dream on two wheels

Belize (26.4.-4.5.16)

Belize das winzige Land an der Karibikküste Mittelamerikas ist einer der Überraschungskandidaten auf unserer Reise. Eigentlich wissen wir kaum etwas über das Land und die Menschen die dort leben außer das die Amtssprache Englisch und nicht Spanisch ist und eigentlich wollen wir ja auch nur „schnell durchfahren“. Aber wie sich herausstellen soll geht das nicht denn wir sind vom ersten Tag an „in Love“ mit diesem Land und dessen Einwohner! Die Fahrt nach Belize über die Grenze ist vollkommen unproblematisch. Nachdem wir eine kleine Touristenkarte ausgefüllt haben und ein preiswertes Hotel in der nächst größeren Stadt Orange Walk darauf notiert haben dürfen wir einreisen. Bezahlen müssen wir erstaunlicher Weise nichts und bleiben dürfen wir 4 Wochen. Kurz hinter der Grenze erreichen wir an der Küste den Ort Corozal. Es ist nach wie vor extrem heiß und die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Die Stadt hat einen kleinen Park direkt am Meer und dort machen wir es uns für die nächsten zwei Stunden unter einem Unterstand bequem. Es ist viel zu heiß um in der prallen Sonne zu radeln und so dösen wir alle eine Weile vor uns hin und lauschen auf Adam´s Radio in recht rauschender Qualität den Nachrichten auf Radio Kuba.

Waterfront in Corozal

Eine Sache die uns sofort auffällt ist das in Belize kaum Müll auf der Straße oder in den Parks rumliegt. Die Menschen begegnen uns von der ersten Minute an herzlich, offen und mit großem Interesse an unserer Reise. Nach 60 Km ist Radkos Vorderreifen platt. Den Grund sehen wir ziemlich schnell. Die Vorderradfelge ist auf einer Länge von ca. 30 cm längs gerissen und es haben sich bereits kleine Bruchstücke gelöst die den Schlauch aufgeschnitten haben. Wir wechseln schnell den Schlauch und da die Sonne schon untergeht wollen wir im Dorf bleiben. Das Dorf heißt Buena Vista und viele der Einwohner sind Flüchtlinge aus Guatemala, El Salvador und Honduras. An einer Schule treffen wir auf einen der Lehrer der uns spontan einlädt in seinem Vorgarten zu zelten. Radkos Felge müssen wir notdürftig mit Gewebeband kleben und so viel Gewicht als möglich vom Vorderrad nehmen um hoffentlich noch bis Belize City zu kommen....

Am Abend stürzen sich die Mücken kamikazeartig auf uns. Wir zünden Mückenspiralen, sprühen uns mit Chemikalien ein und in Verzweiflung dann auch noch mit biologischem „Mücken Öl“....hilft alles nichts...am nächsten Morgen haben wir jeder mindestens 100 Mückenstiche und irgendwer ist immer gerade am kratzen.

Abends werden wir von der Familie mit einer riesen Portion Reis und Hühnchen überrascht aber irgendwann zieht es uns dann doch in unsere mückenfreie Zone.

Der Wecker klingelt um 5:00. Wir fahren inzwischen so früh als möglich los um wenigstens einige Kilometer in erträglichen Temperaturen zu radeln aber bereits um 7:00 morgens zeigt das Thermometer erbarmungslos 32°C im Schatten. Zum Abschied bekommen wir noch eine Stange frisch geschnittenes Zuckerrohr aus eigenem Anbau geschenkt. Man beiße also herzhaft in die Zuckerrohrstange und beim kauen genieße man den köstlichen klebrigen Süßen Saft...genial!

Camping in Buena Vista with the local teacher

Dinner is ready

Radko and Adam eating sweet sugar cane

Nach 35 Km erreichen wir die nächst größere Kleinstadt Orange Walk. Wir erkunden „Downtown“, laufen zum Visitor Center das ein kleines Museum beherbergt und erfahren das es eine kleine Ruinenanlage etwas außerhalb der Stadt gäbe. Da die Ruinen allerdings auf dem Privatgelände einer Rumdestille liegen müssen wir im örtlichen Büro eine Erlaubnis erbitten. Die bekommen wir und nicht nur für die Ruinen sondern auch um gleich noch eine Führung durch die Destille zu machen.

Wir radeln die 7 Km aus der Stadt heraus und bekommen eine geniale Privatführung durch die Anlage und die Fabrik. Wir lernen jede Menge über die Rumherstellung und die verschiedenen Sorten und zum Ende der Führung bekommt jeder von uns unglaublicher Weise eine Flasche Rum geschenkt. Cocos-Geschmack für die „Lady“ und braunen Rum für die „Gentlemans“. Wir sind sprachlos. Zu den Ruinen laufen wir auch noch, die sind aber wirklich klein und unspektakulär und bestehen eigentlich nur aus einer winzigen Pyramide. Die umgebene Landschaft ist allerdings super schön und so genießen wir für eine Weile den Ausblick auf das grüne Weideland mit den weißen grasenden Rindern.

Back in Town checken wir mal wieder bei unseren Freunden von der Feuerwehr ein. Wie immer „no Problem“. Wir dürfen im Vorgarten vom Feuerwehr-Chef der direkt neben der Feuerwache wohnt campieren und gönnen uns Abends ein Schlückchen unseres Geschenkes.

On the way to Orange Walk

Tour through the Distillery

Thank`s!!!

In the Town  Orange Walk

Camping at the Fire Department in Orange Walk

Die Landstraße führt uns weiter über sanftes Weideland und über vereinzelte kleine Dörfer Richtung Hauptstadt. Wir biegen mitten im Nirgendwo Richtung Crooked Tree ab. Hier soll man besonders schön Vögel beobachten können. Angeblich sei die Straße zwar nicht asphaltiert aber gut zu befahren. Nach 2/3 der Strecke wird die Schotterpiste zur harten Waschbrettpiste. Jetzt wird die Fahrt zum Krimi den wir haben beim Abbiegen Radkos geklebte Felge „vergessen“. Aber jetzt gibt es eh kein Zurück mehr. Am Visitor Center sind wir dann doch ein wenig enttäuscht. Der Eintritt in den Park muss gut bezahlt werden und die Preise der örtlichen Campingplätze übertreffen leider jegliche Preisvorstellungen unsererseits. Etwas missmutig machen wir uns auf den Rückweg. Die Felge hält durch, auch wenn wir diesmal die besonders schlimmen Abschnitte doch lieber schieben, und nach ein paar weiteren Kilometern auf der Landstraße kommen wir an „Slims Grill“ vorbei und beschließen spontan dort zu bleiben denn hier dürfen wir für 10 Belize Dollar pro Person unsere Zelte aufstellen.

Road between Orange Walk and Belize City

Time for a break

Am nächsten Morgen erreichen wir Belize City. Wir sind erstaunt als wir erfahren das es nicht mehr die Hauptstadt ist. Diese sei jetzt Belmopan und überhaupt können die meisten Einheimischen gar nicht verstehen warum wir dort hinwollen denn die Stadt sei etwas merkwürdig und ein „komisches Pflaster“. Wir haben keine Wahl denn wenn es eine Chance auf eine neue Felge gibt dann nur dort...und irgendwie sind wir dann doch auch ein bisschen Neugierig auf die Stadt. Die Einfahrt in die Stadt ist unspektakulär, als wir kurz anhalten um nach dem Weg zum Fahrradladen in der Innenstadt zu fragen begegnen wir einem anderen Radfahrer auf einem tollen Rennrad. Er komme aus Ghana und lebe seit 13 Jahren in Belize. Wir erklären kurz unser Radproblem und schon sind wir auf dem Weg zu einer Radwerkstadt. Die Werkstadt sieht eher aus wie ein halb verfallener riesiger Schuppen aber zu unserem größten Erstaunen sehen wir reichlich ziemlich teure Rennräder „in Wartung“. Schnell ist eine gebrauchte Felge gefunden. Wir wollen gerne noch in den Rad Laden in der Innenstadt der uns empfohlen worden ist und vereinbaren in jedem Falle zum Einspeichen wieder zu kommen. In „Bruce Rad Laden und Cycling Club“ werden wir kaum zur Kenntnis genommen. Wir müssen zunächst klingeln um überhaupt in den Ladenbereich zu kommen und auch dann hat man eigentlich wenig Interesse daran uns zu helfen. Wir erklären mehrfach eine Felge für 32 Speichen zu benötigen. Die hübsch geschminkte Dame die möglicher Weise selbst noch nie auf einem Fahrrad gesessen hat stellt uns zwei 36 Loch Felgen hin und verschwindet wortlos.

We have a Problem...

Wir gehen zur netten Radwerkstadt zurück. Binnen 45 Minuten ist Radkos Vorderradnabe wieder eingespeicht und wir sind ready to go...wow...das ist mehr als wir erhofft hatten. Das ganze kostet uns 50 Dollar also umgerechnet ca. 25 Euro. Wir sind zufrieden und beim Verabschieden bekommen wir sogar noch einen guten Tip zum campen in der Stadt. Wir treffen uns mit Adam wieder in der Innenstadt. Irgendwie habe ich immer das Gefühl im falschen Viertel gelandet zu sein aber das Informationsschild zeigt das wir in der Tat in der historischen Innenstadt sind. Die Gebäude wirken heruntergekommen und überall lungern Leute herum die uns anbetteln. Ein paar schöne alte Holzhäuser finden wir dann doch noch und im völlig überteuerten Supermarkt in dem es offensichtlich nur Importprodukte gibt drehen wir jede Sache fünf mal herum und gehen dann auch nur mit einer ganz kleinen Tüte wieder heraus. Das Leben in Belize ist deutlich teurer als wir es in den letzten Monaten in Mexiko gewohnt waren und da sind 8 Dollar also 4 Euro für eine Dose Ananas shocking! Wir laufen an der Promenade entlang zum großen „Belize Zeichen“, machen das obligatorische Foto und machen uns auf den Weg zur „Hours Bar“. Unser Camping Tipp erweist sich als Glücksgriff. Wir dürfen hinter der großen Bar und Grill direkt am Meer zelten.

...not anymore :-)))

Belize City

Best Deal anywhere in Belize: 8 Bananas for 1 Dollar

Down Town Belize City

Camping behind a Restaurant in Belize City

Am nächsten Morgen hält uns nichts länger in der Stadt und wir radeln auf dem George Prince Highway in Richtung Hauptstadt. In Belmopan dürfen wir hinter der örtlichen Feuerwache schlafen. Wir wollen in den nahegelegenen Nationalpark zum „Blue Hole“ und der „Herman`s Cave“ aber unser Hauptziel ist ein kleines Dörfchen namens Springfield. Hier wohnen in diesem Falle nicht die Simpsons sondern eine der verschiedenen Volksgruppen Belize die wir bislang noch nicht getroffen haben, die Mennoniten. Das die Belizianer ein kunterbunt gemischtes Völkchen sind haben wir schnell gelernt. Viele der Einheimischen sprechen „Creol“. Angeblich eine Mischung aus Englisch, schottischem Slang und Afrikaans und wir verstehen in den meisten Fällen nur Bahnhof. Wir wollen nach Springfield denn man hat uns gesagt das dort die traditionellsten Mennoniten leben die sich wohl drastisch von den fortschrittlicheren Mennoniten unterscheiden. Sie benutzen weder Elektrizität noch Autos. Alkohol oder rauchen sind ebenfalls tabu und wir wollen uns gerne einmal in diese andere Welt einsaugen lassen.

Belmopan, Capital of Belize

Camping behind the Fire Station in Belmopan

Nach 18 Km auf dem Hummingbird Highway biegen wir auf die Sandpiste nach Springfield ab. Nach weiteren 6 Km erreichen wir das Eingangsschild vom Dorf. Es wird darauf hingewiesen das es keine Geschäfte am Sonntag gibt und man möge doch vernünftig gekleidet ins Dorf kommen. Die Hauptstraße ist eine endlos gerade Schotterstraße von denen kleine Stichwege abgehen die zu den weißen Farmhäusern führen. An langen Seilen hängen blaue Vogelhäußchen aufgereiht und auf den Weiden grasen Pferde. Wir sind hingerissen von der Kulisse und dennoch wirkt das Dorf wie ausgestorben. Nicht eine einzige Person treffen wir entlang des Weges. Die Ruhe ist fast schon gespenstig. Die Antwort liegt dann aber auf der Hand. Wir haben komplett vergessen das es Sonntag ist. Irgendwo wird wohl eine Kirche sein wo das ganze Dorf wahrscheinlich zum Gottesdienst versammelt ist. Als die Straße dann doch noch einen Knick macht sehen wir die kleine Kirche. Im Vorgarten stehen ca. 20-25 kleine Wagen die von jeweils einem Pferd gezogen werden und auf dem Rasen vor dem kleinem Gemeindehaus stehen ein Paar Frauen mit kleinen Kindern. Die Frauen tragen trotz der Hitze schwarze, knöchellange und hochgeschlossene Kleider sowie eine schwarzes Tuch das das Haar vollständig bedeckt. Die Kleinen Mädchen tragen schlichte einfarbige Baumwollkleider in Grün oder dunkelblau. An der Kirchenwand hängen draußen die traditionellen breitkrempigen Strohhüte der bärtigen Männer. „Mann“ trägt eine schwarze Hose, ein einfarbiges Hemd und Hosenträger. Wir schieben unsere Räder an der Kirche vorbei. Wir fühlen uns dann doch etwas unwohl in der Situation da wir nicht wissen ob wir willkommen sind und schieben unsere Räder langsam wieder ein Stückchen weg von der Kirche. Hier lauschen wir dem schönen Gesang und als der Gottesdienst beendet ist überholen uns einige Familien in ihren Wagen. Die Kinder winken oder kichern als sie uns sehen. Die Männer grüßen freundlich. Angesprochen werden wir aber nicht. Wir sind einerseits beeindruckt von unserer Zeitreise in ein vergangenes Jahrhundert aber andererseits haben wir so viele Fragen die wir gerne gestellt hätten. Die Gelegenheit werden wir überraschender Weise noch bekommen aber zu einem anderen und unerwarteten Zeitpunkt.

Mennonite Community "Springfield"

Adam

Feels like in an other century...

Spingfield, Belize

Wir fahren weiter in den nahegelegenen Nationalpark. Für 2,50 Euro pro Person können wir hinter dem winzigen Visitor Center unsere Zelte aufstellen. Dann radeln wir schnell die eine Meile weiter zum Blue Hole, einem herrlichen kleinen Süßwassersee der in einer unterirdischen Höhle endet. Die Abkühlung ist grandios, zurück beim Camp kochen wir uns ein deftiges Abendessen aber die Nacht bringt kaum Abkühlung und auch der winzige kleine Regenschauer der wie ein Tropfen auf dem heißen Stein sofort wieder verdampft bringt keine Erleichterung. Wir packen früh zusammen und sind bereits vor 7:00 unterwegs um auf einem der Jungelpfade die 20 Minuten zur „Herman`s Cave“ zu laufen. Die Höhle ist nicht ausgeleuchtet. Ein kleiner Pfad mit Reflektoren führt uns ins Innere der feuchten Tropfsteinhöhle in der sogar ein Fluss fließt. Nach 200 Metern ist Schluss, weiter dürften wir nur mit einem kundigen Führer gehen. Wir setzen uns auf die Steine und knipsen unsere Stirnlampen aus und werden sofort von vollständiger Finsternis verschluckt. In diesen Teil der Höhle dringt keinerlei Licht herein und zum ersten Mal in meinem Leben erlebe ich was es bedeutet nicht sehen zu können. Wir sitzen eine Weile im Dunkeln und die vollkommene Finsternis ist einerseits eine ganz neue Erfahrung aber auch ein wenig beängstigend. Ich stelle mir vor wie es wäre von einem Tag auf den anderen nichts mehr sehen zu können und bin dann doch dankbar und froh als wir unsere Lampen wieder anschalten. Wir klettern noch den steilen und schweißtreibenden Pfad zur „Cristal Cave“ hinauf und schauen von oben in die Höhle bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen. Es ist inzwischen 10:00 und wir beschließen uns nochmals eine Abkühlung im Blue Hole zu gönnen. Diesmal haben wir den kleinen See komplett für uns. Der kreisrunde See ist in einer Senke gelegen und umgeben von hohen Dickicht und Bäumen. Ein kleiner Pfad und eine Treppen führen zum Wasser hinunter und wir können vom Wasser aus nur ein kleinen Stückchen Himmel sehen. Wir lassen uns im vollkommen stillen, klaren und kühlen Wasser treiben und lauschen den Geräuschen des Urwaldes. Schweren Herzens machen wir uns auf den Rückweg nach Belmopan.

Blue Hole National Park

Camping at Blue Hole NP

Through the Jungle to the Caves

Cristal Cave, Blue Hole NP

Blue Hole NP

Nach einem ordentlichen Anstieg wollen wir uns ein kaltes Getränk im Dorf Armenia gönnen. Radko und Adam warten nach dem Anstieg an der schattigen Bushaltestelle auf mich denn Anstiege muss jeder im eigenen Tempo radeln...ich setze mich dazu und will auch erstmal kurz abkühlen bevor wir zum Laden fahren. Während wir so vor uns hin sitzen kommt ein Pferdewagen an uns vorbei gefahren. Im Wagen sitzt ein Mann in der traditionellen Kleidung der Mennoniten der uns freundlich grüßt. Er stellt den Wagen einige Meter weiter entfernt in den Schatten und lässt seinen Schimmel grasen. Dann kommt er mit zwei bepackten Tüte zur Bushaltestelle und in der nächsten halben Stunde können wir wieder erwartend doch noch alle unsere Fragen loswerden. Glick, abgeleitet von deutschen Wort „Glück“ ist 50 Jahre alt und lebt mit seiner Frau in Springfield. Wir erfahren das er ursprünglich aus Arkansas komme und seine Vorfahren aus Mannitoba in Canada bzw. aus Lancaster County in Pensylvania. Seine Mutter komme von den Amish und sein Vater aus einer Mennoniten Gemeinde in Ohio aber sämtliche Vorfahren insgesamt aus Deutschland oder Holland. Seine Muttersprache ist das Pennsylvania Deutsch aber in Springfield spreche man hauptsächlich Plattdeutsch. Wir unterhalten uns ein bisschen auf Deutsch und wir können uns gut verständigen. In Springfield leben die 30 Familien nach strengen Regeln. Es gibt keinerlei Elektrizität, auch keine gasbetriebenen Kühlschränke und eine eigenen Schule bis zur 8. Klasse würde jedes Kind besuchen. Anschließend arbeite man auf der Farm der Eltern, eine weitere Bildung stehe nicht zur Option. Mir ist aufgefallen das die Menschen im Dorf sich äußerlich sehr ähneln, allesamt haben hellblonde Haare und auffällig blaue Augen. Der Genpool erscheint mir vielleicht recht klein zu sein. Ich frage ob man jemanden von außerhalb der Gemeinschaft heiraten dürfe und bin überrascht das die Antwort positiv ausfällt. Das sei erlaubt würde aber oft eher Probleme bringen und sei daher selten. Aber man treffe sich eben auf Hochzeiten und Festen und dafür reise man schon ab und an mit dem Bus in die USA oder von dort nach Belize um seine Verwandten zu besuchen und so würden auch neue Partner gefunden werden. Glick ist sehr interessiert an unserer Reise. Er fragt ob wir schon sein Dorf besucht hätten und als wir erzählen das wir gestern dort gewesen seine sagt er „ ach ihr wart das, ihr hättet doch zu uns rein kommen können“. Jetzt sind wir verblüfft und fast auch ein bisschen traurig das wir niemanden angesprochen haben, freuen uns aber umso mehr nun ein so angeregtes Gespräch mit Glick führen zu können. Glick will seinen selbstgemachten Käse in das 15 Km entfernte Dorf bringen. Er liefere 2x pro Woche an den Dorfladen. Normalerweise würde er 5 Dollar für ein Taxi bezahlen das den Käse dann für ihn abliefere. Aber es stellt sich heraus das der 2. Mai ein Feiertag ist und der Taxifahrer würde an Feiertagen 20 Dollar nehmen und das sei zu viel für ihn. Während wir uns unterhalten streckt er den entgegenkommenden Autos fleißig den Daumen entgegen um eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen. Nach dem 30. Auto würde ich am liebsten aufstehen und das führ ihn übernehmen aber Glick scheint das überhaupt nichts auszumachen. Zeit spielt offensichtlich keine Rolle, nur ein wenig die Hitze wegen des Käses. Wir bieten an den Käse für in abzuliefern und er schein nicht abgeneigt zu sein. Er will wissen wie lange wir mit dem Rad bräuchten. Wir sagen ca.60 bis 90 Minuten aber das ist eben zu lange für frischen Käse in der prallen Sonne. So langsam bekommen wir das Gefühl das eventuell die 3 bepackten Räder der Grund sind warum niemand anhält und so verabschieden wir uns irgendwann. Ein Erinnernungsfoto können wir leider nicht machen denn das sei nicht erlaubt aber manche Dinge muss man eben so in guter Erinnerung behalten. Nachdem wir uns so angeregt unterhalten haben wollen wir uns doch noch gegenseitig vorstellen und so erfahren wir auch noch wie Glick zu seinem Namen gekommen ist. Von seinen Vorfahren die mit anderen Familien auf einem Boot von Europa nach Canada gefahren sind habe nur ein kleiner Junge überlebt. Niemand kannte seinen Namen und er selbst auch nicht und so nannte man den kleinen Jungen „Glück“ oder „Glick“. Nach diesem kleinen Kind haben seine Eltern ihn benannt. Wir radeln weiter und nach ca. 30 Minuten kommt uns ein roter Pick up entgegen. Auf der Ladefläche sitzt Glick der uns überschwänglich zuwinkt. Wir winken irgendwie glücklich zurück. Froh das er es geschafft hat seinen Käse schnell abzuliefern und froh einen so interessanten Menschen kennen gelernt zu haben. Ich werde diese Begegnung sicher nie vergessen und ich bin mir fast sicher das Glick auch viel zu erzählen hat wenn er mit seinem Pferde-Wagen zurück in Springfield „im 18. Jahrhundert“ angekommen ist.

Wir radeln zurück nach Belmopan und dürfen nochmals bei der Feuerwehr zelten. Von hier aus radeln wir nach Westen in Richtung der Grenze zu Guatemala.

Die Landschaft wird ziemlich hüglig. Nähe der Stadt Spanish Lookout sehen wir wieder einige Pferdewagen entlang der Landstraße auf denen die Mennoniten Wassermelonen verkaufen. Hier in der Region leben die fortschrittlichen Mennoniten. Ein Teil von ihnen fährt sogar Auto. Wir passieren eine winzig kleine Fabrik in der „feurige Saucen“ und vieles mehr hergestellt wird. Die Firma heißt „Hot Mama´s Belize“ und wir bekommen eine Gratisführung und dürfen uns durch die Saucen der Kategorie 1-4 Kreuzchen verkosten. Die Kreuze stehen für die schärfe des Produktes. Ich höre bei 2 Kreuzen auf aber Radko und Adam kosten tapfer bis zum letzten Kreuz alles was geht. Nach 35 Km „geben wir auf“. Es sind 40 Grad im Schatten...in der Sonne ist es eigentlich nicht auszuhalten. Radfahren geht momentan eigentlich nur in den frühen Morgen- oder Abendstunden und so erbitten wir in San Ignacio um einen Zeltplatz bei der Feuerwehr und werden wie immer nicht enttäuscht. Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg zur westlichen Grenze nach Guatemala. Am Grenzfluss machen wir einen letzte Pause und geben unsere letzten Cents für ein Wassereis aus. Es sind nur noch wenige Kilometer zur Grenze und nun heißt es endgültig "Good Bye Belize" denn es wartet das nächste spannende Land Mittelamerikas auf uns,  Guatemala!



Tasting at Hot Mama`s Belize

Market in San Ignacio

Last break before the border to Guatemala

Good Bye Belize