dream on two wheels

Zum NordKapp

12.06.2014

Es ist 2:20Uhr. Den kleinen Zettel knülle ich fest in meiner rechten Hand zusammen, es ist der letzte, der die Aufschrift trägt „2 do ICT“. Der anschließende Blick auf die Uhr signalisiert mir 2:30uhr, ja es ist der Tag des Abflugs, der 12.06, wovon ich schon so lange erzählt habe ... jetzt das letzte mal hinlegen (schlafen würde ich es nicht nennen) und um 6Uhr aufstehen. Eine kurze Nacht, sehr kurz. Die Nächte im Norden werden noch kürzer sein, aber dennoch genügend Zeit zum Schlafen bieten und zum AUSschlafen. YEAR! Ich freue mich … öffne eine Flasche eiskaltes Licher, das letzte preislich erträgliche für die nächsten 2-3 Wochen. Es ist schnell leer und ich falls ins Bett.

Gänsegequarke ertönt in meinen Ohren, es ist mein Telefon, mein Wecker; es muss jetzt 6:00uhr morgens sein, zeit aufzustehen. Ein kurzes Frühstück mit Kaffee und das letzte Mahl ist zu mir genommen. Um 8:00uhr fährt mich mein Vater an den Flughafen in Frankfurt, alles läuft wie geplant, 4h puffer bis zum Abflug muss sein. Die Autobahn ist meistens um diese Uhrzeit sehr voll, uns schwupps 11km zähflüssiger bis stillstehender Stau vor Frankfurt. Es reicht um zeitig am Flughafen zu sein. Vielen Dank für den Airport schuttle. Die Gepäckaufgabe ist fast problemlos, lediglich der Preis für die übergroße und 32kg schwere Radbox stimmt nicht mit den Webinformationen überein. Sie sollte im April noch 150€ kosten, jetzt 3 Tage zuvor schrieben sie 85€. Gern gebe ich der jungen Frau am Schalter die von ihr gewünschten 50€ und bin schnell in dem Terminal 1 bei Starbucks quasi beim Muffin auschecken.

Der Abflug von FFM ist perfekt, auch der vorgesehene Zwischenstopp in Oslo verläuft problemlos. Am Abflugsterminal für den Weiterflug nach Kirkenes wird das lokale Wetter auf der Anzeigetafel angezeigt, ...sie haben sich bestimmt vertan. 5°C und Regen kann nicht sein.

Ab Oslo bekam ich ebenso einen Festerplatz und die Sonne steht ab 15 Uhr ständig und so lange am Horizont auf identischer Höhe bis wir den Landeanflug nach Kirkenes um 21:00Uhr in Angriff nehmen. Wir huschen durch die Wolkendecke und landen in einer grauen Suppe mit Regen. Naja, schaut doch gar nicht so kalt aus, bis die vordere Tür aufgeht, ohhhhh sch.... ist das kalt, buhhhhhh! Temperatursturz innerhalb 24h von 35°C in Hessen auf 5°C Kirkenes. HART!

 In nur drei Minuten an der Gepäckausgabe kommt tiefere Entspannung zum Vorschein. Meine Tasche und als letztes Gepäckstück aller Reisenden die Rad-Box, danach wird das Band abgeschaltet und die Mitreisenden verdünnisieren sich in Autos und Busse. Jetzt stehe ich hier, allein, draussen ist quasi kalter Herbst. Einen Bediensteten frage ich ob ich mein Rad zusammenbauen darf, er versteht kein Wort enlish. Kurz darauf schneide ich die Box auf und starte mit dem Zusammenbau.

 

2h dauert es bis alles aufgebaut ist, dann zögere ich in den kalten Dauerregen einzutauchen. Aber wohin sonst? Der Flughafen schließt um Mitternacht, hier kann ich nicht übernachten. Ok, rein in die Regenklamotten und los. Es ist taghell. Schnell hab ich das kleine Flughafengelände verlassen und schau mich etwas um, an der nächsten Kreuzung steht ein Schild nach Kirkenes 12km.

Beim Fotografieren des obligatorischen Bildes, kommt plötzlich ein Regenbogen zum Vorschein, um fast Mitternacht, unglaublich das Ereigniss. Ich bin ko, und radele noch ca. 2km bis eine kleine Einfahrt kommt und campiere neben der Strasse. Abendessen fällt wegen Benzinmangel aus. Die Nacht knurrt mein Magen, es ist hell, kalt und regent überwiegend. Urlaub? Freiwillig? Ja! Es kann nur besser werden, Entspannung, hoffentlich später.


 

13.06.14 Kirkenes

Der Regen brasselt noch immer auf das Zeltdach, ich bleib noch eine Weile liegen, keiner wartet auf mich. Hell ist es sowieso, also könnte mich auch Nachts jeder sehen. Bis alles zusammengepackt ist dauert es seine Zeit. Dann aber radele ich in Richtung Kirkenes. Auf dem Weg der einzige Camping, wovor ich kurz stoppte um mir einen Eindruck zu machen. Sofort sprachen mich zwei Deutsche mit einem Camper an und gaben mir weniger erfreuliche Infos: In Kirkenes gäbe es weder Kronen am Automat noch habe die Bank Bargeld zum wechseln, Russen würde die Automaten leeren. Perfekt mit meinen 300Konen komme ich nicht weit. Ich radele weiter in das Dorf um zu schauen wo Bargeld, Einkaufsmöglichkeiten, Tankstelle, Touristeninfo und die Hurtigruten sind um alle Info für die Fähren-Weiterfahrt bis Honningsvag zu bekommen. Alles problemlos, danke für die Nervosität. Gefühlt um die Mittagszeit war ich fertig mit meinen zu erledigenden Dingen, nicht nur vom Organisatorischem, ich bin ko. Ich radele zurück zum Camping, während ich mein Pasta koche in der schön eingerichteten Campingküche, schneide ich den frisch importierten Südtiroler Speck an. :-)

Alles ist schnell vertilgt und ich falle um 14:00Uhr mittags mit der Mütze über den Augen ins Zelt. Abends geselle ich mich zu einigen Campern in die Küche, wo wir bis 20:00Uhr plaudern. Mein erstes Jobangebot im Juli zwei Wochen „Garnelen fahren“ (Flughafen-hafen) lehne ich dankend ab, ich möchte erstmal „Rad fahren“. Ein dt. Motorradfahrer, heute aus Finnland kommend, gibt mir sein letztes Bier und der Abend nimmt ein viel geselligeres Ende als der Letztere.


14.06.2014 Getting to North cape (48km) -1

Frühstücken zusammen unter Zweiradlern, Lavazza Kaffe aus Alpini Mokka, schmeckt und weckt perfekt.

Um ca. 10Uhr geht der Weg zunächst an den Hafen Kirkenes um Ticket und die Hurtigruten zu nehmen. Alle Menschen, die mir begegnen sind sehr entspannt. Keine Hecktik kein Stress.

Endlich an Board geselle ich mich in die Internet area. Im Nu sind wir in Vardo, die östlichste Stadt in Norwegen, durch die Lautsprecher ertöhnt in fast allen europäischen Sprachen, dass diese stadt auf der Höhe von St Petersburg und Istanbul liegt. Gut zu wissen. Die Fahrt geht weiter … nach Süden ein atemberaubender Blick auf die Küste.

Ich suche mir schonmal eine schöne Ecke aus um mich für die nur 3-4h hier an Bord später gegen Mitternacht hinzulegen. Um 5:30 wird das Schiff in Honningvag ankommen. Bei meiner Durchsicht der Lageplans an Bord fällt mir sofort die Sauna auf. Die letzten 30min nutze ich aus um nochmal Wärme zu tanken, in ca. 2h könnten ich nochmal einen Besuch dort machen, falls mir zu kalt wird. Kurz darauf gehe ich an Deck um einige Bilder von der Kulisse zu machen. Auf Deck blässt ein einkalter stürmischer Wind, nach nicht einmal 30 sec. bin ich wieder in der Bar und esse eine schöne wohlschmeckende Pizza. Nachdem ich die Mitternachtssonne von Deeck bewundert habe und nahezu keine Touristen mehr zu sehen sind lege ich mich auf die gemütliche Couch für 4h und schlafe ein wenig.

15.06.2014 Getting to North cape -2 (48km)

Meinen Wecker brauche ich nicht, die Nervosität zu verschlafen, weckt mich rechtzeitig 1h vor Ankunft. Ein kleiner Kaffee auf der MS Kong Harald muss dennoch sein, wer weiß was in diesem kleinen Ort um halb sechs Uhr morgens schon geöffnet hat? Alles Weitere läuft problemlos und in aller Kürze stehe ich am Hafen. Die Luft hier oben ist verdammt kalt. Sofort krame ich die Daunenjacke heraus … die Finger sind schon nach diesen zwei Minuten ohne die lange Handschuhe kalt. Daunenjacke über alle anderen Kleidungslagen, die ich bereits trage und zuletzt die Regenjacke, meine zwei langen Hosen plus Radlerhose müssen vor der Kälte schützen. Mein Tacho zeigt die Temperatur von 4°C an. Die Strecke von 35km bis zum Nordkap ist bereits an der Ortsausfahrt gut ausgeschildert. Ich überlege kurz – in ca. 3h müsste ich spätestens dort sein. Das klappt. Die ersten flachen 5km laufen abgesehen von dem Regen gut.

 An dem folgenden Camping stoppe ich für ein Frühstück, wobei es sofort anfängt zu schneien. Ich überlege wegen den Wolken verhangenen Bergen, einen Tag hier unten zu bleiben oder das Nordkap auszulassen und von hier Richtung Kirkenes. Auslassen kommt nicht in Frage, hier übernachten wäre die Entscheidung zu früh am Tag, also versuchen und schauen bis wie weit hoch ich radeln kann. Immer wieder halte ich an um Kleidung auf oder zu zu machen oder auch Bilder von der schönen Landschaft zu schießen. Ein Schild steht am Wegesrand, 20km sind es noch, die Straße führt über ein Hochplateau, wobei der kalte Wind extrem stark drüber bläst. Zwischendurch immer wieder etwas Schnee unter dem Regen.

Meine Reisegeschwindigkeit liegt unter 10km/h, der Anstieg bis zu 14% Steigung und Gegenwind bei 3-5°C machen es einem Radler nicht sonderlich leicht. Hinzukommt sicherlich auch noch, dass ich vor drei Tagen bei 35°C zu hause sehr geschwitzt habe, und jetzt mit Sicherheit ebenso bei diesen Anstiegen Schwitze, nur unter der Regenjacke. Am Ende des Hochplateaus, kommt die Belohnung für das Risiko hier hoch zu starten als auch für den Leid des Anstiegs. SONNE und die Wolken verschwinden fast alle. Wunderschön ist der weite Blick in die Kulisse aus Geröll und Schneeresten des Winters. Schwer mit Worten zu beschreiben. Ich komme an einem sehr schönen See vorbei und halte um mein drittes Frühstück einzunehmen. Meine Regensachen auszuziehen und über dem Rad zu trocknen. Dann nehme ich die letzten 13km zum nördlichsten Kapp in Angriff. Die Strecke kommt mir wegen den weiteren Steigungen und wegen des Gegenwinds sehr lang vor. Dennoch erreiche ich ziemlich ausgepowert das Nordkapp.

Für Radfahrer ist das Visitercenter kostenlos. Eine Motivation mit dem Rad hier oben anzukommen. Ich treffe Christoph, den Motorradfahrer vom Camping aus Kirkenes, wir besuchen die zwei Kordkapp 3-D Filmchen, trinken einen Kaffee zusammen und tauschen uns von der Strecke ein wenig aus. Auf meiner bevorstehenden Strecke gibt es also nicht viel Service in Sachen Camping und Einkaufsmöglichkeiten. Nach ca. 2h begebe ich mich in Richtung Süden. :-) Ab jetzt wird es wärmer. Auf dem kleinen nördlichsten Camping --> der Welt<-- kampiere ich. Noch beim Zeltaufbau zieht ein Schneeschauer auf und prüft meine Aufbaufähigkeit unter kalten stürmischen und unter stark Schneefall -Bedingungen-.

Gemeistert, eine gute Portion Radler Pasta beenden den Tag. :-) Vorn in der Rezeption wird Fußball übertragen, jedoch bin ich zu ko ein solches langes Spiel mir anzuschauen.

Solangsam nähere ich mich dem Norden .-)

 

STARTING POINT !

Link zum Norwegen Bericht