dream on two wheels

(Süd) Tirol: von Bozen nach Innsbruck (6.5.-12.5.18)

Nachdem wir nach Bozen die längste Etappe der gesamten Reise gefahren sind werden wir bei Andreas uns dessen Freundin Vittoria mehr als verwöhnt. Zuletzt haben wir uns alle vor genau drei Jahren in Berlin gesehen. Es gibt jede Menge zu erzählen...

Überhaupt fühlen wir uns in Radkos alter Heimat Bozen sehr Willkommen. Viele von Radkos ehemaligen Arbeitskollegen und Freunden freuen sich "Radkino" endlich einmal wieder zu sehen und die Tage vergehen wie im Flug. Plötzlich ist fast eine ganze Woche vergangen und es wird Zeit zum Aufbrechen.

Andreas und Vittoria, die keine Weltreise per Fahrrad benötigen um fit zu sein, wollen uns am Sonntag für eine Tages Etappe begleiten. Darüber freuen wir uns natürlich riesig und das Wetter spielt auch noch mit. Es kann also losgehen. Nach wenigen Metern rollen wir bereits mit jeder Menge anderen Radlern auf dem perfekt ausgebauten Radweg Richtung Meran.

Der Markt in Bozen am Wochenende

Unsere Gastgeber und Freunde Andreas und Vittoria

Giulia and "Radkino"

Wir werden für einen Tag von Vittoria und Andreas begleitet. Startpunkt in der Altstadt von Bozen.

auf dem Radweg zwischen Bozen und Meran

Nach 80 Kilometern müssen wir uns leider von Andreas und Vittoria verabschieden. Die beiden müssen ja immerhin noch zurück fahren und es ist bereits später Nachmittag. Wir radeln noch 10 Kilometer weiter zum nächsten Campingplatz und schlagen dort unser Zelt für die Nacht auf. Wir sind das einzige Zelt auf dem Campingplatz. Camping in Südtirol scheint eher auf "Fahrzeugtourismus" ausgerichtet zu sein. Die sanitären Anlagen könnten ebenso in einem gehoben Hotel sein und wir genießen die heiße Dusche nach fast 100 Kilometern um so mehr.

Etwas später gesellen sich die Geschwister Sophie (5) und Hendrik (8) aus der Schweiz zu uns. Sie haben unsere Räder und das Zelt entdeckt und beginnen uns fleißig Löcher in den Bauch zu Fragen. Sie werden im Sommer mit ihrer Mutter von der Schweiz nach Hannover radeln und da sind wir ganz offensichtlich ihre perfekten Ansprechpartner um sämtliche Fragen zu klären.

"Wie ladet Ihr Euer Telefon auf?", "wo sind Eure Teller?" (wir essen aus den Töpfen um Gewicht zu sparen), "wie viele Bücher habt Ihr dabei?" (wir haben einen E-Reader) sind nur wenige Fragen des unermüdlichen Fragemarathons...wir beantworten natürlich alles so gut es geht aber die beiden sind bereits kleine "Campingexperten" und kommentieren unsere Fragen fachmännisch.

Ziel ist der Reschen Pass und Österreich

Zeit Abschied zu nehmen...

Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Reschen Pass und damit auch zur Grenze nach Österreich. Der Anstieg auf die Passhöhe ist insgesamt  recht human aber auf dem Radweg gibt es immer wieder Stellen mit bis zu 19% Steigung so dass wir ziemlich ins Schnaufen kommen.

Ein Trent der auf der Reise bis aktuell vollständig an uns vorbei gegangen ist sind E-Bikes. In Italien und Südtirol treffen wir erstmalig auf riesige Mengen von E-Bikern. Auf den Radwegen in Tirol  scheinen ca. 70 % aller Radfahrer  mit Unterstützung unterwegs zu sein und manchmal fällt es uns nur auf weil irgendwas "nicht stimmt".

Ich frage mich was mir merkwürdig vorkommt als uns am späten Nachmittag beim bergab fahren bei frühlingshaften Temperaturen ein Pärchen entgegen kommt. Wir haben Gegenwind, die beiden Rückenwind. Ich stutze und komme erst viel später auf die Lösung. Es sind die Jacken...die beiden fahren bergauf im Rückenwind  und habe Daunenjacken an.

Viele der Fahrradvermietungen bieten auch nur noch E-Bikes an. Vor allem aber auch geführte Touren bei denen die Touristen per Bus auf den Pass hochgefahren werden und dann mit E-Bikes wieder runter rollen. 

Die letzten 10 Kilometer vor der Grenze nach Österreich sind nahezu flach. Wir erreichen den Stausee und dessen bekanntes Wahrzeichen, den Glockenturm der ehemaligen Pfarrkirche St. Katharina. Der unter Denkmalschutz stehende Turm ist das einzige erhaltene Gebäude des ehemaligen Ortes. Alle anderen Häuser des Dorfes Graun wurden vor dem ersten Vollstau des Sees gesprengt.

Von den ca. 100 Familien aus den Orten Graun und Rechen blieben nur 35 und bauten ihre Häuser an höher gelegenen Stellen wieder auf. Die anderen Familien, die hauptsächlich von der Viehzucht lebten, siedelten aus Mangel an landwirtschaftlicher Nutzfläche um.

Heute ist die Gegend um den Stausee ein bekanntes Naherholungsgebiet. Es gibt Radwege, Wanderwege um den See und viele Touristen aus der Welt kommen um den Glockenturm im See zu fotografieren.

 

am Reschensee

Glockenturm der ehemaligen Pfarrkirche St. Katharina im Stausee

Wir erreichen unser 29. Reiseland, Österreich und legen nochmals eine Megaetappe ein denn das Wetter soll umschlagen und wir wollen es deshalb noch schaffen zu unseren Freunden Niki und Philip in Innsbruck zu radeln. Hinter dem Rechenpass erreichen wir zügig die Inn und radeln auf dem "bequemen" Innradweg bis nach Innsbruck.

Niki und Philip, mit denen wir mehrere Monate in Südamerika geradelt waren, und mit denen wir auch unser gemeinsames Ziel Ushuaia erreichten sind selbst erst vor wenigen Tagen von ihrer letzten "Radweltreiseetappe" angekommen.

Über einen längeren Zwischenstopp in Honduras zum Tauchen ging es für die beiden über London, Frankreich, Brüssel und Deutschland zurück in ihre Heimat. Vier Jahre waren die beiden unterwegs. In ihrer gemütlichen aber eben noch fast leeren Wohnung mit sensationellem Bergblick campieren wir wie in alten Zeiten.

Das Zelt müssen wir zwar nicht aufbauen aber Isomatte, Campinggeschirr und Schlafsäcke bieten den gleichen "Komfort" wie sonst auch...

auf dem Weg nach Innsbruck

auf dem Innradweg

kurz vor Innsbruck dann doch noch ein kurzer Regenschauer...

Unsere Reise neigt sich dem Ende zu. In wenigen Tagen werden wir mit unseren treuen Rädern in der alten Heimat Deutschland und bei unseren Familien ankommen. Unsere Heimfahrt könnte man auch unter dem Motto "Tour de Friends" zusammenfassen. Von Innsbruck geht es weiter nach München. Dort werden wir Teresa besuchen mit der wir auch in Thailand 3 Wochen gereist sind. Von dort aus geht es weiter zu unseren "Engeln" nach Fulda!

Die Reise ist also noch nicht zu Ende...wir werden natürlich wie immer berichten :-)