dream on two wheels

Coban nach Sacapulas (16.5.-21.5.16)

Wir verlassen Coban erst gegen Mittag. Es ist zu verlockend noch einmal in einem richtigen Bett auszuschlafen und deshalb wollen wir heute nur 24 Km weiter nach San Cristobal Verapaz fahren und dort wenn möglich bei der Feuerwehr zelten. Die paar Kilometer sind zügig geradelt und wir können unsere Zelte im Innenhof der freiwilligen Feuerwehr aufstellen. Bei Einbruch der Dunkelheit liegen wir in unseren Zelten denn morgen erwartet uns eine der vielleicht härtesten Etappen in Richtung des Lago Atitlan. Wir werden 30 Km Schotterpiste fahren und dann nach Uspatan einen ungefähr 20-30 Km langen Anstieg bewältigen müssen. In den letzten Tagen haben wir immer wieder versucht verwertbare Informationen über die Route zu finden aber im Grunde erhalten wir von jedem der Befragten eine andere Version. Nach den massiven Anstiegen nach Coban interessiert uns vor allem wie stark die Steigungen sind aber das wird bis zu Letzt ein Mysterium bleiben denn die Antworten variieren von „nicht so stark“ und „nur wenige Kilometer“ bis „ohhh...una subida grande y fuerte“ sprich ein riesiger und heftiger Anstieg. Ähnlich ergeht es uns bezüglich der Information über die Länge der Schotterpiste. Von 20 Km bis 80 Kilometer alles ist dabei und da wir kein Internet haben bleibt uns nichts weiter übrig als „ins Blaue“ zu fahren. Direkt hinter der Stadt San Cristobal Verapaz geht die ominöse Schotterpiste auch schon los. Die Straße eine Schotterpiste zu bezeichnen ist fast schon eine Übertreibung. Im Grunde sprechen wir von einem Weg aus festgefahrenen Felsbrocken die von Schlaglöchern und losem Sand umgeben sind. Glücklicher Weise geht es hauptsächlich bergab, dennoch ist es kaum möglich schneller als 5-7 Km/h zu fahren denn ständig müssen wir mit unseren schwer bepackten Fahrräder den Hindernissen ausweichen. Mehrfach rutscht mir mein Rad trotz der geringen Geschwindigkeit zur Seite weg und ich habe Mühe nicht einfach umgerissen zu werden. Aber die Straße ist die Mühe Wert denn sie führt uns durch eine extrem abseits der Touristen- Zentren gelegene Region Guatemalas und so bekommen wir einen unglaublich authentischen Eindruck dieses Landes.

Road between San Cristobal Verapaz and Uspatan

local "bus"

30 Km....

Road to Uspatan

Immer wieder werden wir von mit Steinen schwer beladenen LKWs überholt denn entlang der Strecke wird Granit abgebaut. In den Hängen der Steinbrüche stehen die Arbeiter vollkommen ungesichert und stemmen mit ihren Generatoren betriebenen Presslufthammern die schweren Felsbrocken aus der Wand die dann anschließend per Hand auf die LKWs verladen werden. Jedes Mal wenn uns ein LKW überholt werden wir in eine Minuten lange Staubwolke gehüllt die sich als feine Staubschicht auf uns und unsere Räder legt. Die Straße verläuft fast die gesamte Strecke mit herrlichem Ausblick auf die Berglandschaft und nach den ersten 10 Km erreichen wir ein kleines Dörfchen. Noch nie zuvor haben wie so viele „Gringo“ Rufe wie entlang dieser Route gehört. Besonders die kleinen Kinder erspähen uns schon aus schier endloser Ferne. Wir stören uns nicht daran denn wir stellen schnell fest das es extrem freundliche Rufe sind. Im Grunde wollen alle nur unsere Aufmerksamkeit erhaschen um uns dann anschließend überschwänglich und mit einem breiten Grinsen zu zuwinken. Ich muss über die typische Betonung der Kinder lachen. Das „R“ wird herrlich gerollt und das „I“ übertrieben in die Länge gezogen. „Grriiiiiiingo“ und „Adiooos“ schallt es aus allen Ecken und wir kommen aus dem Winken und Grüßen gar nicht mehr heraus. Wir halten an dem einzigen Laden des Dorfes und hier scheint sich das gesamte Dorf Leben abzuspielen. Innerhalb einer Minute sind wir und unsere Räder von einer Schar Kinder umringt. Man zuppelt und zerrt an allen Enden unserer Drahtesel, jeder will mal klingeln, hupen, auf dem Sattel sitzen oder uns einfach nur bestaunen. Vor dem Lädchen auf der Straße spinnt eine Gruppe traditionell gekleideter Frauen Flachs und auf der Straße laufen die Schweine, Hühner und Hunde herum. Wirklich in Ruhe können wir hier keine Pause machen und daher fahren wir nach einer kurzen Weile, unter dem Winken und Rufen der Kinder, aus dem Dorf heraus.

traditional work

everybody loves bicycles  :-)

Adios Gringos

Keep cycling...

Nach weiteren 20 Km kommt als wir unten am Fluss ankommen die freudige Überraschung in Form von feinstem Asphalt. Für die letzten 30 Km haben wir satte 5 Stunde gebraucht und wir sind schon ziemlich erschöpft. Dennoch wollen wir noch versuchen einen kleinen Teil des Anstieges nach Uspatan zu schaffen. Ab der historischen Metallbrücke aus dem 19. Jahrhundert radeln wir konstant bergauf. Ein Teil der Anstiege können wir mal wieder nur durch Schieben bewältigen. Ich bin fix und fertig, ich bin kurz davor in Tränen auszubrechen und Sage zu Radko: "Mensch Raddi, was machen wir hier eigentlich?!" Radko grinst mich breit an und sagt: "Urlaub, Wir haben Spaß!" Wir müssen beide lachen. Als wir gegen 16:30 nach 5 Km an einem winzigen Laden einen Beutel kaltes Wasser trinken werde ich ein bisschen unruhig denn eigentlich kann ich nicht mehr und das nächste Dorf ist noch 7 Km entfernt. Für die letzten 5 Km haben wir mehr als 2 h gebraucht und ich möchte in keinem Falle im Dunkeln radeln. Dennoch beschließen wir in der Hoffnung einen guten Schlafplatz zu finden noch ein Stückchen weiter zu fahren. Nach weiteren 1,5 Km sehen wir von einer scharfen Rechtskurve aus, auf einem etwas niedriger gelegenen Plateau, eine kleine Häuseransammlung und ein paar Wasserbecken. Wir radeln die Schotterpiste runter, überqueren einen kleinen Bach und nach weiteren 5 Minuten haben wir auch schon von einem netten Ehepaar einen Schlafplatz angeboten bekommen. Wir dürfen unser Nachtlager im funkelnagelneu gebautem Hühnerstall auf herrlich weicher Sägespäne aufschlagen, Ausblick auf die Bergwelt inklusive. Wir bekommen aus eigenem Anbau eine saftige Papaya geschenkt und im nahegelegenen Bach können wir uns endlich den Staub des Tages abwaschen. Als sich die Sonne anzeigt über den Bergen zu versinken versinken wir auch, in einen Tiefschlaf.

Bridge on the way to Uspatan

colourful trees

Am nächsten Tag radeln wir die weiteren 20 Km Steigung nach Uspatan. Auf dem Weg in die Kleinstadt fahren wir durch eine sehr ländliche und grüne Berglandschaft. Wir werden an die Wälder Chiapas in Mexiko erinnert denn die Vegetation ist auch hier durch Nadelwälder gemischt mit tropischen Pflanzen geprägt. In Uspatan setzen wir uns zunächst auf den kleinen Marktplatz und ziehen uns für umgerechnet 1 Euro frittiertes Hühnchen mit Pommes rein. Es ist mehr als offensichtlich das hier nur selten Touristen aufschlagen. Wir werden wir Außerirdische angestarrt und als wir anschließend über den Markt gehen um unsere Einkäufe zu erledigen kichert und tuschelt Mann, bzw. Frau hinter vorgehaltener Hand. Alles geschieht auf eine irgendwie unglaublich sympathische und fast schon kindliche Art und so lachen wir einfach immer freundlich zurück. Auf dem Markt decken wir uns mit Gemüse und Obst ein. Eingekauft wir in „Libra“, wir nehmen an das das ungefähr einem Pfund entspricht. Ich sorge für eine ausgesprochene Verwirrung als ich (noch unwissend) sage das ich gerne zwei Zwiebeln hätte. Ahh zwei Libra also. Ich wiederhole, nein zwei Zwiebeln. Die in Tracht gekleidete Verkäuferin schaut mich und ihre Nachbarverkäuferin fragend an und ich beginne langsam zu ahnen... Das geht offensichtlich nicht. Es gibt keine Waage oder kein Maß nach dem man 2 Zwiebeln berechnen kann und ich gebe mich geschlagen. Also ja, ein Libra bitte. Erleichtert guckt mich die Verkäuferin an, packt schnell noch eine zusätzliche große und eine kleine Zwiebel in die Schale und …. perfekt, ein Libra, das macht bitte 4 Quetzal. Bei den Tomaten die ich einige Stände weiter kaufe einige ich mich lieber gleich auf ein Libra, na gut gibt es heute Abend eben eine große Portion Tomaten Salat. Wir schieben unsere Räder weiter durch die engen Gassen des Marktes. Keiner hier scheint sich daran zu stören. In einem kleinen Gehege das aus Kisten abgegrenzt ist wuseln hunderte von kleinen Küken herum. Man feilscht gerade um den Einzelpreis. Hühner und Eier gibt es in Guatemala mehr als genug. Ich komme aus dem Staunen kaum heraus als ich die riesigen Stapel Palletten mit Eier sehe...ein Ei kostet 1 Quetzal. Ausgehändigt werden die Eier in einfachen Plastiktüten und nicht nur einmal wurde uns das bereits zum Verhängnis so das wir nach geplanten Spiegeleiern doch die Rührei Variante in Angriff nehmen mussten.

Uspatan

City Hall in Uspatan

there are enough eggs for everyone :-)

local market

Seit Uspatan hat sich die traditionelle Kleidung der Frauen verändert. Anstelle der weiten Faltenrücke tragen die Damen nun enge, knöchellange und buntbestickte Wickelröcke. Das gehäkelte Oberteil ist einer geblümten Bluse mit Glitzerornamenten gewichen und diese Kleiderpracht ist wunderschön anzuschauen. Von Pink über Türkis, man zeigt Farbe und selbst die kleinen Mädchen tapsen bereits fleißig in ihren winzigen Wickelröcken durch die Gegend.

Nach dem Einkaufen fragen wir uns zur Feuerwache durch. Adam ist bereits vorgefahren und man erwartet uns schon freudig. Die Wache hat einen hübschen kleinen Garten mit schattenspendenden Bäumen, einer kleinen Bank und wir können hier zelten. Während ich ein paar Fotos von den fast schon antiken Fahrzeugen knipse kommt einer der Feuerwehrmänner langsam auf mich zu geschlendert. In Zeichensprache gibt er mir zu verstehen das ich meine Kamera bereit halten soll. Er schlendert weiter zu einem der Fahrzeuge, grinst mich an und sagt das er jetzt losfahren würde und ich das fotografieren solle denn: „Emergencia“. Sprich ein Notfall.

Camping at the fire Station in Uspatan

Unsere Nächste Etappe führt uns nach Sacapulas. Nach einigen Auf und Abs wird die Bergetappe nun endlich mit einer 10 Km langen Abfahrt vom Feinsten gekrönt. Im Schnitt geht es 8 % bergab und meine Felgen sind kurz davor zu glühen. Wir sind früh dran und setzen uns im Schatten an einen Abhang um ein wenig den schönen Ausblick zu genießen. Von hier haben wir einen Großteil der Straße ,die sich in heftigen Serpentinen windet, im Blick. Nach einer Weile fängt Radko an zu stutzen. Komisch, es kommt gar kein Auto mehr, da ist doch was passiert. Wir fahren weiter und nach kurzer Zeit sehen wir das Problem. Zwei riesige Schwerlasttransporter haben sich in den Kurven beim Bergauffahren festgefahren und es geht weder vor noch zurück. Hinter den beiden LKWs staut sich der gesamte Verkehr in einer endlosen Schlange....wir schlängeln uns schiebend an beiden LKWs vorbei. Alles ist entspannt, viele Leute sind aus den Autos und Bussen ausgestiegen und lehnen gemütlich an der Leitplanke. Man schwatzt, diskutiert, telefoniert. Einige der Frauen laden sich einfach ihr schweres Gepäck auf den Kopf und beginnen ohne zu murren zu Fuß den Berg hoch zu laufen. Ich versuche mir gerade die Situation in Deutschland vorzustellen. Ich muss ein wenig grinsen. Von, „Maaaan Du Vollidiot biste zu blöd den LKW zu fahren bis hin zu „Ich habe einen wichtigen TERMIN, wann passiert denn endlich was“....ich könnte mir alles vorstellen. Hier in Guatemala bleiben alle ruhig, es ist eben wie es ist und auch dieses Problem wird behoben werden. Wir haben schon öfters bemerkt das in den lateinamerikanischen Ländern Problemlösung an der Tagesordnung ist denn man hat oft gar keine andre Wahl und wenn man geduldig wartet gibt es für die meisten Probleme eine Lösung.

On the road to Sacapulas

between Uspatan and Sacapulas

traditional dressed woman

we come from direction Uspatan

colourful Cementry in Cunen

"We are on the road to nowhere"

On the summit before Sacapulas

Houston we have a Problem....

Panoramica

In Sacapulas fragen wir bei der Feuerwehr an aber zum ersten Mal haben wir nicht so richtig das Gefühl willkommen zu sein. Man zeigt uns einen Raum wo wir schlafen könnten aber Wasser gäbe es nicht und falls wir auf die Toilette müssten sollen wir doch bitte zu den öffentlichen Toiletten an der Brücke am Ortseingang gehen. Dann ist man auch schon weg, auf dem Weg zu einem Notfall, und wir stehen ein wenig unschlüssig vor der Feuerwache. Wir beschließen in ein Hotel zu gehen. Wir sind in einer völlig untouristischen Kleinstadt. So schlimm wird’s schon nicht sein. Ich frage eine Passantin nach einem Hotel. Ach ja, hier gleich um die Ecke würden wir eins finden. Wir schieben unsere Räder also vors Hotel. So mega einladend schaut es von außen nicht aus aber als ich in den Innenhof im ersten Stock komme bin ich doch überrascht. Die Zimmer haben hübsche Fenster die zum Hof zeigen, im gefliesten Innenhof stehen Blumenkübel und zwei hübsche Sofas. Ja, hier würde ich gerne bleiben. Ich klingle an der Rezeption. Ein junger Man kommt die Treppe vom zweiten Stock herunter. Ich frage nach zwei Zimmern. Die Antwortet lautet „Tut mir leid, wir sind komplett ausgebucht“. Wie bitte, ich verschlucke mich fast beim Sprechen vor Schreck, AUSGEBUCHT??? Wieso ausgebucht? Da muss doch ein Fehler vorliegen. Wir sind ja schließlich nicht in New York oder Paris sondern in Sacapulas, einer winzigen Kleinstadt im Hochland Guatemalas...Ich frage noch einmal höflich nach, vielleicht hab ich es ja nur falsch verstanden. „Estamos Lleno“, sprich wir sind voll wiederholt mein Gegenüber freundlich. Ich gebe mich geschlagen, wenn auch etwas sprachlos. Adam und Radko sind nicht weniger sprachlos und ich atme auf als mir der nette Verkehrspolizist, der den nicht vorhandene Verkehr bzw. das alle 5 Minuten vorbei ratternde Tucktuck „regelt“, sagt das es noch zwei Hotels unten am Fluss gäbe. Wir gehen also wider runter zum Fluss, entscheiden uns zum weiter rechts liegenden Hotel zu gehen und werden nun doch noch eines Zimmers in der Metropole Sacapulas fündig. Die Zimmer haben einen etwas heruntergekommenen Charme. Wasser gibt es nur auf Anfrage denn die Wasserpumpe muss ständig neu gestartet werden, die Laken sind durchlöchert aber immerhin sauber. Unsere Zimmer sind im ersten Stock und vom netten Innenhof haben wir einen herrlichen Blick auf den Fluss und die Berglandschaft. Am nächsten Morgen gönnen wir uns ein Geburtstagsfrühstück. Dem Hotel im Erdgeschoss angegliedert befindet sich ein Restaurant. Wir sind um 9:00 die einzigen Gäste. Eine Menu Karte gibt es nicht. Ich frage was denn die Frühstücksauswahl sei. Die traditionell gekleidete Bedienung und Köchin in einer Person überlegt als würde sie den Inhalt des Kühlschrankes durchgehen und zählt dann langsam auf. Also Hühnchen hätte sie, etwas Rindfleisch und Eier. Ich bin innerlich kurz vorm verzweifeln. Ne Portion Hühnchen zum Frühstück, also das schwebt mir nun wirklich an meinem Geburtstag nicht vor. Ich frage alles mögliche ab. Ich hoffe auf ein Toast mit Marmelade, oder auch nur Toast mit Butter und Salz wäre ja schon perfekt. Nein, also Butter hätte sie gerade nicht, aber „Pan tostado“ also getoastetes Brot das hätte sie. Mit was das denn käme frage ich hoffnungsvoll. Sie überlegt einen Augenblick angestrengt und als wäre ihr ein Licht aufgegangen sagt sie freudestrahlend: mit einem „Cafecito“ sprich einem Käffchen natürlich. Ahh, natürlich sage ich. Ob sie kein bisschen Butter oder Marmelade hätte. Mhh „no“ „leider no“. Ich versuche es mit Käse, aber auch hier „leider no“. Es wäre ja auch noch niemand heute mit Lieferware gekommen entschuldigt sie sich. Ich bin schon kurz davor das Brot zu bestellen als ich begreife was das „Pan tostado“ ist. Die Antwort lautet „Zwieback“....Game over, also noch mal von neuem! Adam ist kurz vorm verhungern und entscheidet sich für die Portion Rindfleisch und Radko nimmt das Hühnchen. Mit was das denn käme will er wissen. Och, mit Reis, Kartoffeln, gebratenen Bananen und Tortillas. Adams Augen leuchten auf als ich übersetze. Das klingt doch verheißungsvoll. „I am starving“ sagt er und zwischenzeitlich hat er vor lauter Hunger bereits seine Brötchen vom Vortag und ein Glas „Notfall Gemüseaufstrich“ aus seinem Zimmer geholt. In meiner letzten Hoffnung bleiben nur noch die Eier. Wie die denn zubereitet würden frage ich, ach das ist einfach, in Windes Eile wird jede mögliche Zubereitungsart aufgezählt. Rührei, mit Tomate, mit Wurst, als Spiegelei oder als „Torta“. Ahhh, denke ich, Torta klingt gut, in Mexiko ist eine „Torta“ ein belegtes Brötchen, ich frage verheißungsvoll was noch drauf sei. Mh, frittierte Banane, Sauce, Kartoffel. Na gut nehme ich das „Eibrötchen“. Als erstes kommen unsere Papaya Shakes auch „Liquados“ genannt und die schmecken richtig toll. Dann kommt Radkos Hühnchen. Sieht gut aus auch wenn das eher meinen Geschmack zum Mittag-oder Abendessen treffen würde. Als Adams Teller kommt fallen ihm vor Schreck fast die Augen aus dem Kopf. „What, that`s all??? Anja, frag doch mal ob da noch was kommt!!!“ Auf dem Teller liegen zwei dünne gebratene Scheiben Rindfleisch in Begleitung von einer Portion Reis in der Menge von ca. 3 Esslöffeln abgerundet von einer winzigen Scheibe gebratener Banane. Bei Radko liegen immerhin noch zwei größere Stücke Backkartoffeln auf dem Teller und die Portion Hühnchen ist okay. Mein Frühstücksteller ist eine lustige Überraschung. Die "Torta", das vermeintliche belegte Brötchen, entpuppt sich als Omelett und das sieht richtig lecker aus. Ich bin zufrieden. Als die Bedienung erneut kommt bitte ich sie ob sie noch etwas Reis hätte den die beiden Herren seine ziemlich hungrig. Sie lächelt verständnisvoll und kommt wenige Augenblicke später mit einem winzigen Schälchen Reis wieder, das sich Adam sofort auf den Teller kippt und in Windes Eile in sich rein schaufelt, und 4 Stückchen Kartoffeln. Nach dem Frühstück gehen Radko und ich wieder hoch. Adam will ins Internet Café aber dazu haben wir überhaupt keine Lust. Irgendwie ist es auch mal angenehm ein wenig Abstand von der ewigen „Interneterei“ zu haben und außerdem sind wir von den letzten Rad Tagen auch ein wenig angeschlagen. Wir wollen uns ja auch nur mal kurz auf dem Bett „ausruhen“ und wachen 2 Stunden später deutlich erholter wieder auf. Ich packe meine super schönen kleinen Geschenke aus....wie Radko das mal wieder geschafft hat ohne das ich es gemerkt habe etwas zu besorgen ist mir ein Rätsel. Wir schlendern durch die Ministadt und gegen 20:00 gehen wir im einzigen Restaurant am Marktplatz Pizza und Burger essen. Auf dem Rückweg besorgen wir uns noch ein Bierchen zum Anstoßen und in dem kleinen Laden welcher offensichtlich auch gleichzeitig Kneipe ist sitzen drei junge traditionell gekleidete Frauen. Als wir wieder draußen sind sagt Radko „Mensch die waren ja randvoll“. Ich muss lachen. Manche Dinge sind eben „international“ und auch in Guatemala gönnen sich die Frauen am Wochenende eben mal das eine oder andere Bier. Wir lassen den Abend auf der Terrasse des Hotels ausklingen. Das war ein schöner Tag finden wir! Es braucht eben oft gar nicht so viel um glücklich zu sein!

Skyline of Sacapulas

market in Sacapulas

Adam`s Emergency...I am starving!

Anja`s birthday breakfast in Sacapulas

Sacapulas nach Chichicastenango (22.5.-23.5.16)

Bevor wir Sacapulas verlassen kommen wir noch unverhofft zu einem wunderschönen Markterlebniss. Als wir früh morgens unsere Tüte mit Backwaren öffnen um genüsslich zum Café einen Muffin zu schnabulieren sind uns schon mehrere hundert andere zuvorgekommen....Ameisen! Die kleinen Biester schaffen es wirklich alles aufzuspüren und obwohl unsere Tüte schön hochgehängt war hat sie wohl dabei die Wand berührt und BÄM...das war es dann mit Frühstück. Was Solls, muss halt Ersatz her, also auf in die „Fußgängerzone“ zum Bäcker. Das gestaltet sich schon mal als Herausforderung denn die kleinen Straßen der Stadt sind bereits um 7:00 brechend voll. Jeder ist auf dem Weg zum Markt oder auch schon wieder auf dem Weg nach hause. Wir müssen die Räder an der Ecke zum Marktplatz abstellen. Beinahe werde ich von einem Tucktuck angefahren denn die Fahrer versuchen so dicht wie möglich an den Marktplatz heranzufahren damit die Insassen keine weiten Wege mit ihren Waren laufen müssen. Ich lasse  meinen Blick schweifen und stelle mir vor...so oder zumindest so ähnlich muss es wohl bei einem bunten Markttreiben auch im Mittelalter ausgesehen haben. Die Atmosphäre ist ein kunterbuntes Durcheinander. Geschäftig werden Waren angepriesen, begutachtet, man diskutiert, feilscht und wir haben den Eindruck alle kommen auf ihre Kosten. Mich faszinieren am meisten die wunderschönen gewebten Wickelröcke und Blusen die in allen Farbnuancen vor mir ausgebreitet liegen. Manchmal finden wir es richtig schade das es in Deutschland nur noch wenige Regionen gibt wo man ohne ausgelacht zu werden Tracht trägt und wenn dann meist ja auch nur zu besonderen Anlässen oder in touristischen Regionen. Hier in Guatemala gehört die bunte traditionelle Kleidung völlig selbstverständlich zum Alltag und wir können uns gar nicht satt sehen an dieser herrlichen Farbenpracht!

Market in Sacapulas

Women preparing corn tortillas

it`s so hard to decide...

Unsere nächste Etappe führt uns nach San Pedro Jocopilas, eine Kleinstadt auf knapp 2200 Meter über dem Meeresspiegel. Die Etappe hat einiges zu bieten denn wir haben einen wunderschönen Blick auf die umliegende Berglandschaft. Nach einigen schweißtreibenden Anstiegen mit fetzigen Prozenten radeln wir entspannt auf einer Art Hochebene vor uns hin. Wir passieren kleine Dörfer, radeln durch Pinienwälder und es liegt ein herrlicher Sommerduft in der Luft....bis plötzlich der Asphalt aufhört. Och nö, das muss doch jetzt nicht sein aber es gibt kein Entrinnen. Wir werden  mal wieder in Staub und Schweiß eingehüllt und seltsamer Weise ist dann irgendwann die entgegenkommende Fahrbahn asphaltiert aber unsere nicht. Das hat zur Folge das der gesamte Verkehr außer uns die asphaltierte Seite benutz und mehr als nur einmal bleibt mir fast die Luft weg als sich die entgegenkommenden Autos nur knapp verfehlen. Ja, auch in Guatemala gibt es offensichtlich, wie schon in Mexiko, weder eine Fahrschule noch eine Fahrprüfung und entsprechend ist der Fahrstiel. Die Polizei interessiert hier alles was den Straßenverkehr angeht offensichtlich eh nicht und so sehen wir regelmäßig wie Leute auf der leeren Ladefläche von LKW oder auch mal gerne auf dem Dach der Fahrerkabine sitzen, oder auf der Ladung, oder, oder, oder....Gerne sitzen auch die kleinen Kinder unbeaufsichtigt auf der Ladefläche der Pickups oder die Ladefläche ist mit 30 Personen beladen von denen die Hälfte halb heraushängt. Ist der Bus voll, kein Problem, bitte mit einem Fuß auf das Trittbrett und mit einer Hand irgendwo festgehalten und los geht`s. Deshalb langsameres Tempo? Auf gar keinen Fall, man will ja schnell ankommen um die Strecke so oft wie möglich zu fahren. Ob  die halb heraushängenden Passagiere den vollen Preis zahlen müssen? Aber die schlimmsten von allen sind aus unserer Sicht die sogenannten „Chicken“ Busse. Das sind ehemalige US-Schulbusse aus den 50iger Jahren die hier mega toll neu lackiert, verchromt, verziert und gerne auch mit LED Beleuchtung versehen als normale Busse eingesetzt werden und man könnte meinen der Teufel persönlich sitze am Steuer. Man überhole in der Kurve, bergauf, bergab, bei Gegenverkehr mit lautem Hupen damit der andere abbremst, und außer Vollgas, was zur Folge hat das uns jedes Mal eine riesige schwarze Rußwolke einhüllt, kennt man offensichtlich nichts. Aus der Beifahrertür hängt in der Regel ein „Adjudant“ der dem Fahrer als auch dem gesamten umgebenden Verkehr mit Zeichensprache oder brüllend Anweisungen gibt wie er zu fahren hat....Un poco loco! In San Pedro fahren wir zu den „Bomberos“. Schnell wird eine der Ambulanzen weggefahren und wir können unsere Zelte über dem überdachten Areal aufstellen. Es dauert nicht lange da bekommen wir auch schon Besuch. Die Feuerwache hat insgesamt drei Hunde und zwei davon sind Welpen und ab sofort sind wir deren „best Amigos“ immer in der Hoffnung das doch noch was von unseren Tellern fällt. Na ja, wer kann diesen Blicken auch schon widerstehen. Trotzdem sind Hunde hier ein trauriges Thema. Offensichtlich tut hier niemand etwas um der rasanten Vermehrung Einhalt zu gebieten und so sind die Straßen und Orte gepackt mit herumstrolchenden Hunden ohne Besitzer. Alles was essbar ist wird gefressen und der Stärke überlebt. Viele der Tiere wären wunderschön und im gepflegten Zustand sicher begehrt in Deutschland. Vom Schäferhund bis hin zum Labrador wir haben schon alles gesehen...Die armen Kreaturen sind vollkommen unterernährt, haben überall Wunden weil sie sich vor Juckreiz selbst beißen und kratzen, und das die Hunde Zentralamerikas Radfahrer belästigen können wir nicht bestätigen. Man braucht die armen Viecher nur schräg anzugucken und dann ziehen sie schon den Schwanz ein.

between Sacapulas and San Pedro

Road between Sacapulas and San Pedro

our friends at the fire Station in San Pedro

Die Nacht auf über 2000 Meter ist angenehm kühl und ruhig. Seit Monaten hohle ich das erste Mal mal wieder aus den Untiefen meiner Radtasche meine Windstopperjacke heraus. Irgendwie fröstelt es uns warscheinlich aber auch nur wegen der Gesamt- Temperaturdifferenz den richtig kalt ist es eigentlich nicht aber von 38°C hat es sich immerhin auf abends 20° abgekühlt. Am nächsten Tag erreichen wir die kleine Stadt Chichecastenango. Hier bekommen wir bei der örtlichen Feuerwehr gleich den gesamten leeren Aufenthaltsraum zur Verfügung gestellt und da wir früh angekommen sind machen wir uns auf den kurzen Fußweg ins Zentrum. Chichecastenango platzt angeblich vor Touristen aus allen Nähten und zwar immer dann wenn Markt ist, also Sonntags und Donnertags. Gut das heute Montag ist und so sind wir mal wieder die einzigen. Markt ist heute trotzdem aber eben in der nicht touristischen Variante, sprich die Souvenierstände fehlen. Dierekt am Rande des Marktes steht die im Licht weiß leuchtende Kirche Santo Tomás auf deren Stufen die Indigenas Kopalharz verbrennen und Kerzen anzünden. Auf den Stufen zur Kirche sitzen buntgekleidete Frauen unter Sonnenschirmen und verkaufen Blumen. Wir betreten die Kirche und sind gebannt von der Szenerie die sich uns bietet. Die Kirche ist sehr schlciht gehalten. Weiße Wände gehalten von dunklen Holzbalken und eine Holzdecke sowie schlichte Holzbänke bestimmen das Ambiente. Im Mittelgang des Kirchenschiffs sind kleine Plateaus aus Zement gegossen und auf diesen brennen schlichtweg hunderte von schlanken weißen Kerzen die man direkt vor der Kirche in Bündeln am Marktstand erwerben kann. Die Atmosphäre ist mytisch und nahezu unheimlich. Einige der anwesenden rutschen auf Knien langsam zum Altar vor und beten dabei laut, einige weinen und flehen Gott um Dinge an. Ich kann nur wenig verstehen denn auch hier wird oft gar kein Spanisch gesprochen sondern eine der vielen unterschiedlichen „Ur-Sprachen“ Guatemalas. Wir haben Gänsehaut!

Im Anschluß genehmigen wir uns ein spätes Frühstück. Man merkt das wir in einer Touristenregion angekommen sind denn plötzlich steht auf der Menükarte „Continental Breakfast“ und „Pancakes“ und ich bin darüber zur Abwechslung nicht traurig. Auch der Rest der Speisekarte ist amerikanisch orientiert, über Burger, Fritten oder Clubsandwich, alles als säßen wir in einem amerikanischen Diner aber im Grunde gibt es für die Menschen hier auch kaum eine andere Nation die sie kennen. Der „Gringo“ ist eben ein Amerikaner und ein „Aufklärungsgespräch“ unsererseits führt meist zu Staunen und Verblüffung. No, wir sind aus „A-le-ma-nia“. Ahhh „A-le-man-da“ das ist in den Estatos Unidos (USA) oder? Nein das ist in Europa. Ahh, jaaaa, aber Europa, das ist doch neben Amerika, oder? Nun, ja, wenn man es grob betrachtet schon, nur das noch tausende von Kilometern Wasser dazwischen liegen. Grenz es an Mexiko? Nein leider auch nicht. Europa = Real Madrid, FC Barcelona, Bayern Munich.... Ach so, das ist in Europa. Genau!!! Sagt das doch gleich...

Chichecastenango

At the market in Chichicastenango

women selling flowers on the stairs of the church

one "chorizo" please

colourful Market