dream on two wheels

California

Nach 4993 geradelten Km stehen wir an dem langersehnten Schild „Welcome to California“. Na gut, das Schild steht im Schatten und direkt an der stark befahrenen Schnellstraße aber das Gefühl ist trotzdem gut. Irgendwie ein kleines erstes persönliches Etappenziel...“California dreaming“...und natürlich mahlen wir uns schon in den schönsten Farben aus wie wir über die Golfen Gate Bridge oder den Walk of Fame in LA radeln werden.

Oregon war hügelig...Kalifornien ist bergig...grrr....aber wir haben natürlich schon seit längerem erkennen müssen „The world is not flat“ und so radeln wir Meile um Meile die Berge hoch und runter. Nordkalifornien bedeutet vor allem „Redwoods“ und wir bestaunen die riesigen Giganten der Bäume auf dem Weg durch die Nationalparks. Im Humboldt-Nationalpark fahren wir die „Avenue of the Giants“ an der 17 der 100 höchsten Bäume der Welt stehen. Gegen Nachmittag wenn die Sonne tief steht fallen die Sonnenstrahlen durch die dichten Baumkronen und es wirkt ähnlich als wenn die Sonne durch die Fenster einer Kathedrale scheint und in ihre Strahlen aufgeteilt wird.

Je weiter südlich wir kommen desto mehr zeigen sich aber auch andere Fassaden des sonst so „sonnigen“ Bundesstaates. Die Zahl der obdachlosen Menschen steigt merklich an und viele der Dörfer und Kleinstädte durch die wir kommen wirken trostlos und verarmt und auch Drogenkonsum ist ein großes Problem erfahren wir von den Einheimischen.

In Kalifornien gibt es nach wie vor Bären. Wir merken aber schnell das die „Food-Locker“ auf den Campingplätzen nicht hauptsächlich den Schwarzbären gelten sondern einer ganz anderen Bären Art....den Waschbären. Sobald die Sonne untergeht kommen die kleinen Diebe aus ihren Behausungen und stehlen ALLES was nicht gut verschlossen ist. Selbst Klettverschlüsse oder Reisverschlüsse sind für die kleinen „Robin Hoods“ oft kein Problem und so müssen wir auch anfänglich Leer Gelt mit der einen oder anderen Packung Bagels oder Donuts zahlen....

Nach den herrlichen Redwoods fahren wir auf der 1 entlang der Küste Richtung San Francisco. In einigen Tagen werden wir dann endlich über die Golden Gate Bridge radeln :-)

majestetic Redwood (Jededia Smith NP)

Avenue of the giants

Humboldt Redwood State Park

Avenue of the Giants

Von den Redwoods über San Francisco nach Santa Cruz (3.11.-18.11.15)

Nach den riesigen Redwoods fahren wir weiter entlang der kalifornischen Küste auf der Strasse Nr. 1. Wie immer sind wir nicht vorbereitet was das Höhenprofil angeht da wir nur unsere deutsche „Übersichtskarte“ dabei haben und einige Karten aus den lokalen Touristeninformationen. Von anderen Radlern wissen wir aber bereits das eine der härtesten Strecken entlang der US Westküste vor San Francisco auf uns zu kommt. Die Strasse und die Aussicht entlang der Steilküste ist spektakulär aber demnach anstrengend. Wir rasen in atemberaubendem Tempo auf Meeresniveau um dann nach nur wenigen Metern auf 5 Kmh ausgebremst zu werden um erneut hochzuklettern. Irgendwann hören wir auf zu schalten...wozu auch...es ist doch immer nur der erste Gang den wir benötigen.

Ich habe es schon längst aufgegeben mich über jeden Berg zu ärgern. Nach nahezu 6000 geradelten Km hat sich dann doch ein wenig Routine und Trainingseffekt ergeben...auch mental. Am Anfang ein nahezu täglicher Lacher unter uns. Radko sagte immer „wenn meine Augen in seinem Rückspiegel größer würden als die des vorbeifahrenden VW Busses dann wüsste er es sei ein Anstieg in Sicht“.

In dem Örtchen Gualala machen wir einen Tag Pause. Auf dem örtlichen Campingplatz treffen wir das französische Paar Jerome und Nelly die mit ihrer sechsjährigen Tochter Josephine ebenfalls auf dem Weg nach Südamerika sind. Nach zwei herrlichen Abenden mit Geschichten und gutem Essen verabschieden wir uns von den dreien da sie etwas langsamer unterwegs sind. Wir hoffen ehrlich das sich unsere Wege nochmal im Süden kreuzen da die drei planen ab San Francisco ein Stück mit der Bahn zu fahren.

Kurz vor San Francisco wir es nochmal ein wenig stressis. Die Strasse auf der wir in die Stadt fahren wollen wird ca. 30 Km vor San Francisco plötzlich zur Autobahn und Fahrräder sind verboten. Schnell muss eine neue Route her da wir nur noch 3 h haben bis zum verabredeten Treffpunkt mit unserer Warm Shower Gastgeberin Cyndi. Ihre Adresse haben wir nicht und einen Plan B letzlich auch nicht. Irgendwie schaffen wir es dann aber doch noch den Radweg zu finden der zur Golden Gate Bridge führt und nach einem weiteren Anstieg ist sie auf einmal vor uns....im herrlichen späten Nachmittagslicht leuchtendem Rot. Wir lassen es uns nicht nehmen und radeln noch die paar weiteren Höhenmeter zum Aussichtpunkt oberhalb der Brücke und stehen fast andächtig dort oben. Ein tolles Gefühl! Bei Kilometer 5969 radeln wir auf die Golden Gate Bridge. Für uns ein besonderer Moment und großer Meilenstein auf unserer Reise. Die Seite zur Stadt hin ist für Räder gesperrt aber das macht nichts da in dem Moment als wir auf der Mitte der Brücke stehen die Sonne am Horizont in den Pazifik versinkt. Wir halten an und beobachten das Spektakel fast ehrfürchtig.

Wir bleiben zwei Nächte in San Francisco. Am nächsten morgen radeln wir ohne Gepäck zu einigen Sehenswürdigkeiten. Wir schlendern entlang des Wisherman's Warft, beobachten die Seelöwen am Pier 39 und schauen uns einige der herrlichen victorianischen Wohnhäuser an. Am Abend zeigt unser Tacho die 6000 Km an.

Was können wir nach 6000 gefahrenen Km sagen:

Wir sind langsamer geworden...“it's about the smiles not about the miles“...das haben wir gelernt und radeln weniger kilometer pro Tag und geniessen mehr.

Unsere nahezu täglichen Überlegungen wie wir den Morgen „optimieren“ könnten um früher los zu fahren halten an...na ja immerhin haben wir es geschaft uns von 11:00 Abfahrt auf 9:30 oder 10:00 vorzuarbeiten und sind nicht immer die letzten die vom Campingplatz losfahren.

Nicht mehr jeder Berg ist ein persönlicher Feind...“dann radeln wir da eben langsam rauf“...

Wir haben die Shuffel Funktion auf unserem Ipod „entdeckt“...jetzt können wir zumindest nicht mehr die Reihenfolge der Lieder vorraussagen...

Inzwischen sind wir und unsere Räder ein eingespieltes Team und wir müssen nicht mehr alle 10 Radtaschen ausleeren um etwas zu finden.

Aber das aller Wichtigste:

Es macht immer noch Spaß!!!

at Westport Union Landing State Beach

Highway number one North of Gualala State Park

Golden Gate Bridge, San Francisco

an unforgetable Moment...

San Francisco

waching the swimmers in the Harbour

Bye Bye San Francisco

Santa Cruz über Big Sur nach Atascadero und nach Los Angeles (17.11-6.12.15)

Wir sind auf dem Weg zu Radko`s ehemaligen Arbeitskollegen Jennifer und Steffen. Die drei haben sich seit 10 Jahren nicht mehr gesehen und kennen sich noch aus ihrer gemeinsamen Zeit an der Univerität in Illinois.

Bevor wir unseren kleinen Abstecher ins kalifornische Hinterland machen durchfahren wir noch eine Perle der Natur, den Nationalpark Big Sur. Auf unserem Weg nach Big Sur radeln wir entlang des „17 Mile Drive“, eine private Wohnanlage die in der Region hauptsächlich bekannt durch ihre exklusiven Golfplätze und Strände ist.

In der Tat reiht sich ein satt-grüner Golfrasen inmitten von Sanddünen an den nächsten natürlich immer mit direktem Meerblick...die Häuser sind offensichtlich auch exklusiv. Fußgänger werden am Eingangskontrollposten der Anlage gar nicht erst durchgelassen, bei Radfahrern drückt man da offensichtlich ein Auge zu. Als wir nach einem langen und warmen Radeltag am Campingplatz ankommen können wir nicht so recht glauben was auf dem Schild am Eingang steht: Das Wasser wurde aufgrund der Dürre die seit einigen Jahren in Kalifornien anhält ausgestellt. Vor die Sanitären Anlagen wurden Dixie-Klos positioniert, immerhin hat man die Trinkwasserhäne nicht abgestellt.Irgendwie interessant nachdem wir gerade 17 Meilen aktiv arbeitender Sprinkleranlagen passiert hatten!

Also mal wieder improvisieren damit die Wohlfülskala und die nächtliche Luft im Zelt nicht in den Minusbereich rutsch. Fahrt niemals auf eine Radtour ohne Baby-Feuchttücher!

Big Sur ist wirklich „Big“ und zudem eine traumhafte Küstenlandschaft die wir bereits mehrfach im Fernsehen bewundert hatten. Immer mit direktem Blick auf den Pazifik radeln wir entlang dieser spektakulären Steilküste. Trotz der späten Jahreszeit sind die Cämpingplätze im Nationalpark gut gefüllt. Für uns kein Problem da wir als Radfahrer auf den staatlichen Plätzen in der Regel nicht abgewiesen werden.

Big Sur ist vor allem berühmt für die Nebelwaden die über dem Pazifik schweben und die Küste in eine Traumlandschaft aus „Wolkenwellen“ verwandeln. Nebel sehen wir nicht aber dafür den Pazifik in voller Schönheit. Es ist zu heiß für November und das Wasser wohl ungewöhnlich warm.

Kurz hinter Big Sur biegen wir ins Hinterland nach Atascadero ab. Nach 30 Km fängt es an zu regen. Ok, wir kennen alle das Lied „It never rains in southern California“...einen Regentag im Jahr gibt es dann aber wohl doch! Wir kommen nass und durchgefrohren bei Steffen, Jennifer und seit vier Jahren auch Elias in Atascadero an und werden für die nächsten drei Tage unglaublich verwöhnt. Gemeinsam feiern wir unser erstes traditionelles amerikanisches Thanksgiving! Ein Traum aus Turkey, Süsskartoffelbrei, Stuffing, Vorweihnachtszeit, Eierpunsch, Thanksgivingparade im Fernsehen und vor allem viel Wärme, Herzlichkeit und Spaß. Der Abschied fällt schwer aber wir sind uns sicher das das nächste Wiedersehen nicht erst wieder in 10 Jahren sein wird.

Auf unserem Weg nach Los Angeles halten wir in Malibu vor dem Starbucks an. Die meisten Restaurants sind in der Regel zuverlässige WLAN Quellen und so treffen wir oft andere Radfahrer vor den Restaurants die ebenso wie wir nach Route und Co googeln. Während Radko mit einem kanadischen Radler Paar Infos austausch sitze ich auf der Bank und versuche irgendwie den nächsten Camping auszumachen. Mein Gefühl wird immer mulmiger da offensichtlich alle Campings in Los Angeles und Umgebung keine Zelter akzeptieren. Das war uns bis lang nicht bewust und irgendwie bekomme ich dann doch ein leichtes „Muffensausen“ da die Hostels in den Großstädten in der Regel schnell ausgebucht sind, wild campen in L.A. nicht in Frage kommt und es in 3 h dunkel wird. Aber erfahrungsgemäß hat uns das Universum auf der Reise noch nie im Stich gelassen und so spricht mich in dem Augenblick eine Frau an und fragt mich ob ich zu den beiden bepackten Rädern gehöre. Cathy ist selbst vor 20 Jahren die Küste Oregons und Kaliforniens mit dem Rad gefahren und schnell kommen wir ins Gespräch. Ich frage Cathy ob sie einen Tip zum campen hätte und umgehen werden wir zu ihr nach Topanga in ihr Haus eingeladen. Topanga ist eine kleine Ortschaft und liegt nur wenige Kilometer nördlich von Santa Monica in den Bergen. Als wir am Nikolausabend bei Cathy ankommen funkelt der gesamte Garten mit herrlicher Weihnachtsdekoration. Wir fühlen uns sofort wohl an diesem kleinen Ort inmitten der Berge. Bei der Ankunft gibt es Bier, Burger und nochmehr Bier das wir im heißen Pool im Garten gemeinsam genießen.

Cathy fragt nach unseren weiteren Plänen. Da wir seit längerem auf ein Paket mit Ersatzteilen für die Weiterfahrt in Lateinamerika warten haben wir uns entschlossen mit den Rädern den Zug nach Arizona zu nehmen um eine „kleine“ Runde um die Canyons und Nationalparks in Utah und Arizona zu radeln. Unser Paket wollen wir dann bei Jennifers Verwandschaft in San Diego abhohlen. Wir bekommen am nächsten morgen ein unglaubliches Angebot von Cathy. Wir dürfen ihren Zweitwagen für eine Tour so lange benutzen wie wir möchten, wir bekommen sogar ihr Zweithandy um sie jederzeit im Notfall anrufen zu können und können unsere Räder in ihrem Gästezimmer belassen. Wir sind sprachlos. Sein wir mal ehrlich, wer von uns würde all diese Dinge für zwei Fremde Leute machen? Wow!!!

Cathy ist eines von 10 Kindern und so gab es für sie lange Zeit immer nur ein „wir“ und niemals ein „ich“ und diese Lebensphilosophie hat sie sich bei behalten. Am Abend vor unserem Start sind 2 ihrer 29 Nichten und Neffen zu Besuch. Selbstverständlich sind auch ihre Nachbarn Peter und Larry eingeladen. Larry ist ein pensionierter Fotograph und Peter hat bis vor einiger Zeit die Scripte für bekannnte TV-Serien geschrieben. Wir erleben einen herrlichen Abend.

Am nächsten Morgen unternehmen wir noch eine kurze Wanderung in den Bergen da wir erst gegen Mittag losfahren um dem Megaverkehr auf der Stadtautobahn in Los Angeles zu entgehen....aber dann geht es los....auf unseren ersten amerikanischen Roadtrip!

Big Sur

Thanks giving in Atascadero

Good Bye in Atascadero

Lunch North of Malibu

with our friend Cathy in Topanga

Artist, Santa Monica

Santa Monica Pier