dream on two wheels

"Hello, Sabaidee, Bye Bye" (17.1.-6.2.18)

In Laos ticken die Uhren langsamer. Manchmal kommt es uns sogar vor als sei die Zeit stehen geblieben. Hektik, Zeitdruck und Ungeduld scheinen hier Fremdwörter zu sein.  Das ganze Land strahlt ein unglaublich positive und gelassene Atmosphäre aus. Zuletzt haben wir derartiges in Kolumbien empfunden. Sobald wir die Stadt Luang Prabang verlassen haben schallt es aus jeder Ecke "Sabaidee", "Hello" und "Bye Bye". Oft können wir im Vorbeifahren die hellen Kinderstimmen erst in letzter Sekunde orten und zurück winken. Manchmal kommen die Kinder wenn sie uns in der Ferne gesichtet haben blitzschnell  an den Straßenrand gelaufen, stellen sich in einer Reihe auf und wollen unsere Hände beim vorbeifahren abklatschen. Laos macht Spaß! Ich wage sogar zu behaupten "Laos macht glücklich"! Wenn wir den Kindern  zurückwinken brechen die kleinen manchmal in ein so lustigen Freudentanz aus das man einfach laut lachen muss. Aber nicht nur die Kinder, auch die Erwachsen rufen, winken und lachen uns zu. Manchmal kommen wir uns vor lauter zurückwinken vor wie die Queen...

als wir früh morgens Luang Prabang verlassen beobachten wir in einer Seitenstraße ein Jahrhunderte altes Ritual: Den Almosengang der Bettelmönche.

Der Norden von Laos ist bergig.

Wir erreichen den Ort Vang Vieng. Nachdem wir krankheitsbedingt bereits eine Woche in Luang Prabang bleiben mussten legen wir hier nochmals einen Pausentag ein. Vang Vieng war in der Vergangenheit ein beliebter Party Ort für Reisende aus aller Welt. Beim sogenannten Tubing  (mit Autoreifen auf dem Fluss treiben lassen) war es leider mehrfach durch Alkoholexzesse zu Todesfällen gekommen das die Polizei für härtere Richtlinien sorgte. Heute muss die laute Musik um Mitternacht ausgestellt werden, Alkohol ist während des Tubings verboten und man versucht nun Touristen durch Aktivitäten wie Wandern, Kayaken und Klettern anzulocken. Insgesamt gefällt uns der  idyllisch gelegene Ort aber nicht. Den Blick zum Fluss versperren inzwischen riesige Hotellbunker. Asiatische Touristengruppen scheinen inzwischen die Hauptzieladresse der Touranbieter zu sein und Unterkunfts- und Essenspreise sind wie überall auf der Welt wo es viele Touristen gibt maßlos in die Höhe geschnellt.

Wir freuen uns aber unsere Mägen mit herrlich belegten Baguettes füllen zu können und ein Spaziergang am Fluss bietet trotz der vielen Hotels einen herrlichen Blick auf die umliegende Bergwelt!

Eingangsportal zu einem Tempel in Vang Vieng

Bergblick in Vang Vieng

Nach Vang Vieng verlassen wir allmählich die Bergwelt und nähern uns der Hauptstadt Vientiane und dem eher flachen Mekong Tiefland. Wir müssen leider ziemlich reintreten weil unser Visum nur für 30 Tage gültig ist und wir seit langem Mal wieder einen Zeitplan einhalten müssen. Anfang März fliegen wir von Bangkok aus nach Europa und wollen bis dahin gerne noch ein bisschen Zeit in Kambodscha verbringen. Nach Bangkok zurück radeln müssen wir natürlich auch noch. Nachdem wir zuerst geplant hatten unser Visum für wenigstens 5 Tage in der Hauptstadt zu verlängern entscheiden wir uns dagegen. Wir geben einfach Gas. Wir fahren fast jeden Tag 90 oder mehr Kilometer und kommen trotz nervigem Wind zügig voran. Irgendwann beginnen die Tage zu verschwimmen. Wir wissen nicht mehr welcher Wochentag ist. Die Landschaft ändert sich kaum, trotzdem wird uns nie langweilig. Wir folgen der Nationalstraße 13 entlang des Mekongs. Den Fluss sehen wir aber leider nur an wenigen Stellen. Dorf um Dorf reiht sich entlang der Straße und das macht das ganze so interessant. Es gibt immer irgendwas zu gucken. Das Leben der Laoten spielt sich entlang der Straße ab und für uns ist es fast wie ein Kinofilm aus einer anderen Zeit. Schweine, Wasserbüffel, Kuhherden, Hühner und Gänse scheinen sich tagsüber selbst überlassen. Manchmal haben wir auch den Eindruck das zur Schule gehen eher ein Zeitvertreib als eine Pflicht ist. Auch die Kleinkinder sehen wir tagsüber oft alleine am Straßenrand spielen oder in Begleitung ihrer kaum ein oder zwei Jahre älteren Geschwister.

Morgenstimmung auf der Landstrasse

Laos hat definitive ein Müllproblem. So viel Müll haben wir bis lang nur in Mexiko gesehen wobei die Müllmassen aus Mexiko auch Laos nicht toppen kann. Dennoch, das Bewusstsein Müll nicht einfach in den Straßengraben zu werfen fehlt in Laos noch komplett. Hauptsächlich sehen wir Plastikflaschen und Plastiktüten. Leider bekommt man auch in Laos in jedem kleinsten Lädchen alles in eine Tüte verpackt. Diese Tüten werfen die Leite eins zu eins auf die Straße und der Wind verteilt diese über alle Felder. Einige Familien sammeln ihren Müll und verbrennen ihn morgens. Das führt dazu das ganze Dörfer und Täler unter eine übel riechenden Dunstglocke verschwinden.

ein traditionelles Haus aus geflochtenen Wänden

Tempelbedarf

Wir sind positiv überrascht über die teils recht guten Englisch Kenntnisse der Laoten. Manchmal schleusen sich trotzdem kleine (lustige) Fehler ein...

getrockneter Fisch

In Richtung Hauptstadt sind wir über den starken Autoverkehr überrascht. Wir sind uns nicht sicher ob die vielen neuen Geländewagen mit Laotischem Kennzeichen wirklich Laoten gehören oder zu den vielen ausländischen Energie- und Bergbaufirmen gehören. Der Kontrast der teuren Autos zu dem einfachen Leben in den Dörfern wirkt auf uns befremdlich. Wir haben den Eindruck das Laos aktuell ein Land im großen Wandel ist. Ob es wirklich Fortschritt für die Laoten ist können wir schwer beurteilen. Entlang des Mekongs sehen wir immer wieder Schilder chinesischer Energiekonzern und Bergbaugesellschaften. Ob etwas von dem Geld im Land bleibt wissen wir nicht. Wir sehen allerdings das in fast allen Dörfern die alten Holzhäuser durch neue Steinhäusern ersetzt werden. Jedes Haus ist mit einer Satellitenschüssel ausgestattet und wirklich jeder besitzt ein Smartphone. Es ist ein Bild was sich mit der Reise mehr und mehr in das Gedächtnis schleicht. Egal wo wir  auf der Welt sind, egal wie arm das Land ist,  Menschen sitzen vor ihren Lädchen, Restaurants oder in Hängematten unter einem Holzhaus auf Stelzen und starren auf ein Telefon. Ähnlich wie in Lateinamerika wurde das Zeitalter des Festnetz Telefons komplett übersprungen. Von einem Dorfladen mit Festnetz zu einer gesamten Bevölkerung mit Mobiltelefonen :-)

In der Hauptstadt Vientiane

Diese Traktor artigen Kutschen sehen wir jeden Tag. Perfekt für die Großfamilie :-)

Morgens, Kinder auf dem Weg zur Schule. Die Räder in Laos haben praktischer Weise einen gepolsterten Gepäckträger das man notfalls immer jemanden mitnehmen kann :-)

Schulausflug

Vielerorts wird die Straße wegen des zunehmenden Autoverkehrs ausgebaut

In Laos gibt es keine Supermärkte. Selbst in der Hauptstadt nicht. Ausnahme ist der Importsupermarkt "Rimpings" dessen Fialen es bereits in Thailand gab. Wohl eher für europäische Expats gedacht. Selbst für uns ist sämtliche Ware vergoldet. Wir kaufen also auf den lokalen Märkten ein. Diese sind fast immer am Rad größerer Dörfer gelegen. Die zahlreichen Lädchen die die Straße säumen führen in der Regel keinerlei Frischwaren. Das muss man wissen sonst sitzt man auf dem Trockenen wenn es ums Kochen geht. Das wir lieber selbst Kochen haben wir schnell gemerkt. Die immer und überall erhältliche Nudelsuppe ist auf Dauer nicht geeignet um hungrige Radlermägen zu füllen. Wir kaufen inzwischen auf den Märkten immer auf Vorrat ein. Tomaten, Gurken, Zwiebel, Eier, Baguette, Obst und Reis. Viel mehr "definierbares" finden wir auch schon nicht. Mittags gibt es belegte Baguettes mit Chilisauce, Tomate und Gurke. Wenn wir in touristischere Orte kommen ergattern wir manchmal eine Packung Schmierkäseecken. Außer Baguettes und Schmierkäse ist leider kulinarisch nicht viel aus der französischen Kolonialzeit übrig geblieben. Damit endet das Kapitel aber auch schon. Abends brutzeln wir uns ein Gemüse Omlette mit Reis...Wir freuen uns auf Europa!!! 

Angst vor dem Verdursten muss man als Radfahrer in Laos zum Glück aber nicht haben. Und obwohl wir uns nahrungstechnisch täglich quälenden Fantasiereisen geschlagen geben müssen gibt es alle paar Kilometer ein kleines Lädchen mit vom feinsten gekühlten Getränken. Eine Soda kostet umgerechnet 50 Cent. Da fließt ab der Mittagshitze so einiges in unsere Mägen!

Auf unserer Route treffen wir so viele Radfahrer wie schon lange nicht mehr. Fast täglich kommen uns andere "Kollegen" entgegen. Die meisten sind wie wir länger unterwegs. Einige sogar von Europa aus nach Asien geradelt. Hier treffen wir gerade auf zwei Iraner die uns sofort einladen bei ihnen zu übernachten sollten es uns eines Tages durch den Iran führen. Was bezüglich  besonderer Gasfreundschaft für die meisten Fahrradfahrer in Lateinamerika Kolumbien ist soll für die  Route von Europa nach Asien der Iran sein!

Abseits der Hauptstraße sehen die Wege so aus! Es erinnert uns ein bisschen an Australien :-)

frisch gefertigte Hauswände

In Laos gibt es immer wieder Verkaufsstände entlang der Straße. Fast immer wird über ein bis zwei Kilometer das gleiche Produkt verkauft. Hier sind es Bananen. Wir haben aber auch schon Wassermelonen, getrockneten Fisch, geflochtene Körbe oder andere Produkte gesehen. Ganz nach dem Motto: wenn es bei einem gut läuft, warum beim nächsten Stand nicht auch? Selbst in den Städten sind oft alle Stände die belegte Baguettes oder Fruchtgetränke anbieten in einer Reihe aufgebaut! Das wäre so als gäbe es in Deutschland 30 Döner Stände oder 20 Frittenbuden nebeneinander :-)

Derzeit scheint es einen regelrechten Boom zu geben was Tankstellen angeht. Alle paar Kilometer finden wir eine entlang der Hauptstraße. Manchmal sogar (nach dem altbewährten Prinzip) drei nebeneinander. Dann allerdings von drei unterschiedlichen  Gesellschaften. Fast allen sieht man an das sie erst vor kurzen gebaut wurden.

Das gute für uns....es gibt immer eine Toilette und einen gut gefüllten Kühlschrank.

die Dorftankstelle

natürliche Geschwindigkeitsbegrenzung...

 

einkaufen mal anders

Einfahrt in die Stadt Pakse

Nach 700 Kilometern in 8 Tagen erreichen wir den ersten größeren Ort an der Strecke. In Pakse wohnen wir in einem sympathischen Guesthouse in einer ruhigen Nebenstraße. Die Stadt ist für die meisten der Ausgangspunkt für eine 3 Tägige Motorroller Tour zu Wasserfällen und kleinen Dörfern die wir aber zeitlich nicht schaffen. Wir legen dennoch einen Pausentag ein und besuchen den Markt.

Es ist für uns nach wie vor immer ein absoluter Spaß über diese  verrückt und chaotisch wirkenden Märkte Südamerikas und Asiens zu laufen.  Besonders in Asien haben wir oft keine Ahnung was in den Tiegeln, Eimern und Körben darauf wartet gegessen zu werden. Unser Favorit ist die undefinierbare braune Suppe im riesigen blauen Bottich die man sich in eine Plastiktüte abfüllen lassen kann. Wir meinen Froschformen in der Suppe entdeckt zu haben. Wer weis vielleicht das Laotische Gegenstück zur Erbsen, bzw. Gulaschsuppe?

Radkos eindeutiger Favorit...die Würstchenabteilung!

Reisnudeln, bereits vorgekocht

???

Laos ist gemessen an seiner Einwohnerzahl das am stärksten bombardierte Land der Welt. In den neun Jahren des zweiten Indochinakrieges warfen die US-Streitkräfte zwischen 1964 und 1973 mehr als 2 Millionen Tonnen bzw. 270 Millionen Streubomben auf Laos ab. Davon ca. 30 Prozent Blindgänger. Das machte im Schnitt eine Bombe alle 8 Minuten. Bis heute liegen viele von diesen Blindgängern unentdeckt im Boden. Pro Jahr soll es bis zu 50 neue Opfer geben.

Circa 20  Organisationen zur Bombenentschärfung sind in Laos seit Jahren aktiv. Seit 1994 haben die Helfer in mühseliger Arbeit ca. eine halbe Million von insgesamt 80 Millionen Streubombenblindgängern gesprengt.

Wild Zelten sollte man in Laos deshalb nur sehr  vorsichtig! Wir zelten kaum denn die Preise der Unterkünfte sind so niedrig das es sich kaum lohnt das Zelt aufzubauen. Für 4-6 Euro bekommen wir auf dem Land bereits ein Doppelzimmer mit eigenem Bad.

Bei den Unterkünften entscheiden manchmal 1 oder 2 Euro zwischen Kammer des Schreckens und Wohlfühloase. Für 4-5 Euro bekommt man ein (sehr) einfaches Zimmer, meist mit Toilette und Wasserhahn (Eimerdusche). Leider in der Regel voller Insekten und nicht besonders hygienisch. Für nur 2 Euro mehr gibt es oft schon ein tolles Zimmer mit warmer Dusche. Die größte Plage in Laos sind Ameisen. Wir mussten sogar einmal eine Unterkunft verlassen weil es nicht ein Zimmer gab in dem nicht riesige Ameisenhorden waren. Und wir meinen wirklich nicht eine kleine Ameisenstraße sondern hunderte von riesigen Feuerameisen die die Wände belagerten. Wir bekamen aber problemlos unser Geld wieder und ein schönes Zimmer zwei Kilometer weiter.

Inzwischen haben wir auch ein Ameisenspray dabei. Sind wir normaler Weise keine großen Fans von aber bevor sie im Bett krabbeln (hatten wir auch schon) muss es eben sein.

Je weiter wir Richtung Süden kommen desto ruhiger wird die Straße!

Wasserbüffel

abklatschen muss sein :-)

Wir erreichen die Region "4000 Islands". Von hier ist es nicht mehr weit zur Grenze nach Kambodscha. Im Sonnenuntergang nehmen wir die kleine Passagierfähre auf die Insel Don Det. In dieser Region fächert sich der mächtige Mekong auf und umfließt unzählige kleine Inseln von denen aber nur wenige bewohnbar sind. Wir finden ein einfaches Zimmer auf der "Sonnenuntergangsseite" im ruhigeren Norden der Insel. Hier kann man nicht viel machen außer den Booten auf dem Fluß zuschauen, bei Sonnenuntergang ein Bierchen trinken und mit dem Fahrrad über holprige Sandwege die Insel erkunden.

Ach ja und natürlich in der Hängematte liegen....wir machen natürlich alles! Hier kommt man so richtig zur Ruhe. Die Zeit schein hier noch langsamer zu ticken als im Rest von Laos.

Die 4000 Islands sind eindeutig unser Favorit in Laos. Wer abschalten möchte, Ruhe sucht und mal so richtig die Seele baumeln lassen möchte kann das hier noch finden. Es gibt reichlich Holzbungalows zur miete. Die meisten sind preiswert und sehr einfach. Fast alle mit Flußblick. Restaurants, Bars und Lädchen gibt es natürlich auch aber alles ist noch sehr rustikal und Uhrig. Noch gibt es hier keine großen Hotelbunker. 

Das Hinterland der Insel

Mekong Wasserfälle

Bei Sonnenuntergang werden die Fischernetze ausgeworfen

Wir haben die Zeit in Laos sehr genossen. Laos ist ein Land das trotz seiner Armut und traurigen Vergangenheit eine absolute Ruhe und positive Energie ausstrahlt. Für uns steht fest : Laos macht glücklich!!! Wir verlassen dieses sympathische Land nur sehr ungerne, sind aber dennoch schon sehr gespannt auf unser nächstes Land Kambodscha.

Wir werden natürlich darüber berichten :-)