“ denn wir sind im Juli in Alaska gestartet und wollen alle bis allerspätestens Februar in Patagonien ankommen. Wir freuen uns trozdem über den Artikel und die lustige Begebenheit. Das Team war wirklich total nett und wir hatten unseren Spaß!

Hier für alle die ein bisschen spanisch verstehen der Orginalartikel...auch wenn euch spätestens der Inhalt „spanisch“ vorkommen wird...

Turistas recorren América en bicicleta

Los esposos Anja Hunder y Rodko Brook de Alemania y el tailandés Bridthie Masson pasaron este jueves por la cabecera de Sololá, como parte de su recorrido en bicicleta,  el cual comenzaron el 15 de febrero último en Alaska, Estados Unidos, y culminará en Argentina.   

26 de Mayo de 2016 a las 11:03h

Los tres extranjeros viajan en bicicleta y equipados con una mini estufa, colchonetas inflables, lámparas solares, mapas electrónicos y tres trajes deportivos, entre otros artículos. 

Los tres ciclistas extranjeros a su paso por la cabecera de Sololá. (Foto Prensa Libre: Édgar Sáenz).

Los tres ciclistas extranjeros a su paso por la cabecera de Sololá.

(Foto Prensa Libre: Édgar Sáenz).

Anja Hunder indicó que hasta ahora han recorrido aproximadamente 14 mil 500 kilómetros y que no han tenido ningún tipo de inconveniente por  los poblados donde han pasado, ya  que pobladores  les han dado un lugar para pernoctar y los han guiado para que continúen su camino. Bridthie Masson, quien acompaña a la pareja, indicó que para efectuar la travesía se prepararon durante mucho tiempo;  además, planificaron sobre las cosas mínimas que deben llevar para todo el recorrido. Los ciclistas indicaron que la travesía ha sido agradable, ya que han conocido otras culturas, ciudades y personas. Añadieron que tienen planificado llegar en julio próximo a la Patagonia, en Argentina. Agregaron que han encontrado hermosos paisajes y han compartido con varias personas y sus tradiciones.  Resaltaron que les sorprende  la belleza del Lago de Atitlán y los trajes típicos de Sololá. Este jueves salieron de Panajachel con rumbo a la Antigua Guatemala, Sacatepéquez.


Anja Hunder alista estufa para preparar alimentos.

(Foto Prensa Libre: Édgar Sáenz).

Es zieht uns weiter denn wir wollen endlich einen Blick auf einen der schönsten Seen der Welt werfen, den Lago Atitlàn. Und dann ist er da, in einer unglaublichen Kulisse mit den ihn drei umgebenden Vulkanen Atitlàn, Tolimàn uns San Pedro...wow...!!! Die Luft ist ein wenig diesig aber das bringt die Jahreszeit mit sich. Wir sind dennoch tief beeindruck und können unsere Blicke kaum abwenden.

Lake Atitlàn

View of the Lake Atitlàn and the Volcano Toliman

Lago Atitlàn

Von Panajachel nach Antigua (31.5.-1.6.16)

Wir verlassen den Lago Atitlan und radeln in nur 36 Km 1000 Höhenmeter. Mitten auf der Route bricht die Strasse plötzlich an einem Fluß  ab aber Adam ist so nett und watet unsere drei Räder in Sandalen durch den kleinen Bach. In Patzun werden wir freundlich von der Feuerwehr aufgenommen und bekommen sogar Betten in einem der Zimmer für die Nachtwache angeboten. Die Feuerwache ist ein dreistöckiges Gebäude und ist mit einer großen Küche ausgestattet so dass wir im Supermarkt „alle Register ziehen“ und die Pfannen anschließend brutzeln und dampfen was das Zeug hält. Kartoffelbrei mit Gemüse, Speck und Spiegeleiern....das tut gut!

Die nächste Etappe hat eine herrliche 10 Km Abfahrt nach Antigua zu bieten und ehe wir uns versehen sind wir auch schon in dem hübschen kolonialen Städtchen angekommen. Hier sind im Gegensatz zu der aktuellen Hauptstadt Guatemala Stadt wohl kaum Schäden durch größere Erdbeben in der Vergangenheit entstanden und daher hat Antigua einiges an alter Substanz zu bieten. Übertroffen wird das ganze noch vom „hauseigenen“ Vulcan der majestätisch neben der Stadt tront und an klaren Tagen ein beeindruckendes Bild liefert. In Antigua gehen wir in eine Jugendherrberge wo wir uns zu dritt ein Zimmer teilen können. Hier trennt sich nach mehr als 6 Wochen unser Weg von dem sympatischen Kiwi Adam denn Radko und ich haben nach viel Überlegungen entschieden eine Busetappe durch die beiden kleinsten Länder Mittelamerikas El Salvador und Honduras einzulegen. Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen aber aus mehreren Gründen haben wir uns schweren Herzens für zwei Busetappen entschieden. Zum einen ist uns in Antugua zum ersten mal bewust geworden was „Regenzeit“ bedeutet....und die hat so langsam aber sicher für ganz Zentralamerika und auch weiter südlich begonnen. Zum Anderen fällt es uns schwer die Sicherheitslage für El Salvador und Honduras einzuschätzen. Wir haben viel gutes über El Salvador gehört wären aber dennoch einfach nur „durchgeradelt“ und letzlich geht es uns weniger um die am Ende geradelten Kilometer sondern darum Menschen und Kulturen der Länder kennen zu lernen und unser Bauchgefühl hat uns nach 14.000 geradelten Kilometern irgendwie erstmalig zum Bus geraten...

Wir entscheiden uns die Etappe auf zwei Tage aufzuteilen um wenigstens einen winzigen wenn auch nicht repräsentativen Einblick von El Salvador zu bekommen und werden eine Nacht im berühmten Surfort El Tuco übernachten.

Der Abschied von Guatemala fällt schwer. Guatemala hat uns mit seinen fröhlichen, freundlichen und hilfsbereiten Menschen mit offenen Armen empfangen und vollkommen überzeugt. Guatemala war sicher das „härteste Ettapenland“ bislang. Nirgendwo zuvor haben uns die Berge so sehr gefordert wie hier was uns das eine oder andere Mal wirklich an den Rad der Verzweiflung brachte. Aber auch noch nie zuvor sind wir auf so vielen ruhigen und landschaftlich schönen Strassen gefahren wie hier. Wir sagen „Hasta luego Guatemala“, schön ist es gewesen und wir werden bestimmt einmal wieder kommen denn es gibt  noch viel zu entdecken!

central basin for washing along the Road

View of the Volcano, Antigua

Antigua