dream on two wheels

Laos: Von Chiang Mai nach Luang Prabang (5.1.-16.1.2018)

Kurz vor dem Jahreswechsel erreichen wir unsere Warm Shower Gastgeber Kung und Robert die einige Kilometer außerhalb der Stadt Chiang Mai leben. Wir sind froh angekommen zu sein und ein paar Tage Kraft tanken zu können denn gesundheitstechnisch haben wir momentan eine ziemliche Pechsträhne... erst muss Radko Antibiotika einnehmen, dann ich und zu guter Letzt muss ich dann auch noch zum Zahnarzt.

Bei Kung und Robert können wir eine Woche lang alles auskurieren. Kungs naturheilkundliches Wissen das sie sich  4 Jahre lang auf der Universität angeeignet hat ist beeindruckend und wir werden bestens umsorgt. Am Silvesterabend gönnen wir uns ein "All you can Eat" Buffet in einem deutschen Restaurant. In Vorbereitung verzichten wir nach dem Frühstück auf jegliche Nahrungsaufnahme um das ganze so richtig auskosten zu können. Es gibt alles was das Herz begehrt...Schweinebraten, Brot, Salate, Currywurst, Kuchen, Aufläufe usw....anschließend sind wir so fix und fertig dass wir beinahe Mitternacht verschlafen. In letzter Minute quälen wir uns dann doch noch einmal aus dem Bett und stehen um kurz vor zwölf auf dem hölzernen Balkon des wunderschönen Gästehauses und begrüßen das neue Jahr. In Thailand werden jedes Jahr um Mitternacht tausende von schwebenden Laternen  in den Himmel geschickt. Es ist ein schöner Anblick. Wir blicken zurück auf unseren ersten Jahreswechsel auf der Reise. Nur wenige Kilometer trennten uns in Kalifornien in einer eiskalten Nacht mit Minusgraden von der mexikanischen Grenze. Lateinamerika lag vor uns und für uns einer der ungewissesten Reiseabschnitte.

Das zweite Sylvester verbrachten wir ebenfalls bei eises Kälte in einem winzigen peruanischen Dorf auf dem great Devide bei einem wundervollen peruanischen Ehepaar das uns bei strömenden Regen und Radko mit 40 ° Fieber zu sich eingeladen hatten.

 Der dritte Jahreswechsel nun Thailand, kurz vor der Grenze zu Laos...  Wir fragen uns was wohl das Jahr 2018 mit sich bringen wird. Wir werden wieder irgendwo in Europa ankommen und nach Hause radeln. Ein bisschen wehmütig wird uns bewusst das auch dieses Abenteuer "endlich" ist. Wir können nicht für den Rest unseres Lebens einfach so weiter "in den Tag hinein radeln". Ein neuer Anfang steht uns in der Heimat bevor dem wir sowohl mit Wehmut  als  auch mit Spannung und Freude entgegenschauen. Wie die meisten Langzeitreisenden wissen, nicht das Losfahren ist das schwierigste an der Reise sondern das zurückkehren...

Aber,  uns bleiben noch ein paar Monate zum reisen und die wollen wir um so intensiver genießen und erleben!

Zur Grenze nach Laos trennen uns gute 400 Kilometer. Als wir in Chiang Mai losradeln ist es bereits der 5. Januar. Wir müssen reintreten denn unsere Visumverlängerung wird in einer Woche endgültig ablaufen. Überziehen ist teuer und wir würden riskieren bei der nächsten Einreise nach Thailand Probleme zu bekommen. Also reintreten denn von Laos und Kambodscha werden wir wieder nach Bangkok zurück radeln um von dort aus nach Europa zu fliegen.

Es wir bergig und es ist kühler als erwartet. Die Straße wird ziemlich schnell ruhiger und kurz bevor es Zeit wird das Zelt irgendwo aufzuschlagen treffen wir auf die beiden Jungs von "zweimachenfrei.com". Das sind Patrick und Frank aus  Deutschland und plötzlich sehe ich doppelt...die haben ja beide "mein Rad" :-))). Da stehen wir also mitten im Nicht mit 3 x rotem Flitzer und verquatschen uns ein bisschen. Ups, jetzt wird es aber auch schon bald dunkel. Die beiden sind auf dem Weg von ihrer Unterkunft in ein Restaurant um sich mit Freunden zu treffen und wir müssen dringend einen Zeltplatz finden. Also sagen wir "Tschüss",  müssen aber gar nicht weit radeln bis wir zum Eingang vom Nationalpark kommen. Dort lassen uns die Ranger problemlos zelten. Wir bekommen Wasser geschenkt, werden sofort gefragt ob wir etwas zu essen hätten (haben wir natürlich), bekommen eine Bank  und Kerzen neben unser Zelt gestellt, ein Feuerzeug und Holz für ein Lagerfeuer zum Kochen und eine "Eimer Dusche" gibt's auch...alles was wir brauchen ist also da! Es ist schade das wir meistens nur per Handzeichen kommunizieren können. Hier spricht wirklich niemand englisch. Es tut uns oft leid das wir uns mit  diesen gastfreundlichen Menschen kaum austauschen können und vor allem  nicht vernünftig erklären können wie sehr wie ihnen dankbar sind.

Die letzte richtig große Stadt vor der Grenze ist Chiang Rai. Die meisten Touristen kommen hierher um den "weißen Tempel" zu besuchen. Als wir ankommen ist es noch recht leer. Wir parken die Räder am Hintereingang und laufen über die Anlage.

Eine Eintritts Gebühr wird erstaunlicher Weise nicht verlangt. Der Haupttempel sieht aus wie eine Kreation aus weißem Zuckerguss, irgendwie fast wie aus einem Märchen. Auf jeden Fall zauberhaft schön. Als wir anschließend mit den Rädern zum Haupteingang rollen sind bereits die Touristenmassen im Anmarsch. Es bildet sich eine riesige Schlange und plötzlich ertönt aus einem Lautsprecher eine wütende Stimme: "Don't stop, do not stop" brüllt jemand. Wir begreifen erst gar nicht was los ist. Meint der etwa uns mit den Fahrrädern am Rand der Absperrung?

Erneutes Brüllen, diesmal auf spanisch. Wir gucken uns um und entdecken ein spiegelverglastes Häuschen direkt gegenüber dem Zugang zum Haupttempel. Dort sitz also den ganzen Tag jemand der "nicht Anhalten" in vielleicht 20 verschiedenen sprachen beherrscht und schreit die Touristen an die auf der Brücke stehen bleiben um Selfies zu schießen! Das ganze hat etwas kurioses. Zuckergusstempel VS unsichtbarem wütenden "Big Brother" der genauestens sieht was Du dort gerade machst und Dich im Notfall anschreit. Irgendwann ist es so voll das das Brüllen aus dem Lautsprecher kein Ende mehr nimmt. Wie auch wenn eine 30 köpfige chinesische Reisegruppe nach der anderen über die Brücke läuft und jeder das beste Foto ergattern möchte. Wir radeln mal lieber weiter...!

Nun ist es nicht mehr weit bis ins Nachbarland Laos. Wir planen ein sogenanntes "Visa on Arrival" zu beantragen. Das soll 30 Dollar kosten und unkompliziert zu bekommen sein. Mal sehen, Grenzübergänge per Land und dann noch mit dem Fahrrad sind immer mal wieder gut für eine Überraschung.

An dieser Grenze gibt es keine bösen Überraschungen. Der Grenzübergang nach Houayxay ist einer der ruhigsten  und unkompliziertesten der gesamten Reise. Schritt eins: Visaformular und Ein/Ausreisekarte ausfüllen. Beides mit einem Passfoto und 30 Dollar abgeben. Schritt zwei: eine Minute warten...Visa wurde bereits ausgedruckt und in den Reisepass geklebt. Schritt drei: zum wartenden Bus in 100 Meter Entfernung schieben. 220 Bahnt pro Person und Fahrrad bezahlen denn über die Brücke darf weder gelaufen noch geradelt werden. Die Räder werden einfach in die letzte Sitzreihe gequetscht. Man macht das hier ganz offensichtlich nicht zum ersten Mal... und los geht`s, keine fünf Minuten später sind wir in Laos und können weiter radeln.

Im Sonnenuntergang radeln wir die 10 Kilometer von der Grenze in den kleinen Ort Houayxay und suchen uns eine Unterkunft. Nach knapp 100 Kilometern sind wir etwas platt. Morgen wollen wir für die nächsten zwei Tage mit dem sogenannten "Slow Boat" den Mekong bis nach Luang Prabang runter schippern. Im Hostel gibt es (natürlich) dafür schon die Tickets denn die Bootsfahrt ist sicherlich der einzige Grund warum es die Rucksacktouristen in diesen Ort verschlägt.

Wir huschen noch schnell ins gegenüberliegende Restaurant und stoßen auf unser 20. Land auf dieser Radreise an. Natürlich mit einem "Beerlao".

Nach zwei Monaten in Thailand sind wir ein bisschen Tourismus müde. Es klingt anmaßend so etwas zu sagen denn wir sind auch Touristen und tragen jeden Tag dazu bei das sich diese Welt durch den (Massen) Tourismus verändert. Sogar dieser Blog trägt einen Teil dazu bei das  Orte die aktuell noch ein kleiner "Geheimtipp" sind in der Zukunft touristisch erobert werden.

Reisen 2018 entspricht in vielen Dingen nicht mehr unseren Rucksackreisen in den 90iger Jahren: Das Internet nur in Internetcafés verfügbar. Reisen ohne Smartphone und Computer. Eine Anzahl von Filmrollen im Rucksack die möglichst reichen müssen weil die Entwicklung daheim sonst zu teuer wird...

Viele Länder wurden nur von  wenigen sehr neugierigen und abenteuerbereiten Reisenden besucht. Das ist heute anders. Wir haben auf unserer Reise keine Länder bereist die noch absolute "Exoten" in der Tourismusbranche sind. Vielleicht Kolumbien wegen seines noch zu unrecht bestehenden schlechten Rufs. Aber auch hier verbreitet sich die Kunde über den Wandel in Windeseile. Das soll kein Klagen sein. Die Welt verändert sich eben und damit auch das Reisen. 

In einigen Jahren wird man wahrscheinlich an jedem noch so ab gelegensten Ort der Welt 24h am Tag WLAN zu Verfügung haben. Dennoch, trotz des ganzen technischen Fortschrittes und der Möglichkeit nahezu jeden Ort der Welt bereits vor der Reise online anschauen zu können wird ein Bild auf dem Computer niemals die Realität ersetzen können.

Das Gefühl einen bestimmten Ort auf der Welt an dem man schon immer mal stehen wollte erreicht zu haben, den Wind zu spüren der einem ins Gesicht bläst, das Rascheln von Blättern oder der unglaubliche Klang des Urwalds der einen in den Schlaf wiegt oder eben dieser eine Geruch den wir für den Rest unseres Lebens mit einem Ort verbinden werden.

Samuel Johnson hat einmal gesagt: "The use of traveling is to regulate Imagination by reality, and instead of thinking how things may be, to see them as they are".

Bevor wir losgefahren sind hatten wir doch recht verklärte Vorstellungen bezüglich einiger Orte auf unserer geplanten Reiseroute. Teils durch Medienberichte, teils durch Erzählungen anderer Reisenden oder das Internet. Am Ende kam alles anders den jede persönliche Reise ist anders. Die Eindrücke eines jeden Reisenden hängen von einer solchen Vielzahl von Faktoren ab  das genau so eine Vielzahl von Eindrücken resultiert.

Beim Radreisenden sind die Hauptfaktoren das Wetter, der Straßenverkehr und die Menschen. Regen, Kälte und Gegenwind können einem die noch so fantastischste Landschaft zur absoluten Hölle machen und  nach Tagen auf staubigen Holperpisten seht man sich nach dem Surren der Reifen auf glattem Asphalt. Trotz all dieser Faktoren macht unser Meinung nach den Größte Anteil an unseren Reiseerlebnissen die Menschen aus denen wir begegnen. Jede noch so kleine Geste, jedes lachende "Hallo" in welcher Sprache auch immer, jeder Zeltplatz der uns angeboten wurde, jede Einladung in ein noch so bescheidenes Haus lässt uns glauben das 99,9% der Menschen dieser Welt "gut" sind und diese Menschen unsere Reise zu dem machen was sie ist.

Wir bekommen einen bescheidenen, faszinierenden und lehrreichen Einblick in das Leben Anderer aber auch die tägliche neue Erkenntnis in welchem Überschuss und Reichtum wir leben. Es erreicht uns die beschämende Einsicht das es im Grunde all dies im Leben nicht braucht um glücklich zu sein. Wir sehen wie wichtig und zum Teil Überlebens notwendig Freundschaften, Familie und nachbarschaftlicher Zusammenhalt in anderen Ländern sind. Diese Reise hat uns nicht "bekehrt" oder zu "Weltverbesserern" gemacht. Sie regt uns aber zum Nachdenken und hoffentlich nachfolgendem Handeln an. Nachdem wir in Mexiko 5 Monate lang das Gefühl hatten über eine Müllhalde zu radeln wird Recycling und Mülltrennung auch für mich endlich mal zu einem Thema. Wenn man auf einer fast dreijährigen Reise mit 4 Radtaschen zurecht kommt, warum benötigt man zu hause ständig neue Sachen? Wenn ich alleine an den Inhalt meines Kleiderschrankes denke der  in Deutschland in etlichen Kisten und Koffern auf unsere Rückkehr wartet  habe ich das Gefühl nie wieder ein Kleidungsstück kaufen zu müssen. Autos...in Peru war es bereits Luxus einen Esel für 300 Dollar als Lastentier zu benutzen, in Laos sitzt eine 5 Köpfige Familie auf einem Moped und fährt 80 Kilometer ins nächste Dorf. Benötigt man wirklich mehr als ein Auto pro Familie oder ist es unsere eigenen Bequemlichkeit die uns vorgaukelt das es unbedingt notwendig ist...

Fragen über Fragen die einem auf so einer Reise durch den Kopf gehen und für die wir ganz bestimmt weder die universelle Antwort gefunden haben noch über andere urteilen wollen. Für uns persönlich haben wir reichlich Stoff zum nachdenken bekommen der uns hoffentlich in der Zukunft in unseren Entscheidungen positiv beeinflussen wird!

Manchmal ist schön für uns die Vorteile (vor allem Nahrungstechnisch!!!) der touristisch erschlossenen Regionen genießen zu können. Andererseits lieben wir die Abgeschiedenheit, Ruhe und das Freiheitsgefühl die solch eine Radreise unweigerlich mit sich bringt wenn wir an einem ruhigen Ort mit schöner Landschaft unser Zelt aufschlagen und unter freiem Himmel den Campingkocher zum glühen bringen und uns anschließend mit den Geräuschen der Natur auf unseren Matratzen zusammenrollen!

Laos gehört zu den Ländern Südostasiens auf dem sich eine Art Backpacker Pfad durch das Land zieht und trotzdem haben wir bei Laos  so ein  Gefühl das es "anders" ist. Obwohl wir auch in Thailand durch Regionen geradelt sind in denen die Menschen in sehr einfachen Verhältnissen leben ist es als würden wir in Laos eine Zeitreise in die Vergangenheit machen. Wir müssen oft nur eine Seitenstraße von der Hauptstraße abbiegen um das eigentliche Leben der Menschen zu sehen. Holzhütten auf Stelzen, Blechverschläge in denen ganze Familien auf dem Boden schlafen und eines fällt uns ganz besonders auf, in Laos scheint es keine alten Menschen zu geben.

Das ganze beschäftigt uns so sehr das wir das Internet befragen. In Laos waren 2016 nur 3,9% der Bevölkerung älter als 65 Jahre. In Deutschland immerhin 21,5%.  Die Lebenserwartung eines Mannes in Laos liegt bei 62 Jahren, einer Frau bei 64 Jahren. In Deutschland soll diese derzeit bei 78 Jahren für Männer und 83 Jahren für die Frauen liegen.

Wo wir in Laos auch schauen, Kinder, Kinder, Kinder. Ich habe oft die Befürchtung das die Menschen die wir hier als "alt" identifizieren in Wirklichkeit vielleicht gerade mal Mitte 40 oder um die 50 sind aber durch die harten Lebensbedingungen so stark vor gealtert sind das man meint einen Greisen vor sich zu sehen.

Wir haben viel Negatives über das "Slow Boat" von Houayxay nach Luang Prabang gehört. Von "Touristisch", "langweilig" über "absolut sehenswert" reichte die Bandbreite der Empfehlungen.   Inzwischen haben wir davon Abstand genommen alles für bare Münze zu nehmen was andere Reisende uns erzählen. Jeder Mensch hat andere Vorlieben und empfindet die Dinge unterschiedlich. Wir kaufen uns also zwei Tickets und sind gespannt!

Normalerweise gibt es wohl nur ein lokales Boot pro Tag aber heute ausnahmsweise zwei. Wir sind bereits um neun Uhr am Hafen und mit die ersten. Unsere Räder werden ohne jegliches Problem auf dem Dach des Bootes befestigt, unser Gepäck in einer Bodenluke verstaut und dann haben wir noch bis halb zwölf Zeit. Einen der wichtigsten Hinweise andere Reisenden war immer früh vor Ort zu sein um nicht im hinteren Teil des Bootes am lautet Motor zu sitzen aber unsere Tickets die im Hostel umgerechnet 50 Cent teurer als am Hafen waren haben eine Sitznummer im mittleren Bereich des Bootes, die Sorge um den Sitzplatz scheint also inzwischen auch geklärt zu sein. Mit uns im Boot sitzen Individualreisende aus der gesamten Welt. Selbst eine Radreisende Familie und einen Fahrradfahrer aus Indien treffen wir sind dann aber in unterschiedlichen Booten. 80 % auf dem Boot sind  Touristen. Das Boot scheint aber auch als Post und Transportschiff zu arbeiten denn oft halten wir an kleinen Dörfern um Taschen, Pakete oder sonstiges Gepäck abzugeben. Das wichtigste ist genug Essen für die 5 bzw. am nächsten Tag 7 stündige Fahrt dabei zu haben und dann geht es los.

Immer wieder halten wir an kleinen Dörfern. Uns wird es nie langweilig. Zunächst ist der Mekong noch die Grenze zwischen Thailand und Laos aber irgendwann sind wir dann komplett in Laos unterwegs und je weiter wir uns von der Grenzregion entfernen desto ursprünglicher erscheint uns das Leben der Menschen am Mekong.

Irgendwann verliert man sich komplett in dieser eigenen Flußwelt. Wir haben keine Ahnung wie spät es ist, die Landschaft zieht langsam und im Einklang mit dem Tuckern des Bootsmotors an uns vorbei. Drei Reihen hinter uns klimpert ein Franzose leise auf einer Gitarre. Die meisten Reisenden sind in ein Buch oder die Flusslandschaft versunken. Es hat fast etwas meditatives. Für mich könnte es immer so weiter gehen. Wir genießen die etwas andere Reise Art in vollen Zügen.

Im Sonnenuntergang erreichen wir das Dorf Bakbeng. Dieses Dorf existiert ganz eindeutig von dem täglichen Booten die hier anlegen und übernachten. Die Unterkünfte haben sich wahrscheinlich in ihren Preisen abgesprochen. 60.000 Kip (umgerechnet 6 Euro) kostet ein Zweibettzimmer. Auswahl gibt es reichlich und überhaupt ist alles perfekt für den müden Reisenden organisiert. Fast jede Unterkunft hat ein eigenes Restaurant, oft mit Flussblick. Man kann für den nächsten Tag belegte Baguettes für die Weiterreise bestellen und die etwas weiter entfernt liegenden Unterkünfte bieten sogar den Shuttelservice zum Hafen an.

Am nächsten Morgen ist es regnerisch und ungemütlich kalt. Wir stecken mal lieber doch noch Daunenjacken, Mütze und Halstücher in den Rucksack denn 7 Stunden im ungeschützten Boot können lang werden. Nach 30 Minuten haben wir nicht nur die Daunenjacken an sondern auch noch 3 Schichten drunter und die Regenjacken und Regenhosen als Windschutz drüber. Es ist richtig kalt und einige der Rucksackreisenden sind leider darauf gar nicht eingestellt. Sie sitzen mit dünnem Pullover, kurzen Hosen und Sandalen im eisigen Fahrtwind. Irgendwann sind die wenigen Rettungswesten die an Board sind alle im Gebrauch. Nicht weil wir gekentert sind sondern zum wärmen. Vorne im Boot wo die Sitze erhöht sind fegt solch ein eisiger Wind das auch die Einheimischen sich auf den Boden setzen. Sie sagen das es momentan ungewöhnlich kalt in Laos ist. Das spiegelt sich auch in der Kleidung der Kinder wider die immer dann wenn wir in einem kleinen Hafen anlegen angerannt kommen um uns zuzuwinken oder einfach nur anzuschauen. Fast alle Kinder laufen barfuß und nur in dünner Kleidung herum.

Gegen 17:00 erreichen wir den Hafen von Luang Prabang. Es fehlen 10 Kilometer in die Innenstadt. Nachdem wir unsere gepackten Räder die steile Böschung hochgehievt haben radeln wir im letzten Licht los. Dann der Schock...da die Unterkünfte hier extrem teuer sein sollen haben wir ausnahmsweise ein Hostel vor gebucht. Ganze 2 Stunden werden wir hin und her geschickt bis wir jemanden finden der ein paar Worte Englisch spricht. Er ruft für uns in der Unterkunft an und diese er puppt sich als falsch eingetragen. Das Hotel liegt 38 Kilometer außerhalb der Stadt und wir haben keinen Plan B. Wir fragen bei ein paar Unterkünften am Rand der Altstadt nach und bekommen fast schon unverschämte Preise als Antwort. Alles weit über unserem Budget. Wir müssen also im Dunkeln raus aus der Stadt. Sobald wir den Fluss überquert haben ist es als ob es eine imaginäre Touristengrenze gäbe. Wir sind ganz sicher auch die einzigen Touristen in unserem Hotel 2,5 Km außerhalb der Altstadt.

Für 10 Dollar gibt es ein Doppelzimmer mit eigenem Bad. Wenn man sich auf das Bett legt rollt man automatisch in die Mitte weil es so durchgelegen ist. Im Bad ist der Boden so uneben das das Duschwasser nicht zum Abfluss fließt und wir den Rest des Tages in einer 2 cm hohen Wassersäule zur Toilette waten. Ach ja, das Abflussrohr vom Waschbecken ist auch nur eine Attrappe...das Wasser fließt in den gleichen "See" wie von der Dusche. Gut das das Toilettenrohr zumindest dicht ist. 1 Meter neben unserem Fenster ist eine Baustelle mit entsprechendem Lärm. Dank Ohrstöpsel können wir aber ÜBERALL schlafen! Wir nehmen es mit Humor. Immerhin können wir problemlos vor der Tür unseren Campingkocher aufstellen, bekommen jeden Tag eine Rolle Toilettenpapier (wir sammeln schon für die Weiterfahrt) und zwei frische Handtücher und das Personal ist auch total nett. In die Innenstadt laufen wir 20 Minuten aber dafür zahlen wir eben auch nur die Hälfte bzw. ein Drittel von einer ähnlichen Unterkunft in der Altstadt und können das gesparte in Essen investieren!

In die Innenstadt laufen wir jedes Mal über diese bedenkliche Holzbrücke. Inzwischen kennen wir die Stellen wo die Dielen so große Löcher haben das man ins Freie treten würde wenn man es übersähe. Ich bin nicht 100 % schwindelfrei und laufe am liebsten drüber wenn es bereits dunkel ist...

Luang Prabang hat sehr viel kolonialen Charme. Bis zum Abschaffen der Monarchie 1975 war sie Königsstadt und bis 1953 unter französischer Kolonialmacht. Heute ist die Stadt von der UNESCO als Welterbe anerkannt und zurecht eines der wichtigsten touristischen Ziele von Laos geworden.

Kulinarisch hat die Stadt auch  einiges zu bieten. Wir schlemmen täglich in belegten Baguettes, echtem Bohnenkaffee, Fleischspießen und Fruchtshakes. Jeden Abend wird ein kleiner Nachtmarkt unterhalb des Mount Phousi aufgebaut auf dem man Kunsthandwerk und Souvenirs aus der Region kaufen kann und auch der Essensmarkt ist reichhaltig und lecker.

Gegrillte Fledermaus am Spieß

Kurz vor Sonnenuntergang machen wir uns auf dem Weg zum Aussichtspunkt des Mount Phousi. Ein beliebter Punkt um den Sonnenuntergang über dem Mekong zu sehen.

Unter den kleinen Käfigen sitzen jeweils zwei winzige Vögelchen. Man kann sie kaufen und freilassen. Es soll Glück bringen.

Der Aussichtspunkt ist vor allem bei asiatischen Reisegruppen begehrt.

Wir finden trotzdem ein Platz für einen tollen Blick auf den Mekong

Bald ist es auch schon an der Zeit weiter zu radeln. Da wir nur ein 30 tägiges Visum haben müssen wir ein bisschen Gas geben. Unsere Reiseroute wird uns über Vang Vieng und die Hauptstadt Vientiane zurück an den Mekong führen. Von dort soll es weiter Richtung Süden und Kambodscha gehen. Wir werden Euch natürlich so gut es geht auf dem Laufenden halten.

Wir wünschen allen an dieser Stelle noch einmal einen guten Start des Jahres 2018!!!

Bis bald!

 

Aktueller Kilometerstand: 28.195 Km