dream on two wheels

La Paz nach Tepic (7.2.-13.2.16)

Gegen Abend radeln wir mit Laura und Sam zum Fährhafen der 29 Km außerhalb der Stadt liegt. Es dauert ca. 3 h bis wir als letzte Passagiere auf die Fähre dürfen. In den letzten Tagen ist starker Wind aufgekommen so dass zeitweise sogar die Marina von Mazatlan gesperrt war. Wir teilen uns zu viert eine Kabine. Nachdem die Fähre gegen 23:00 abgelegt hat bekommen wir mit unseren Tickets ein spätes Abendessen und legen uns dann zügig aufs Ohr. Zum Glück denn kaum sind wir aus dem relativ geschützten Bereich auf offener See angelangt haben wir heftigen Wellengang. Wir sind froh das wir zum Großteil einfach alles „verschlafen“ und wir dadurch nicht seekrank werden. Wir sind insgesamt überrascht über den Komfort den die Fähre zu bieten hat. Irgendwie hatten wir das gar nicht erwartet.

Ferry La Paz to Topolobambo

Stapeln a la Mexicana

Am nächsten Morgen kommen wir gegen 6:00 in Topolobambo an. Nachdem wir nach erneuten 3 h Warten wieder als letzte Passagiere die Fähre verlassen schreien unsere müden Körper nach Kaffee. Kurzerhand schmeißen wir den Benzinkocher an und frühstücken gemütlich an der Mauer vor dem Fährgebäude bevor wir die 25 Km ins nächst gelegene Los Mochis radeln. Da die Fähre uns entgegen unser ursprünglichen Pläne ca. 500 Km weiter nördlich von Mazatlan gebracht hat entscheiden wir uns mit dem Bus zu fahren. Schnell finden wir heraus das es in Los Mochis 4 verschiedene Busbahnhöfe gibt mit etlichen Busgesellschaften. Unser primäres Ziel ist es die 4 Fahrräder in einen Bus verladen zu bekommen ohne die Laufräder ausbauen zu müssen. Am zweiten Bahnhof ist man bei der zweiten Busgesellschaft einverstanden und schon fangen wir an zu stapeln.

On the Road to Los Mochis

Die Busfahrt ist relativ luxuriös. In Mexico kann man nahezu jeden Winkel des Landes problemlos mit dem Bus erreichen und entsprechend gut ist das Bussnetzwerk. Es gibt Klimaanlage, viel Beinfreiheit und WLAN. Am Abend kommen wir im Dunkeln in Mazatlan an. Von dem koreanischen Radler Paar hatten wir bereit eine Herberge empfohlen bekommen und sind mit der Wahl sehr zufrieden.

Ohne es geplant zu haben sind wir pünktlich zum Karneval in Mazatlan angekommen, wohl einer der berühmtesten in ganz Mexico. Wir bleiben drei Nächte. Die Stadt hat Flair. Wir schlendern über den riesigen überdachten bunten Markt und genießen die tropischen Früchte, Tacos und Süßspeisen. Anschließend spazieren wir durch die hübsche Altstadt mit ihrer recht eindrucksvollen Kathedrale und gegen Abend machen wir uns auf zur Karnevalparade. Der Karneval gestaltet sich etwas anders als erwartet aber es macht trotzdem Spaß sich in das bunte Getümmel zu mischen. Kostüme oder Verkleidungen gibt es weniger. Stattdessen zieht man sich festlich an und trifft sich mit der gesamten Familie auf der Strandpromenade. Aus allen Ecken werden wir von Bühnen mit traditioneller mexikanischer Volksmusik beschallt. Die Familien machen es sich entlang der Kaimauer bequem, die Kinder spielen auf der Promenade, man trinkt Bier und schnabuliert von den vielreichen Ständen an denen traditionelle mexikanische Speisen angeboten werden. Der eigentliche Umzug ist eine Parade riesiger LKWs und Wagen lokaler Radiosender und Brauereien von denen in vollster Lautstärke Musik schallt und auf deren Dächern die Angestellten tanzen. Karneval auf mexikanisch eben...irgendwie aber sympathisch!

In Mazatlan verabschieden wir uns von Laura und Sam. Die beiden sind mit Laura`s Tante in Puerto Vallarta verabredet. Wir entscheiden uns von der Küste aus in Richtung des zentralen Hochlands nach Guadalajara zu fahren.

Das Radfahren auf dem Festland bringt eine neue Erfahrung mit sich. Ab sofort radeln wir auf der „Cuota“, der mautpflichtigen Autobahn, die in vielen Regionen sogar direkt neben der „Libre“ verläuft. An den Mautstationen werden wir immer freundlich durch gewunken. Bezahlen müssen wir als Radfahrer nie aber es wird streng darauf geachtet das wir die Räder immer außen herum schieben um nicht von der Lichtschranke erfasst zu werden. Die Quota hat den Vorteil das es immer einen breiten Seitenstreifen gibt so das wir unabhängig vom Straßenverkehr recht entspannt radeln können. Die Route bis nach Tepic ist relativ unspektakulär. Es ist brühend heiß. Inzwischen radeln wir freiwillig um 7:30 los um zumindest für wenige Stunden der unbarmherzigen Hitze zu entkommen. Oft sind wir bereits um 12:00 die ersten 50 Km geradelt. Als einzige Raststationen bleiben manchmal nur die vereinzelten Mautstationen oder Tankstellen. Hier lässt man uns Radfahrer auch gerne zelten. Wir versuchen unsere Etappen jedoch so zu planen dass wir gegen Nachmittag die Quota verlassen können denn an den Mautstationen passieren nahezu im Sekundentakt die LKWs, von erholsamen Schlaf kann hier also nicht die Rede sein.

Die Letzte Etappe vor Tepic ist eine Herausforderung. Nach 103 Km sind wir kurz davor die letzten 25 Km nach Tepic durchzufahren, entscheiden uns dann aber doch beim einfachen Restaurant an der letzten Abfahrt zu fragen ob wir im Garten unser Zelt aufstellen dürfen. Wie bislang immer werden wir nicht abgewiesen. Wir zelten zwischen den Bambussträuchern, Hühnern, Schweinen und Gänsen. Am nächsten Morgen sind wir heilfroh über die Entscheidung. Wir brauchen fast den gesamten Tag um die letzten 25 Km zu fahren denn nahezu die gesamte Strecke ist knallharter Anstieg. Als wir völlig erschöpft auf der Hälfte der Wegstrecke Schatten unter einer kleinen Palme suchen dreht ein Pick up auf der Gegenfahrbahn um und hält vor unserer Nase. Grinsend steigen zwei Männer aus. Einer von beiden springt auf die Ladefläche, zückt seine Machete und bevor wir uns umsehen haben wir beide eine frisch geöffnete Kokosnuss in der Hand und die beiden brausen winkend davon.

Tepic

Traditional art

 

 

In Tepic bleiben wir zwei Nächte in einem kleinen Familienhotel in der Altstadt. Ausländische Touristen sehen wir keine obwohl die Stadt angenehm und recht ansehnlich ist. Durch Zufall entdecken wir eine tolle Ausstellung über die indigene Kultur der Region. Im Innenhof des Gebäudes wird traditionelles Kunsthandwerk aus verschiedenen Regionen Mexicos angeboten. Von traditioneller Kleidung, Schmuck und Kinderspielzeug findet sich hier alles.

Beim Verlassen der Ausstellung werden wir gebeten uns in das Gästebuch einzutragen. Das machen wir natürlich gerne. Man erkundigt sich über unsere Reise und kurzerhand werden wir mit einer der Familien aus dem entfernten Bundesstaat Chiapas bekannt gemacht. Wir bekommen Namen, Andresse und Telefonnummer auf einen Zettel notiert und werden eingeladen bei ihnen zu bleiben, um alles über die Region und das Kunsthandwerk gezeigt zu bekommen, wenn wir San Christobal de las Casas erreichen. Ich gebe zu bedenken dass wir sicher noch 4 Wochen bräuchten um bei ihnen anzukommen. Kein Problem, man erwarte uns dann eben in 4 Wochen. Es werde uns so gut gefallen das wir für immer bleiben wollen...und falls nicht verstecke man eben unsere Räder.

Das ist Mexico!

Tepic nach Guadalajara (15.2.-20.2.16)

Nach einem Ruhetag verlassen wir Tepic erst gegen frühen Nachmittag. Wir fahren erneut auf die Quota und diesmal müssen wir nach 55 Km irgendwo im Nirgendwo an einer kleinen Mautstation campieren. Wir werden mit Handschlag begrüßt...von den „Angeles Verdes“ oder auch „Grünen Engeln“, die mexikanische Variante des ADAC. Der Unterschied ist das wohl niemand Mitgliedsbeitrag bezahlen muss, diesen Service kann jeder, inklusive der Touristen, kostenlos in Anspruch nehmen. Die Crews fahren täglich entlang bestimmter Routen  und sind somit oft gerade rechtzeitig zur Stelle wenn Hilfe von Nöten ist. Wir bekommen ausführliche Informationen zu unserer weiteren Route und als wir fragen ob sie uns die Distanzen zu den nächsten Mautstationen sagen könnten werden kurzerhand die Kollegen der anderen Regionen angerufen...die nächsten 500 Km sind wir nun mit Mautstationen „versorgt“. Gerne übernachten wir dort eigentlich nicht aber es ist immer eine gute Notlösung für alle Fälle, da kostenlos und immer mit 24 h rund um die Uhr Bewachung.

Near Tequila

Agave Fields

Wir radeln weiter in die Stadt Ixtlan del Rio. Wir checken im preiswerten und irgendwie auch schon sehr heruntergekommenden Hotel Maya ein. Auf fließend Wasser warten wir 6 Stunden lang und vertreiben uns den Nachmittag mit einem Spaziergang durch die Stadt. Das Städtchen hat eine schöne Plaza mit Kirche aber irgendwie kommt uns die Stadt auch ein bisschen merkwürdig vor. Noch nie haben wir so viele Obdachlose wie hier in Mexico gesehen, die Militätpräsenz ist aussergewöhnlich hoch und...na ja wir werden angestarrt. Wie es den mexikanern eigen ist auf eine diskrete Art aber offenbar verirren sich nicht sehr häufig große blonde Touristen in diesen Ort. Wärend wir auf der Bank vor der Kirche sitzen und ein Brötchen essen spricht uns ein älterer Herr an. Aus seiner Umhängetasche erscheinen nach und nach die verschiedensten Tiegel. Jede Salbe wird uns geduldig gezeigt und angepriesen aber letzlich ist es eigentlich nicht so wichtig welche der Töpfe man nehme, sie seine schließlich alle gut. Wir bedanken uns herzlich für die ausführliche Präsentation und müssen aber leider ablehnen da wir ja mit dem Rad unterwegs seien und auf das Gewicht achten müssten. Man hat Verständniss dafür, nach und nach werden die Tiegel in umgekehrter Reihenfolge wieder eingepackt, ein letzes Mal wird die eine ganz besondere Creme die für alles beim Radfahren gut sei hervorgezaubert und dann wünscht man uns einen schönen Nachmittag und verabschieden sich.

Im 60 Km weiter entfernten Dorf Magdalena verlassen wir die Quota und radeln ab nun auf der "Libre", der nichtmautpflichtigen Landstraße weiter, denn einen Ort wollen wir uns ganz sicher nicht entgehen lassen...Tequila.

Auf dem Weg nach Tequila ist die Landschaft mehr und mehr geprägt durch riesige Agaven-Felder aus denen das wohl berühmteste mexikanische Getränk hergestellt wird. Von Magdalana aus geht es viel bergab und so kommen wir bereits am Vormittag in Tequila an. Eigentlich eine ganz normale mexikanische Kleinstadt wäre da nicht die Hauptstrasse die von Spirituosen Läden gesäumt ist. Vom Liter bis hin zum riesigen Kanister ist alles zu haben. Wir wollen natürlich auch „eine Probe nehmen“ und gehen in eines der Lädchen. Eine junge Mexikanerin berüßt uns freundlich und die Räder dürfen wir auch gleich mit rein schieben. Was wir denn suchen würden ist die Frage. Äh...gibt es denn etwas anderes als Tequila? Wir werden ruck zuck eines besseren belehrt. Vom Tequila mal abgesehen „müssen“ wir uns die nächste halbe Stunde durch sämtliche Algavenliköre, Sirupe und Süssigkeiten probieren.

Auf den Hinweis das wir ja noch Radfahren müssten wird gelächelt, es sei ja weniger Alkohol im Likör (15 %!!!) und anstatt von jeweils zwei vollen Schnapsgläsern einigen wir uns auf eins...voll ist es trozdem und leer dann irgendie auch immer. Die meisten der Likörsorten werden als Aperetiv getrunken und interresanter Weise mit Kondensmilch und wahlweise Eis gemischt. Sehr süß aber lecker...und Kopfschmerzen vorprogramiert. Wir kaufen ein kleines Geschenk für unsere nächste Gastgeberin Veronica in Guadalajara und zwei Sorten Likör zum anstoßen auf unseren neusten doppelten Familienzuwachs meiner Schwester in Berlin.Als wir wieder auf unseren Rädern sitzen geht es „beschwingt“ weiter, wir halten aber bereits am Dorfrand an um unsere Mägen mit ein paar Quesadillas und einer Soda zu beruhigen bevor wir die restlichen Kilometer nach El Arenal radeln.

Our favourite Shop in Tequila....Cheers!

Hinter Tequila fahren wir durch mehrere wirklich schöne kleine Dörfer. Allesamt haben eine hübsche Kirche und mit bunten Fahnen geschmückte Strassen. Wir nehmen uns die Zeit und besuchen zwei dieser Dörfer. Wir radeln ins historische Zentrum, sehen uns die alten Krichenbauten an und bleiben nach nur 40 Km in El Arenal zur Übernachtung. Wir erkundigen uns nach einer „Planta Purificada“, das sind in Mexico sogenannte „Wasserstationen“ wo man in großen Mengen für unglaublich wenig Pesos Trinkwasser abgefüllt bekommt. Für unsere 7 Liter die wir so durchschnittlich pro Tag benötiogen zahlen wir nie mehr als 5-10 Pesos. Währen wir auch schon mal das Leitungswasser für eine Tee abkochen würde ein Mexikaner niemals Wasser aus dem Hahn trinken. Man findet daher in jedem Haushalt Wasserspender die mit dem Wasser aus diesen Stationen befüllt werden. Wir werden ein paar Strassen weiter geschickt und der Besitzer der Wasserstation ist begeistert von unserer Reise. Das Handy wird gezückt, der Sohn läuft schnell nach hause um den Rest der Familie zu hohlen, die Nachbarn werden angeschleppt, die vorbeigehenden Passanten bleiben stehen und plötzlich will jeder ein Foto mit den „Alemanes“ haben. Verrückt! Für das Wasser müssen wir nichts bezahlen, dafür noch für einige „Werbefotos“ vor dem Geschäft Modell stehen und erst dann dürfen wir zu unserer Unterkunft weiter radeln.

Amatitlàn

Pictures with "Los Alemanes" in El Arenal

...More Pictures with "Los Alemanes"

Am nächsten Morgen fahren wir zeitig los. Wir haben eine Einladung bei Veronica in Guadalajara. Eingeladen haben nicht wir uns, sondern Tuly unsere mega liebenswerte Warm Shower Gastgeberin aus La Paz auf der Baja California. Veronica war nur wenige Tage nach uns zu Gast bei Tuly und nun wir also bei Veronica.

Die Fahrt nach Guadalajara wird zu einer stressvollen Angelegenheit. Bereits ettliche Kilometer vor der 5 Millionen Stadt fahren wir im dichtesten Strassenverkehr auf Guadalajara zu. Im Sekundentakt brettern die LKWs mit ohrenbetäubenden Lärm an uns vorbei. Das erste Stück haben wir glücklicher Weise noch einen Seitenstreifen aber als wir in die äußeren Bezirke Richtung Zapopan fahren muss man der Strasse an einigen Stellen leider das Prädikat „Lebensgefährlich“ aufdrücken.

not fog but Smog on the road to Guadalajara

Irgendwann können wir von der Umgehungsstrasse auf eine ruhigere Strasse wechseln und kommen wohlbehalten bei Veronica an. Sie wohnt in einer Reihenhaussiedlung in Zapopan. Im Grunde eine eigene Stadt für sich aber mit der nur wenige Km entfernten Stadt Guadalajara zusammengewachsen. Wir werden nach unserer Ankunft sofort herzlich von Veronica und ihren drei Teenager Kindern begrüßt und nach einer herrlichen Dusche steht auch schon ein leckeres Abendessen auf dem Tisch. Wir verbringen einen lustigen Abend...es wird spät denn viel gibt es zu erzählen. Am nächsten Vormittag fahren wir gemeinsam zu einem „Geheimtipp“ um zu frühstücken. Es gibt die für die Region typischen „Tacos Barbacoa“ und die schmecken wirklich „muy rico“. Gefrühstückt wird in Mexico warm, würzig und herzhaft. Überhaupt lassen wir uns die sogenannten „T-Vitaminas“, also Tacos, Tamales, Tortas und Tortillas, reichlich schmecken, wobei eine sogenannte Torta in Mexiko am ehesten einen gut belegten Brötchen bei uns zu Hause entspricht. Inzwischen sind wir auch Weltmeister im „Einrollen“.

Nahezu alles was wir Essbares in die Hände bekommen wird in Weizen- oder Mais-Tortillas eingerollt und es schmeckt irgendwie immer. Gut das wir in Beweguzng bleiben denn in der Tat gibt es ein gewaltiges Übergewicht Problem in Mexiko. Die Strassen sind voll von Esständen und Restaurants und letzlich können wir da oft genau so wenig wiederstehen wie die Mexikaner! Am Nachmittag verabschieden wir uns von Veronika. Wir fahren zu unserem Warmshower Gastgeber Luciano ins Zentum von Guadalajara.

with Veronica

Guadalajara (20.2.-25.2.16)

In Guadalajara bleiben wir 5 Nächte. Unser Warmshower Gastgeber Luciano wohnt nicht weit entfernt von der historischen Innenstadt und so können wir die 5 Millionenstadt problemlos zu Fuß erkundigen. Die Stadt steht offensichtlich nicht auf der Liste vieler europäischer Touristen obwohl sie unglaublich schön ist und viel kulturelles zu bieten hat. Luciano wohnt in einem Apartmentkomplex. Die Wohnungen sind um einen schönen Innenhof angeordnet. Überall stehen bunte Blumentöpfe und Pflanzen und wir genießen es morgens oder Abends dort beim Essen zu sitzen. Eigentlich haben wir gar nicht das Gefühl in solch einer riesigen Stadt zu sein. Guadalajara ist sicherlich die Stadt mit der größten „Radkultur“ in Mexico. Es gibt Radwege, Fahradmietstationen, eine Casa de Ciclista und fast täglich werden Radtouren bei Nacht oder unter sonstigem Motto veranstalted. Vor einigen Jahren wurde das Projekt „Bicicleta Blanca“ ins Leben gerufen. Für jeden tötlichen Radunfall in der Stadt wird an der entsprechenden Stelle ein weiß bemahltes Rad als Mahnmal aufgehängt um die Autofahrer an die Vulnerabilität der Radfahrer zu erinnern und der verunglückten Person zu gedenken.

Bicicleta Blanca

Wir lassen in „Gdl“ wie die Stadt auch liebevoll von ihren Bewohnern genannt wird die Räder einfach mal stehen und erkunden das Zentrum zu Fuß. Bei einer riesigen Menschenmenge bleiben wir stehen um zu gucken was der Anlass ist. Zwei Clowns mit einem Einrad liefern eine ziemlich lustige Vorstellung. Ich will eigentlich nur "schnell" ein Foto machen. Einer der beiden Clowns entdeckt mich dabei und  winkt mir freundlich fürs Foto zu und plötzlich befinden wir uns selbst in mitten  der Vorstellung. Zwei große blonde Touristen die über die Menschenmenge hinüber ragen bleiben natürlich nicht unbemerkt...die nächsten 10 Minuten müssen wir viele Fragen beantworten. Alles wird dabei in die Show integriert und ist so lustig das wir die ganze Zeit mit lachen müssen. Aber schließlich werden wir „entlassen“, nicht ohne einen großen Applaus der Menge und einen herzförmigen Luftballon für mich...Zirkusvorstellung auf Mexikanisch!

Wir schlendern weiter durch die Altdtadt mit ihrer riesigen Kathedrale besuchen das eine oder andere Museum über die Entstehung der Stadt und treffen wie es der Zufall will am zweiten Tag wieder auf Laura und Sam aus England.

In Mexico liebt man das "bunte Leben". In vielen Städten sehen wir wirklich beeindruckende Malereien an den Fassaden der Häuser. Überhaupt scheint es hier keinen Vorschriften und Normen bezüglich des Stadtbildes zu geben. So ist es durchaus nichts ungewöhnliches das das eine Haus Pink angestrichen ist während sich der Nachbar eben für Giftgrün oder sattes Orange entschieden hat.

Gemeinsam mit Laura und Sam besuchen wir das „Instituto Cultural Cabanas“ ein historisches ehemaliges Weisen- und Krankenhaus/ Hospiz in dessen Räumlichkeiten nun wechselnde Kunstausstellungen zu besichtigen sind. Der Komplex beindruckt durch ettliche schön angelegte Innenhöfe. Das ehemalige Hospiz wurde anfang des 19. Jahrhundert erbaut und während des mexikanischen Unabhängigkeitskrieges (1810-1921) zweckenfremded und als Kaserne genutzt. Insgesamt gibt es 126 Räume die durch 23 Innenhöfe voneinader getrennt werden. Direkt hinter dem Eingangsportal laufen wir in eine kuppelgekrönte Kapelle. Hier kommen Liebhaber der „mystischen Kunst“ auf ihren Geschmack. Die Kapelle wurde im Jahr 1937 von dem aus dem Bundesstaat Jalisco stammenden Maler Jose Clemente Orozco bemahlt. Durch insgesamt 57 Einzelbilder wurde ein Freskenzyklus geschaffen der große Teile der Deckengewölbe einnimmt. Man nimmt an das die Malerei eine Kritik an der Technisierung der Welt zeigen soll. Höhepunkt ist das Bild „Mensch in Flammen“ in der Kuppel der Kapelle. Eine eigene Erläuterung zu seinen Freskenmalereien seitens des Künstlers gibt es wohl nicht.Wir stehen in der riesigen Kapelle und unsere Blicke gehen immer wieder nach oben. Die Bilder haben einerseits eine Faszinierende Anziehungskraft auf uns und immer wieder drehen wir uns im Kreis um diese dunkle und mystisch wirkenden Bilder zu betrachten, aber irgendwie ist es auch düster und Gruselig und so sind wir froh anschließend wieder in den ersten großen sonnendurchfluteten Innenhof zu laufen.

 

Wir besuchen im Anschluß die verschiedenen Ausstellungen internationaler zeitgenössicher Künstler und spazieren durch die Innenhöfe des Komplexes. Eine Karte zur Orientierung gibt es nicht und die Anlage ist für den nicht Ortskundigen verwirrend und wirkt ein bisschen wie ein großes Labyrint. Aber letzlich arbeiten wir uns wieder zum Eingang zurück und spazieren zum nahegelegenen Markt, einer der größten Märkte Mexicos.

Wir haben den Eindruck das man hier nahezu alles kaufen kann. Vom pinkfarbenen Cowboy-Ledersattel bis zum lebenden Huhn...hier kommt offensichtlich jeder auf seine Kosten. Wir suchen eine ganz bestimmt Abteilung...denn wir haben Hunger. Die Auswahl fällt wie immer bei dem großen Angebot schwer aber als wir den Grill mit riesigen Mengen wirklich gut richenden Fleichmengen beladen sehen ist die Entscheidung dan doch schnell gefallen. Das Endresultat ist eine „Torta“ bzw. ein großes Brötchen mit jeder Menge Salat, Sauce, Fleich und Zwiebel...man könnte auch sagen der „Mexicanische Döner“.

 

Radko`s best friend of the day...

End of a great day in GDL

Für den kommenden Tag verabreden wir uns mit Laura und Sam. Wir wollen eine Ruinenanlage in der Umgebung von Guadalajara besuchen. Die Busfahrt dauert ca. 90 Minuten. Vom Busbahnhof geht es in der Mittagssonne 2 schweißtreibende Kilometer Bergauf zu den sogenannten Gauchi Montones.

Dies sind die Ausgrabungen einer prehispanischen Siedlung die seit 300 AD in der heutigen Stadt Teuchitlan existiert. Die Anlage umfasst ein zeremonielles Zentrum mit Gebäuden im besonderen Baustiel mit kegelförmigen Strukturen. Es ist die Hauptstelle der sogenannten Kultur Teuchitlan. Wir schlendern über die Anlage nachdem wir uns im wirklich schönen Visitor Center und Museum umgeschaut haben. Die Anlage ist auf einem Hügel gelegen und man hat einen schönen Blick auf die weitere Umgebung. Wir sind nahezu alleine hier und Nach dem Getümmel in der Stadt genießen wir die friedliche Ruhe die dieser Ort ausstrahlt.

Guadalajara nach Leon (25.2.-1.3.15)

Von Guadalajara „erkämpfen“ wir uns wieder den Weg aus der Stadt heraus nach Tepatitlan. Nach 87 Km kommen wir dort relativ erschöpft an. Wir fragen bei der Feuerwehr, den „Bomberos“, nach einer Campingmöglichkeit aber es ist nicht möglich. Vielleicht ist die Stadt zu groß dafür, denn in der Regel sind die Feuerwehrstationen, Tankstellen, Restaurants oder Mautstationen Garanten zum campieren. Wir rollen ein Stück weiter in die Innenstadt. Wir fragen mehrfach Passanten nach einem preiswerten Hostal/Hotel aber so wirklich etwas in unserer „Radreisepreisklasse“ findet sich nicht. Als wir an einer Strassenecke stehen spricht uns ein Mexikaner an ob wir Hilfe bräuchten. Erneut fragen wir nach einem Hotel bzw. Ort zum zelten und schon ist das Problem gelöst. Ein paar Straßenecken weiter besitze er ein Grundstück. Wir könnten dort sehr gerne zelten. Wir werden von ihm im Auto dort hin eskortiert. Es handelt sich um einen ruhigen Parkplatz hinter einem Restaurant. Wir könnten unser Zelt an jeder Stelle aufbauen.

Sein Blick fällt auf den kleinen Lastwagen der dort geparkt ist...oder auch gerne auf der Ladefläche des LKWs schlafen. Wir bekommen noch 2,5 L Fanta geschenkt und seine Telefonnummer für alle Fälle und dann machen wir es uns auf dem dort ebenfalls geparkten Golfcart bequem und kochen unser Abendessen. Die Nacht verbringen wir unter den Sternen auf der Ladefläche des Lkws.

Sleeping under the stars...

Weiter geht’s frühzeitig auf der Landstrasse. Nach dem gestrigen Tag sind wir die Mautstrasse ein wenig satt denn im Sekundentakt sausen die riesigen und ziemlich lauten LKWs an uns vorbei. Irgendwann helfen nur noch Lärmstop für die Ohren aber so richtig Spaß haben wir nicht. Wir wollen nun also auf der Landstrasse nach Guanajato fahren. In einem kleinen Örtchen machen wir eine Pause und werden in einem kleinen Strassencafe auf eine Tasse Nestcafe eingeladen. Man warnt uns vor der Weiterfahrt auf der Landstraße...die Gegend sei ein bischen „merkwürdig“ und die Strasse nicht ganz ungefährlich für uns Radfahrer weil schmal und kurvenreich....und da es immer gut ist auf Ortskundige zu hören fahren wir schweren Herzens wieder auf die Autobahn. Nach 82 Km kommen wir in San Juan de los Lagos an. Nach langer Zeit haben wir mal wieder einen kurzen aber heftigen Regeschauer abbekommen. Die Regensachen sind so weit unten in die Radtaschen gerutsch das wir sie gar nicht schnell genug anziehen können. Ich sehe ein Hotel direkt an der Autobahnabfahrt und da wir keine Lust haben im Regen noch in die Innenstadt zu fahren halten wir dort an. Das Hotel ist für mexikanische Verhältnisse recht teuer und wir erkundigen uns bei der Angestellten vor Ort nach den „Bomberos“ oder einem Hostal. Ein Herr der das Gespräch verfolgt erklärt uns den Weg in die Stadt. Wir radeln also lustlos weiter den Berg in die Innenstadt hoch. So richtig Gefallen haben wir zunächst nicht an der Gegend. Irgendwie wirkt die Stadt düster und komisch, so richtig erklären können wir das Gefühl jedoch nicht. Zum Glück werden wir am nächsten Tag eines besseren belehrt werden....aber alles der Reihe nach. Wir strampeln also den Berg hoch, oben am Berg steht ein weißer Pick-up Truck und als wir ankommen guckt der nette Herr der beim Hotel war aus dem Fenster und läd uns ein bei ihm zu übernachten. Raul Lopez heiße er und wohne direkt hinter dem Hotel. Wir bekommen quasi eine eigene Wohnung mit Bad und Schlafzimmer, das Abendessen mit Hühnchen und Tortillas ist schnell organisiert und schon sitzen wir in Rauls tollem Haus das voll von herrlichen Antiquitäten ist und genießen den Abend. Auch Rauls Garten kommt uns fast ein bisschen vor wie aus einer anderen Welt. Die Wände der Veranda sind ebenfalls bestückt mit  Antiquitäten und Kuriositäten, mehrere große und kleinen Papageien zieren den Garten und Nachts sorgt eine Lichtanlage für eine Atmosphäre wie in einem Zauberwald, alles bewacht von Rauls 2 Schäferhunden die die riesige Dachterrasse bewohnen.

 

 

Wir werden eingeladen auch den nächsten Tag zu bleiben um gemeinsam die Gegend zu erkunden. Wir sagen gerne zu. Am nächsten Morgen fahren wir mit Raul in die historische Innenstadt und schnell merken wir das der Eindruck vom Vorabend ein Trugschluß war. Die Stadt ist im Besitz einer der wichtigsten Kathedralen des gesamten Landes. Nach Mexico City ist San Juan die zweit wichtigste Pilgerstadt in Mexico. Der Markt um die imposante Kathedrale ist voll von Menschen, Pilgern und bunten Verkaufsständen.

Kathedral San Juan

Wir besuchen die Kathedrale und sind mehr als beeindruckt. Es findet gerade eine Messe statt, es ist Samstag und dennoch ist die Kirche überlaufen von Menschen. Der Bischof selbst hält die Messe, es riecht nach Weihrauch und im Kirchenschiff hallen die festlichen Gesänge. Es läuft einem ein Schauder über den Rücken. Wir arbeiten uns vor zur Kapelle der „Jungfrau von San Juan“. Ein ergreifender Ort! Überall an den Wänden hängen Dankes schreiben oder Bekenntnisse über die Wunder die die Jungfrau bewirkt habe. Fahrräder zum Dank für überlebte Unfälle lehnen an der Wand und unendliche Fotos von Kindern und kranken Menschen. Man kann kaum durch diesen Raum gehen ohne berührt zu sein.

Kapilla de la Virgen de San Juan

Nach dem Frühstück fahren wir weiter und besuchen Rauls Schwester sowie seinen Cousin der in einer hauseigenen Fabrik sogenannte „Cajeta“ herstellt. Cajeta ist ein süßer Brotaufstrich aus Milch der in den meisten Lateinamerikanischen Ländern Tradition hat.

Im Anschluß besuchen wir zwei wichtige Pilgerorte in der Region, zum einen Teocatitlan und zum anderen Santa Ana de Guadalupe. Beide Orte gedenken berühmter ermordeter Prister im sogenannten Guerra Cristera, ein mexikanischer Bürgerkrieg der Jahre 1926-1929 zwischen der Regierung und Bauernmelizen, die der katholischen Kirche nahestanden. Wir sind erstaund wie viele mexikanische Touristen vor Ort sind. Ohne Raul hätten wir von diesen Gedenkstätten sicher nicht erfahren und ein beeindruckendes Stück mexikanischer Geschichte verpasst.

Am Nachmittag fahren wir in ein winziges Dörfchen Namens „ El Carizzo de Arriba“. Wir besuchen eine Familie die eine traditionelle mexikanische Süßspeise, die „Jamoncillos“ herstellt. Jede Menge Zucker, Milch und natürliche Aromen werden zu einem Brei gekocht der anschließend in Form gebracht wird und aushärtet. Extrem Lecker und extrem Süß. Wir werden sofort zum Mittagessen eingeladen und probieren zum ersten Mal das traditioenlle Gericht „Posole“, Eine Art Eintopf aus Mais, Schweinefleisch und scharfen Gewürzen. In der Dunkelkeit kommen wir nach San Juan zurück und beschließen diesen wunderschönen Tag mit einem Abendessen aus „Tamales“ und „Atole“. Tamales bestehen aus Maisteig der mit Fleisch, Käse oder anderen Zutaten gefüllt und in Pflanzenblätter eingehüllt gedämpft wird. Bereits die Mayas und Azteken haben dieses Gericht wohl schon geocht! Als Kontrast trinkst man hierzu Atole, eine Art süße Milchsuppe.

Am Nächsten Morgen verabschieden wir uns. Wir haben bereits eine „Verabredung“ mit unserern Warmshower Gastgebern Frida und Fernando in Leon. Frida ist Kunslehrerin und Fernando Chemielehrer und wie wir finden mega sympatisch. Der Weg auf der Autobahn wird zur Gedultsprobe für uns. Gleich 4 Platten fahren wir uns auf dieser Strecke. Schuld daran sind die ettlichen Automantelteile mit den winzig kleinen Drähten und diese Biester pieken sich ständig durch unsere Mäntel, da hilft leider auch der beste Pannenschutz und „unplattbar“ nicht...

Jamoncillos Cajeta

Leon nach San Miguel de Allende (2.3.-6.3.16)

In Leon wohnen wir bei unseren Warmshowers Frida, Fernando und ihrem kleinen Hundewelpen Leah. Wir bleiben drei Tage und nutzen die Zeit für Reparaturen jeglicher Art. Radkos Vorderradfelge ist durch das Gewicht und die Schlaglöcher an zwei Stellen aufgebogen, mein Handy läd nicht mehr und ein paar neue Ersatzschläuche müssen her. Zudem haben wir das Ladegerät für unsere Kamera in Guadalajara vergessen und das erwarten wir per Bus. In Mexico können Pakete mit den Passagierbussen versendet werden, eine preisgünstige und super schnelle Art. Während wir bein Frida und Fernando sind wird der kleine Welpe, den die beiden von der Strasse „adoptiert“ haben krank. Er will nicht mehr fressen oder trinken und erbricht sich... der Tierarzt sagt abwarten. Also flößen wir dem winzigen Wollknäul Wasser mit einer Spritze ein aber alle sind echt besorgt. Der sonst wie ein Flummi herumhüpfende Welpe macht gar nichts mehr...liegt völlig am Ende auf seinem Hundebett. Abends kochen wir für uns alle Bratkartoffel. Unseren mexikanischen Gastgebern schmeckt es ausserordentlich gut und offensichtlich kann man auch als mexikanischer Hund „deutschen Bratkartoffeln mit Zwiebeln“ nicht wiederstehen und ab nun geht es aufwärts. Der Appetit scheint wieder geweckt zu sein und der kleine Welpe verschlingt gleich zwei Schüsseln mit Haferflocken und aufgeweichtem Trockenfutter.

Nachdem also der Hund und auch sonst wieder alles in Ordnung gebracht ist fahren wir weiter nach Guanajato. Für uns sicher eine der bislang schönsten und zauberhaftesten Kolonialstädte Mexikos. Wir bleiben in der Familie, nämlich bei Laura, der Schwester von Fernando. Laura studiert Chemie und wohnt in einer WG. Wir dürfen es uns im Wohnzimmer bequem machen aber viel Zeit verbringen wir nicht im Haus da es unglaublich viel anzusehen gibt. Zudem ist zufällig gerade die „World Ralley Championchip“ in Mexiko und in Guanajuato und die Stadt ist voll gepackt mit Touristen aus aller Welt. Wir fahren mit dem Bus in die historische Innenstadt. Busfahren ist in Mexiko „old Style“. Man zahlt 5 Peso, bekommt ein Zettelchen in die Hand gedrückt und schon geht’s los. Ach ja Bushaltestellen...na ja am besten man stellt sich da hin wo auch andere Leute warten, meist ein sicherer Indikator für eine Haltestelle und winken muss man dem Busfahrer auch immer sonst kann man auch Pech haben das keiner aussteigen will und der Bus einfach weiter fährt.

We don't care...

Sometimes it`s hard work to get to the next warm shower

Beautiful Guanajuato

Guanajuato

In der historischen Innenstadt machen wir uns auf den Weg zum Geburtshaus einer der wichtigsten Söhne Guanajuatos, Diego Rivera, einer der berühmtesten Maler Mexikos und auch bekannt durch seine gleich zwei fache Ehe mit der Malerin Frida Kahlo. Das Haus ist sehr schön hergerichtet und natürlich bestaunen wir jede Menge seiner Bilder.

Im Anschluß schlendern wir durch die herrliche Innenstadt. Die Stadt liegt auf ca. 2000 über dem Meeresspiegel umgeben von malerischen Tälern und Bergen der Sierra von Guanajuato, dem gleichnamigen Bundesstaat. Die Stadt ist von ettlichen Tunneln untergraben die dem Verkehrsaufkommen Abhilfe schaffen und zahlreiche gepflasterte Strassen und Gassen winden sich den Abhang hinauf. Ruhige, bepflanzte Plätze laden für eine Pause im Schatten ein und an den von Bäumen gesäumten Plazas befinden sich Strassencafes, Theater, Märkte und historische Bauten. Mitte des 17.Jahrhunderts wurde in der Stadt Silber entdeckt und Ende des 18.Jahrhundert war Guanajuato der weltgrößte Silbererzeuger und steuerte ein Sechstel der Produktion in der neuen Welt bei.

Wir laufen die „Callejon de los Besos“ oder „Kussgässchen“ hinauf. Eine kleinen Gasse die so eng ist das man sich von den gegenüberliegenden Balkonen küssen kann. Sobald wir uns etwas vom touristischen inneren Zentrum entfernen sind wir wieder im „authetischen Mexiko“. Die Stromkabel hängen in faszinierenden Bündeln in der Luft, an der einen oder anderen Fassade bröckelt es ganz schön, unser stetiger Begleiter auf den Strassen Mexikos „Müll“ ist wieder da aber der Ausblick ist berauschend.

Gegen Abend geht alles nur noch um die „World Ralley Championchip“ bzw WRC. Riesige Bühnen wurden in der Zwischenzeit errichtet, Kamerateams säumen die abgesperrten Strassen der Innenstadt und das große Warten dauert...wie in Mexiko so oft mit unermüdlicher Gedult. Wir sitzen mit hunderten von Leuten auf den Stufen des großen Theaters und....warten! Nach drei Stunden und gefühlten 30 Zuckerwatteverkäufern kommen die Teams mit ihren Autos zur Autogrammstunde. Im Anschluß werden die Teams auf einer der riesigen Tribünen präsentiert und dann geht es mit 150 Sachen um die Kurve in einen der Tunnel und der gepflasterten Hauptstrasse durch die Innenstadt.

We are LOVING it!

Am nächsten Morgen geht es für uns weiter. Wir quälen uns satte 23 Km mit durchschnittlichen 5 % Steigung aus der Stadt heraus Richtung Dolores Hidalgo. Auf dem Weg kommen ettliche der Teams an uns vorbei denn eine der Rennpisten befindet sich oben auf dem Gebirgskamm. Im Restaurant welches an der Piste liegt sind nunmehr kaum Touristen. Einzig eine vierergruppe deutscher Motorsportfans hat es hierher verschlagen! Die Weiterfahrt nach Dolores Hidalgo ist herrlich. Schon lange sind wir nicht mehr auf einer so ruhigen und landschaftlich schönen Route gefahren.

In Dolores Hidalgo übernachten wir bei Roberto in seinem Fittnesstudio. Die Stadt ist „die Wiege der Unabhängigkeit“ Mexikos und zudem berühmt für ihre Keramikarbeiten. Am Abend sitzen wir mit Roberto auf der Dachterrasdse eines Cafes an der Kathedrale. Seit einiger Zeit gibt es eine „Lichtinstallation“ und die Fassade Kirche wird mit verschiedenen Bildern über die Geschichte der Stadt angestrahlt. Dazu hören wir die wunderbaren Klänge von José Alfredo Jiménez, einem der berühmtesten Mariachi Sängers Mexikos.

Am nächsten Morgen begleitet uns unser Warmshower Gastgeber nach San Miguel de Allende, aber nicht ohne am wohl berühmtesten Eisstand der Region vorbei zu fahren. Es gibt die unglaublichsten Sorten und wir dürfen alle probieren. Von Biereis, Cevicheeis, Tequilaeis...es schmeckt alles. Letzlich entscheiden wir uns für Avocadoeiscreme...wie fast alle Radfahrer laut Roberto!

Dolores Hidalgo

In San Miguel de Allende müssen wir nach 14 Tagen das erste Mal wieder ein Hostel bezahlen. Die Bomberos sind leider 4 Km außerhalb der Stadt auf einem Berg gelegen und so checken wir im gleichen Hostel ein wo auch Laura und Sam seit zwei Tagen sind. Wir kochen unser lieblings schweizer Radfahrergericht „Älplemakrone“ zusammen und während die beiden Britten am nächsten Morgen weiterfahren spazieren wir durch die Stadt. Der Lonley Planet bezeichnet San Miguel auch als „Mexikanisches Disneyland“ . Die Stadt ist bis in die letze Ecke herausgeputzt. Ca 12000 Nichtmexikaner, vorzugsweise US Amerikaner, sollen in der Stadt ein Haus besitzen und an jeder Ecke finden sich high End Souvenier- und Einkaufslädchen. Neben dem europäischen Feinkostladen kann man Bioteigwaren für amerikanische Preise kaufen und plötzlich kostet ein Hotelzimmer nicht mehr 300 Pesos sonder zwei Betten im 8 Bettzimmer. Für alle Berlinkundigen würden wir sagen...der mexikanische Prenzlauer Berg. Wärend wir für kurze Zeit die Messe in der prunkvollen Kathedrale verfolgen locken uns herrliche Trommelklänge nach draußen. Auf dem Platz vor der Kirche ist eine riesige Gruppe Fokloretänzer aus Queretaro in wunderschönen traditionellen Kostümen angekommen.Wir verfolgen das Spektakel staunend...!

Market in San Miguel de Allende