dream on two wheels

Japan: Sushi zum Frühstück

Auf Japan`s Hauptinsel Honshu von Maizuru nach Hiroshima 

(4.10.-18.10.17)

Unsere Reise führt uns in einer 22 stündigen Fährfahrt von der nördlichsten Insel Hokkaido auf Japan`s Hauptinsel Honshu. Auch auf dieser Fähre ist der Standard toll und nach 1500 Km in 4 Wochen mit zu wenigen Pausentagen  freuen wir uns mal wieder in einem richtigen Bett schlafen zu können. Wie auch die erste Fähre gibt es auf dem Schiff ein Onsen und als das Schiff um kurz vor Mitternacht ablegt springen wir noch schnell ins heiße Becken bevor uns der Schlaf für die nächsten 12 h übermannt.

Wir kommen leider im Dunkeln auf Honshu an. Der kleine Ort Maizuru in der Präfektur Kyoto hat direkt am Fährhafen einen perfekten Park und dort kriechen wir gegen 23:00 in unser Zelt. Wir sind nun deutlich weiter im Süden Japan`s und es ist anagenehm mild. Die Schlafsäcke können wir offen lassen und nur als Decke benutzen und morgens müssen wir nicht mehr in mehrere Schichten Klamotten steigen.

Auf Honshu bemerken wir sofort das alles "japanischer" aussieht. Die Häuser haben häufig die so typisch geschwungenen Dächer und stehen wie kleine Inseln in den riesigen leuchtend gelben Reisfeldern. Was es leider kaum noch gibt sind überdachte Unterstände und auch die Häufigkeit von Parkanlagen ist geringer aber Wildzelten ist trotzdem nie ein Problem.

Die Honshu Japaner sind nicht ganz so schüchtern wie ihre Landsleute im Norden und wir werden inzwischen des Öfteren aus Interesse  Angesprochen. Ein Japaner der uns anspricht kommt jeden Tag aus seiner Heimatstadt in einer 3 h Zugfahrt in ein kleines Dorf um an einem Kurz für traditionelle Holzarbeit teilzunehmen. Täglich nimmt er also insgesamt 6 h Bahnfahrt auf sich. Er lädt ein uns mit in das kleine Studio zu kommen und wir bekommen einen Einblick in die japanische Lackkunst "Urushi"

Leider regnet es auch auf Honshu manchmal stundenlang durch und was könnte da besser sein als eine Brücke zum Zelten! Am nächsten Morgen klart es zum Glück auf und wir besuchen die Ruinen der Burg Takeda. Diese werden auch "Castle in the clouds" genannt weil der Berg mit der Ruine am frühen Morgen sehr oft in einem Meer aus Wolken "schwebt".

Uns fällt auf das fast alle Dörfer festlich mit Laternen und Girlanden geschmückt sind. Außerdem finden viele sportliche Veranstaltungen statt. Der 8. Oktober ist ein Feiertag in Japan. Da wir auch viele Aktivitäten an den Tempeln sehen denken wir das es sich bestimmt um einen buddhistischen Feiertag handeln muss. Erst viel später finden wir heraus das der achte Oktober dieses Jahr der "Tag des Sports" ist.

Wir radeln einmal längs zur Südküste zur Stadt Himeji mit der gleichnamigen Burg, die meist besuchte Burg Japans. Wir kommen wie soll es auch anders sein mit tausend anderen Touristen am Feiertag an. Wir parken unsere Räder im Garten vor dem Burgeingang und reihen uns in die Massen ein. Japan ist bis jetzt  das einzige Land auf unserer Reise wo wir nie Sorge um unsere Räder haben. In Japan könnte man wahrscheinlich sein Portemonnaie liegen lassen und ein paar Stunden später läge es immer noch dort! Ich erinnere mich an eine Jugendherberge in Patagonien wo   zwei Japaner immer ihre Sachen im Bad hängen haben lassen als wären sie zu hause. Ich habe mich immer gefragt ob sie nicht daran denken würden dass jemand etwas stehlen könne. Jetzt kann ich es verstehen. Nein, sie wären nie auf die Idee gekommen das dass passieren könnte. Nicht aus Naivität sondern weil sie es aus ihrer Heimat nicht anders kennen. Einem Japaner würde es niemals einfallen etwas Fremdes was ihm nicht gehört einzustecken!

In der Burg Himeji müssen wir wie so oft auf Socken durch das Innere laufen. Aber wir wären nicht in Japan wenn nicht alles perfekt organisiert wäre...im Eingangsbereich stehen große Körbe mit Plastiktüten. Da kommen die Schuhe rein. Dann läuft man mit Tüte durch die Burg und am Ausgang stehen Kisten parat für die Tüten die dann wieder aufbereitet werden.

Die Burg ist im Übrigen eines der ältesten erhaltenen Bauwerke Japans und die ersten Gebäude der Burg wurden bereits im Jahr1346 errichtet!

Von Himeji hangeln wir uns nahe der Südküste Richtung Hiroshima. Wir wollen mehr über die Millionenstadt die wir nur aus dem Geschichtsunterricht kennen erfahren. Wir sind außerdem müde und brauchen ein paar Tage Pause vom Radfahren. Wir finden eine tolles Hostal im Herzen der Stadt nur wenige Meter vom Friedenspark entfernt.

Hiroshima

Das heutige Hiroshima hat optisch natürlich nichts mehr mit den schwarz weiß Bildern nach dem Abwurf der Atombombe zu tun. Die Strahlenwerte sind hier schon lange nicht mehr erhöht.  Die Millionenstadt ist grün, vibrierend und DIE "Friedensstadt" Japan`s schlecht hin deren Bedürfnis es ist in Gedenken an die Opfer des 6. Augusts die Botschaft für eine Nuklearwaffen freie und friedliche Welt an die Menschheit zu signalisieren.

Im Friedenspark von Hiroshima

Children`s Memorial

Der Kranich am Kinderfriedensdenkmal

Das Symbol Hiroshimas ist der Kranich. Wahrscheinlich jedes Kind kennt hier die tragische Geschichte der  kleinen Sadako Sasaki. Sie hatte als 2 jähriges Kind den Abwurf der Atombombe am 6. August 1945 überlebt. 10 Jahre später erkrankte sie an Leukämie. Ihre beste Freundin erzählte ihr von einer alten Japanischen Legende die besagt das man bei den Göttern einen Wunsch frei habe wenn man 1000 Origami Kraniche gefaltet habe. Sadako faltete bis zu ihrem Tod im Oktober 1955 ca. 1600 Papierkraniche. Die Geschichte der kleinen Sadako wurde weltweit bekannt und der Kranich zu einem Symbol der weltweiten Friedensbewegung. Durch Spenden wurde 1958 das Kinderfriedensdenkmal errichten. Die Glaskästen werden regelmäßig mit Origamikranichen aus der ganzen Welt gefüllt!

Ein Bild aus gefalteten Papierkranichen

Das Friedensdenkmal "Atomic Bomb Dome" in Hiroshima rechts des Flusses

Das Gebäude mit der charakteristischen Kuppel wurde am 6.8.1945 durch die Bombe "Little Boy" um 8:16 nahezu vollständig zerstört. Nur das Gerüst und die Kuppel blieben auf wundersame Weise erhalten und stehen heute als Friedensdenkmal und Mahnmal  im Friedenspark von Hiroshima.

Wer Hiroshima besucht sollte unbedingt auch das Friedensmuseum im Herzen des Friedenspark besuchen. Im Museum lernen wir alles über den Tag an dem sich schlagartig alles in Hiroshima änderte. In Modellen, Fotos, Videoaufnahmen und Originalausstellungsstücken wird dem Besucher das Grauen des ersten Atombombenabwurfes der Welt verdeutlicht. Die Zahl der Opfer kann bis heute nur geschätzt werden. Vermutlich 80.000 Menschen kamen um 8:16 sofort ums Leben. Weitere tausende starben an Verletzungen und Spätfolgen. Aber das sind alles nur Zahlen. Hinter jeder Zahl steht ein Mensch, eine Familie, eine Geschichte. Das Museum will kein Schrecken verbreiten sondern aufklären. Wie wirkt sich die Strahlung auf den Mensch und seine Umwelt aus? Wie kam es zur Entwicklung solcher Waffen? Warum wurde Hiroshima als bedeutungslose Stadt als Ziel einer solch vernichtenden Aktion ausgewählt? Wir lernen über die Entwicklung der Atombombe, die politischen Gegebenheiten und die anhaltende Testung nuklearer Waffen in der näheren Vergangenheit.

Obwohl das Museum zum bersten voll ist ist es auffällig ruhig. Wie auch wir sind  die meisten Besuche in Gedanken versunken oder unterhalten sich leise über die Ausstellung. Besonders bewegend empfinden wir die Videoaufnahmen mehrere Augenzeugen die sich in unmittelbarer Nähe des Epizentrums befanden und auf manchmal wundersame weise überlebten. 

Die Stadt Hiroshima und ihre Geschichte wird uns, vor allem in Anbetracht der aktuellen politischen Eskalation um nukleare Waffen, nachhaltig beschäftigen!

Nach dem Museumsbesuch gehen wir zurück in unsere Unterkunft. Wer nach Japan reist sollte wenigstens einmal in einer "Kapselunterkunft" übernachtet haben. Das ist lustig und die Kapseln viel geräumiger als man denkt!! Wir sind überrascht. Jede Kapsel hat ein Regal, eine Lüftungsanlage, eine Licht und Kleiderhaken. Überhaupt ist das Hostel ziemlich schön. Andere Reisende erzählen uns das es in fast allen Japanischen Herbergen so toll ist....

Wir werden trotzdem die meiste Zeit weiter Zelten müssen denn auf Dauer sind die Preise über unserem Budget aber unsere 4 Kapselnächte genießen wir dafür um so mehr !!!

Wir schlendern noch ein bisschen durch die Innenstadt und den Shopping Bezirk. Vor allem die Restaurants sind für uns Europäer lustig anzusehen denn in Vitrinen wird die Speisekarte quasi als Modell ausgestellt und man muss nur noch auf einen Teller zeigen!

An unserem letzten Tag in Hiroshima fahren wir mit der Straßenbahn und Fähre zum berühmten Itsukushima Schrein. Wie man schnell auf den Bildern erkennen kann...wir sind nicht die einzigen. Das ist kein "Geheimtipp" sondern weltberühmt. Je nach Gezeiten kann man zum Schrein laufen oder mit dem Boot durch fahren. Bei Flut sieht es aus als schwebe der riesige rote Bogen über dem Wasser. Aber es gibt noch eine weitere Attraktion. Das kleine Dorf ist übersäht von niedlichen Rehen die sobald man nicht guckt blitzschnell die Papiertüte, Essen oder sonstiges Interessantes anknabbern. Die Tiere sind eigentlich wild aber so sehr an den Menschen gewöhnt das  man sie problemlos streicheln kann.